Nach Corona gibt es mittlerweile bereits das nächste infektiöse Gespenst – die Affenpocken sind derzeit in aller Munde und geistern bereits seit einiger Zeit auch regelmäßig durch die Medien. Doch was hat es mit dem Virus auf sich, woher kommt er und was mache ich, wenn ich mich angesteckt habe?
Die Affenpocken sind das nächste infektiöse Schreckgespenst, das in den letzten Monaten nach Corona durch die Medien geistert. Doch was hat es damit auf sich und wie real ist die Bedrohung durch das Virus?
Was sind die Affenpocken und woher kommen sie?
Sie werden durch das Monkeypox-Virus (MPXV), früher Orthopoxvirus simiae, ausgelöst, das sich überwiegend auf Nagetiere als Wirte konzentriert. Manchmal kommt es auch zu Fehlbesiedelungen, beispielsweise im namensgebenden Säugetier, wo es erstmals 1958 in Javaneu-Affen entdeckt wurde. Das DNA-Virus vermehrt sich in der Zellflüssigkeit und kann dort einige Gene so verändern, dass verschiedene Abwehrmechanismen des Immunsystems geschwächt werden. Auch eine Anpassung an die Gegebenheiten im Immunsystem des Menschen wurde beobachtet. Nach Ausrottung der echten Pocken wurden vor allem in den tropischen Regionen in Zentral- und Westafrika Übertragungen auf den Menschen beobachtet. Die Infektion erfolgt meist durch Bisse von infizierten Tieren, durch Verzehr von nicht ausreichend erhitztem infiziertem Fleisch, durch Kontakt mit den typischen Hautveränderungen oder sonstigen Sekreten der Tiere oder dadurch kontaminierten Gegenständen.
Eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist im Weiteren laut dem aktuellen Stand der Wissenschaft nur bei engem Körperkontakt möglich. Durch Kontakt mit Körperflüssigkeiten, dem Inhalt der durch die Pocken verursachten Hautbläschen oder dem in Folge entstehenden Hautschorf im Rahmen der Wundheilung. Eine Übertragung durch eine Tröpfcheninfektion kann über minimale Läsionen der (Schleim-)Haut (beispielsweise in Auge, Mund, Nase, Genitalien oder Anus) am Körper und wohl auch in den Atemwegen erfolgen. Über diese Eintrittspforten erreichen die Viren ihr nächstes Opfer und vermehren sich dort munter weiter.
Wie verläuft eine Infektion mit MPXV?
Etwa fünf bis 21 Tage nach der Infektion kommt es häufig, aber nicht immer, zu unspezifischen Krankheitssymptomen wie Fieber, Schüttelfrost, Leistungsminderung, Kopf- und Rückenschmerzen, muskelkaterartigen Verspannungen und Lymphknotenschwellungen. Im weiteren Verlauf entwickeln sich die typischen pockenartigen Hautläsionen, die zum Teil sehr schmerzhaft sind. Neben einer Rötung kommt es zu einer Pustel- beziehungsweise zur Bläschenbildung auf der Haut. Diese Hautläsionen verkrusten im Verlauf und fallen dann ab. Die Hautausschläge können am Stamm, an den Extremitäten und am Kopf auftreten. Aber auch die Schleimhäute insbesondere an Mund, Augen und Genitalien bleiben oftmals nicht verschont. Das Abheilen nimmt in aller Regel zwei bis vier Wochen in Anspruch, kann aber durch zusätzliche Infektionen mit hautspezifischen oder körperfremden Keimen verzögert werden. Nach diesen nicht seltenen Wundheilungsstörungen kommt es meist zu den namensgebenden narbigen Hautveränderungen, den Pocken. In seltenen Fällen verursacht MPV schwerwiegende Komplikationen wie Lungen- und Hirnentzündungen sowie Bindehautschäden am Auge bis hin zur Erblindung. Auch Todesfälle sind in den Ursprungsländern bei drei bis sechs Prozent der bekannten Fälle beschrieben.
