Um zu erleben, wie es sich anfühlt blind, taub, stumm oder gehbehindert zu sein, wechselten Sozialpflege-Schülerinnen und -Schüler des Beruflichen Schulzentrums Regensburger Land (BSZ) die Perspektive. Wie ihnen diese Erfahrung bei der Arbeit mit den von ihnen betreuten Menschen hilft.
Wie fühlt es sich an, blind, taub, stumm oder gehbehindert zu sein und mit diesen Einschränkungen leben zu müssen? Um das zu verstehen und am eigenen Leib zu erleben, wechselten Sozialpflege-Schülerinnen und -Schüler des Beruflichen Schulzentrums Regensburger Land (BSZ) im Rahmen eines Projekts gemeinsam mit dem Verein Phönix e.V. und dem Sachgebiet Hilfen in schwierigen Lebenslagen am Landratsamt in der Regensburger Altstadt die Perspektive.
Wie kann gleichberechtigt am gemeinschaftlichen Leben teilgenommen werden?
Ziel des „Perspektivwechsels“ ist es, den angehenden Sozialbetreuerinnen und -betreuern sowie Pflegefachhelferinnen und -helfern durch Selbsterfahrung aufzuzeigen, wie schwer es Menschen mit Beeinträchtigung haben, ihren Alltag zu meistern und sich damit möglicherweise als nicht „vollwertiges“ Mitglied der Gesellschaft zu fühlen. Ihre beim Projekt „Perspektivwechsel“ gemachten Erfahrungen sollen in ihre Arbeit mit den von ihnen betreuten Menschen einfließen. Diese sollen unterstützt, gefördert und aktiviert werden, damit sich ihre Lebensqualität, ihre Selbstständigkeit und Selbstbestimmung verbessern und sie gleichberechtigt am gemeinschaftlichen Leben teilnehmen können.
Verschiedene Stationen mit Rollstühlen und Simulationsbrillen
Um die Einschränkungen von blinden, tauben, stummen und gehbehinderten Menschen so realistisch wie möglich nachvollziehen zu können, wurden in der Regensburger Altstadt verschiedene Stationen mit unterschiedlichen Aufgaben errichtet. Zum Einsatz kamen dabei Rollstühle, Rollatoren, geräuschdämpfende Kopfhörer und Simulationsbrillen zu verschiedenen Sehbehinderungen.
Viele Hindernisse in der Stadt
Die dabei gemachten Erfahrungen waren gleichzeitig eine optimale Vorbereitung für die Berufsfachschülerinnen und -schüler auf das nun bevorstehende Praktikum in sonderpädagogischen Einrichtungen. So lautete auch der Tenor unter den Projektteilnehmerinnen und -teilnehmern im Anschluss an die gemeinsame Aktion. Zudem, so die Beteiligten, hätten sie am eigenen Leib erfahren, dass doch viele Hindernisse in der Altstadt den Menschen mit Einschränkungen das Leben schwer machen würden.
„Das ist gelebte Inklusion“
Laut Projektkoordinatorin Maria Pirzer (Phönix e. V.) ist der Perspektivwechsel ein Gewinn, da er nicht nur die Gelegenheit bietet, auf (bauliche) Barrieren aufmerksam zu machen oder zu sehen, was sich diesbezüglich vielleicht sogar verbessert hat, sondern auch echte Begegnungen auf Augenhöhe ermöglicht und dabei hilft, Berührungsängste auf beiden Seiten zu überwinden. „Denn nur, wenn wir gegenseitig aufeinander zugehen, treffen wir uns irgendwann in der Mitte der Gesellschaft. Das ist gelebte Inklusion“, so Maria Pirzer.
Landkreis Regensburg / RNRed