Zehn Minuten darf es dauern, bis nach dem Notruf die Feuerwehr am Einsatzort angekommen ist – das garantiert Bayern in seiner Hilfsfrist. Für dieses Versprechen stehen im Freistaat rund 326.000 Feuerwehrleute, von denen 97 Prozent ehrenamtlich engagiert sind. Was bedeutet diese Verantwortung für die Feuerwehren in Regensburg, wie gehen sie mit den Gefahren ihres Jobs um und wo ist der Unterschied zwischen Beruf und Berufung? Eine Reportage.
Nur circa 11.000 der Brandbekämpfer sind beruflich angestellt. Doch wie können Männer und Frauen, die im Alltag in Büros, auf Baustellen oder in gänzlich anderen Bereichen arbeiten, diese Verantwortung quasi nebenher stemmen? Wer betreut die freiwillige Feuerwehr, wer stattet die Feuerwehrleute aus und wer betreut sie auch psychisch? Die Leitung des Amts für Brand- und Katastrophenschutz der Stadt Regensburg, Iris Krimm, Stadtbrandinspektor Markus Weinbeck und Kreisbrandrat Wolfgang Scheuerer haben sich die Zeit genommen und vom Alltag der Feuerwehr, den besonderen Herausforderungen in und um Regensburg und dem Verhältnis zwischen freiwilliger und Berufsfeuerwehr berichtet.
Von München über Regensburg nach Ingolstadt
„Wir setzen in Bayern sehr auf das Ehrenamt“, weiß Wolfgang Scheuer, der für die 175 freiwilligen Feuerwehren des Regensburger Landkreises zuständig ist. „Das hat für die Kommunen als verpflichtete Träger auch finanzielle Gründe, da wir unsere gute und schnelle Versorgung sonst nicht leisten könnten.“ Denn die Mitglieder der freiwilligen Feuerwehren in Bayern arbeiten in der Regel ehrenamtlich, das heißt, sie werden für ihren Einsatz nicht bezahlt. Trotzdem gilt eine zehnminütige Hilfsfrist, sprich: Spätestens zehn Minuten nach Eingang eines Notrufs muss die Feuerwehr vor Ort sein. „Rechnet man Anrufannahme und andere Umstände mit ein, hat die Feuerwehr eigentlich nur sechs bis acht Minuten Zeit zum Einsatz zu kommen“, erklärt Scheuerer. Diese Hilfsfrist könne nur durch eine kleinmaschige und in großen Teilen eben Freiwillige Feuerwehr (FFW) gewährleistet werden. „Wenn man nach Schweden oder zum Beispiel Dänemark schaut, findet man hier Hilfsfristen von bis zu 20 bis 30 Minuten“, weiß der Kreisbrandrat. Dass zehn Minuten mehr oder weniger einen riesigen Unterschied machen, liegt auf der Hand.
Schwerverletzt in einem Fahrzeug eingeklemmt oder in einem brennenden Haus zu sein, sind dabei natürlich Extrembeispiele, zeigen aber die Wichtigkeit des bayerischen Versprechens. Doch im bayerischen Feuerwehrgesetz steht: Eine Berufsfeuerwehr braucht es nur, wenn eine Bevölkerungszahl von 100.000 überschritten wird oder besondere Herausforderungen oder Gefahren vorherrschen. „Das spiegelt sich auch in den sieben Berufsfeuerwehren des Freistaats wider“, erklärt Iris Krimm, die in ihrer Funktion für die Feuerwehren des Regensburger Stadtgebiets spricht. Neben den Großstädten München und Nürnberg hat es so auch unter anderem Ingolstadt als Industriestandort zu einer Berufsfeuerwehr gebracht – und eben auch Regensburg.
175-mal Verantwortung
Die Städtische Berufsfeuerwehr ist dabei tatsächlich nur innerhalb der Stadtgrenzen aktiv. Alles Weitere wird im Landkreis von den 175 Freiwilligen Feuerwehren abgedeckt. Diese sind hier also komplett alleine zuständig und laut Kreisbrandrat dieser Aufgabe auch mehr als gewachsen. Das Zeug zum Berufsfeuerwehrmann hat nicht jeder. Nach einer Reihe von schriftlichen und praktischen Tests, muss auch eine einjährige Ausbildung abgeschlossen werden.
Bei lediglich sieben Wachen in Bayern drängt sich die Frage auf: Wenn die Berufsfeuerwehr so gut ausgebildet ist, sollte sie dann nicht bei jedem Einsatz vor Ort sein? „In der Regel wird im Stadtgebiet zuerst die Berufsfeuerwehr alarmiert, die sich dann die FFW dazu holt“, erklärt Iris Krimm. Alleinige Einsätze der FFW werden innerhalb des Stadtgebiets in der Regel vermieden und finden vor allem statt, wenn eine hohe Anzahl von Notrufen eingeht. Zum Beispiel bei Stürmen: Hier müssen Keller ausgepumpt und umgestürzte Bäume geräumt werden. Außerhalb der Stadt sehe das anders aus, erklärt Scheuerer. Die Frage, ob die FFW trotz hoher Anforderungen denselben Standard wie die Berufsfeuerwehr garantieren kann, stelle sich gar nicht, erklärt der Experte. Durch die gegebene Situation müsse sie das sogar. Durch die ländliche Lage und die Näher vieler Feuerwachen zur Autobahn könne es für die Freiweilligen Feuerwehren in der Region sogar zu schwereren Einsätzen kommen, als man sie generell im Stadtgebiet erlebe, erklärt Scheuerer.