Wie erfahre ich, dass ich mich wirklich mit MPXV angesteckt habe?
Der Nachweis für Affenpocken erfolgt über die typischen Hautläsionen. Dabei wird ein Tupfer intensiv über die flüssigkeitsgefüllten Bläschen oder Pusteln gerieben, bis er die Flüssigkeit aufgenommen hat. Oder die Flüssigkeit gleich mit einer kleinen Spritze abgesaugt und eingeschickt. Alternativ können im späteren Verlauf die Hautkrusten – in ein steriles Röhrchen verpackt – eingesandt werden.
Kriterien für den hochgradigen Verdachtsfall sind die obig beschriebenen Symptome, entsprechende Krankheitssymptome und Hautveränderungen und eine laut Fachinformation passende Vorgeschichte:
„Enger Kontakt zu nachweislich mit Affenpocken infiziertem Menschen innerhalb der letzten 21 Tage vor Symptombeginn
ODER
sexuelle Kontakte mit nicht festen Partnern in den letzten 21 Tagen – insbesondere bei Männern, die Sex mit anderen Männern haben
ODER
Tierkontakte beziehungsweise ein Aufenthalt in Endemiegebieten.“
Dabei betont das Robert-Koch-Institut, dass das Infektionsrisiko nicht auf sexuell aktive oder homosexuelle Menschen beschränkt ist. Es kann schlicht und ergreifend jeden erwischen. Dennoch findet sich bei den aktuellen Fällen eine extreme Häufung bei Männern, insbesondere bei solchen, die wechselnde männliche Geschlechtspartner haben. Hautläsionen finden sich in diesen Fällen in einem bestimmten Muster, das auf eine sexuelle Übertragung hindeutet. Diese Möglichkeit ist noch nicht abschließend bestätigt, aber trotzdem sehr wahrscheinlich.
Was gibt es zur Impfung gegen Affenpocken zu wissen?
Auch wenn das Risiko für einen schweren Verlauf mit Affenpocken nicht allzu hoch ist, besteht bei erhöhtem Infektionsrisiko eine Impfempfehlung: Personal, das mit dem Virus Umgang hatte, bereits nachweislich infizierten Personen ohne Symptome und die obig genannte Risikogruppe können eine Impfung mit dem seit Juli 2022 auf dem Markt erhältlichen Impfstoff Imvanex/Jynneos erhalten. Eine Grundimmunisierung erfolgt über zwei Impfungen innerhalb eines Zeitraumes von 28 Tagen. Die Vergabe erfolgt ausschließlich über bestimmte Impfzentren und aufgrund Impfstoffknappheit nur unter Einhaltung der genannten Vorgaben. Sie ist kostenfrei. In Regensburg ist sie nicht bei allen Ärzten, sondern nur bei den bekannten infektiologischen Schwerpunktpraxen und Klinikabteilungen erhältlich.
Was muss ich tun bei nachgewiesener Infektion?
Sollte sich der Verdacht bestätigen und eine Impfung aufgrund bereits bestehender Symptome nicht mehr möglich sein, sind Hygiene-Maßnahmen empfohlen, die mit denen nach einer Corona-Ansteckung vergleichbar sind. Also Isolation und in aller Regel aufgrund der bestehenden Meldepflicht auch eine vom Gesundheitsamt auszusprechende Quarantäne, die nach derzeitigem Stand für mindestens 21 Tage verhangen werden muss. Im Rahmen schwerer Verläufe kommt derzeit ein antivirales Medikament mit dem Namen Tecovirimat zum Einsatz, um das Schlimmste zu verhindern und eine baldige Heilung zu beschleunigen.
Für weitere Fragen bezüglich der Affenpocken stehen Ihnen ausführliche Informationen auf der Homepage des RKI, die „PoxApp“ der Charité, das Gesundheitsamt vor Ort und der Hausarzt Ihres Vertrauens zur Verfügung.
Gastartikel Dr. Heinz Lehmann