Zusammenarbeit bleibt das höchste Gebot
Trotz der anspruchsvollen Versorgungslage ist bei der freiwilligen Feuerwehr prinzipiell jeder willkommen. Voraussetzung ist hier lediglich, dass man vor Ort lebt oder arbeitet und zwischen 18 und 65 Jahren alt ist. Auch wenn der jeweilige Kommandant oder die Kommandantin die Eignung des Neuzugangs sicherstellen muss und sogar ein Gesundheitszeugnis anfordern kann, können Mitglieder der FFW auch von bestimmten Aufgaben entbunden werden und ihrem Löschzug auf vielfältigen Wegen behilflich sein. „Jeder bei der Berufsfeuerwehr hat die gleichen Fitness-Anforderungen, da hier auch jeder in der Lage sein muss bestimmte Spezialaufgaben zu erfüllen“, weiß Krimm. So ist zum Beispiel bei der Berufsfeuerwehr jeder Atemschutzträger, während dieser Part bei der FFW nur von einigen übernommen wird. Die FFW ist freier und kann auch Mitglieder haben, die zum Beispiel im Hintergrund die Wasserversorgung beim Löschvorgang sicherstellen. Zusammenarbeit bleibt jedoch das höchste Gebot – egal, ob beruflich oder ehrenamtlich geholfen wird.
Die richtige Ausrüstung – und genug Wasser!
Ausstatter aller Feuerwehrleute ist die jeweilige Gemeinde. Spannend ist das momentan auch, weil der Klimawandel und die damit einhergehenden Hitzesommer der letzten und kommenden Jahre, auch an der freiwilligen Feuerwehr nicht spurlos vorbei gingen: „Wir müssen über die nächsten Jahre auch einfach unsere Ausrüstung anpassen, um besser auf Vegetations- und Waldbrandbekämpfung vorbereitet zu sein“, erklärt Scheuerer. Auch habe man bereits vor Jahren begonnen, das Spektrum der Ausbildung auf diese Art der Brandbekämpfung auszurichten und zu verbessern. „In meinen 35 Jahren in leitender Position bei der Feuerwehr, habe ich eine so große Anzahl an Flächenbränden wie in diesem Jahr noch nicht erlebt“, mahnt Scheuerer.
Für die Feuerwehren der Stadt sei in den häufiger werdenden Rekordsommern weniger die Austrocknung als vielmehr die Hitze an sich ein Problem, erklärt Krimm. „Gehen Sie mal bei 35 Grad in voller Montur in einen Einsatz. Wir müssen in solchen Fällen wirklich auf unsere Leute aufpassen, da sie sonst unheimlich schnell dehydrieren“, ergänzt die Expertin. Die Versorgung der eigenen Kräfte mit Flüssigkeit kann so schnell zur größeren Herausforderung werden als die Brandbekämpfung selbst. Als Beispiel führt Markus Weinbeck den Brand im Bereich der Steiner- und Glockengasse aus dem Jahr 2019 an. Hier hatte eine Häuserfassade Feuer gefangen und musste von den Feuerwehrleuten bei 35 Grad schnellstmöglich gelöscht werden. „Wir hatten ursprünglich eine Kiste Wasser dabei – diese war natürlich innerhalb der ersten Viertelstunde leer. Die Anwohner und die benachbarten Geschäfte haben das schnell gemerkt und uns einfach Wasser hingestellt. Durch die allgemein hohen Temperaturen in Verbindung mit der Hitze aus dem Brand wäre das sonst kaum zu bewältigen gewesen“, erzählen die Verantwortlichen.
„Man wird nicht alleine gelassen“
Die Arbeit bei der Feuerwehr ist nicht nur physisch oft extrem belastend. Bei den mitunter gefährlichen Einsätzen stellt man sich vielleicht die Frage, wie es um die Betreuung von freiwilligen Feuerwehrleuten steht, die ihre Herausforderungen in der Feuerwehr neben ihrem „normalen“ Berufsleben bestehen. Wie gehen Feuerwehrleute, die eigentlich KFZ-Mechatroniker oder Studierende sind, mit den Risiken und Eindrücken eines Einsatzes um? Wie verarbeitet ein Mensch die Eindrücke von Gefahr, Leid und Verlust, die mit einem Feuerwehreinsatz einhergehen können? „Die FFW in Regensburg kriegt die gleiche psychologische Unterstützung durch Fachkräfte, wie die Berufsfeuerwehr“, erklärt Weinbeck. Auch externe Experten und Kriseninterventionsteams stehen den Feuerwehrleuten zur Seite und jederzeit zur Verfügung. Die PSNV, die vor vielen Jahren zunächst nur an einzelnen Standorten angeboten werden konnte, hat sich auch auf politischer Ebene etabliert und wurde vor wenigen Jahren vom Innenministerium verpflichtend für alle Städte und Kreise eingeführt. Krimm sieht es als großen Vorteil an, dass Feuerwehrleute sich an externe Hilfsstellen wenden können, auch wenn die Feuerwehr auch interne Anlaufstellen bietet: „Es kann sehr gut sein, wenn die Ansprechpartner nicht direkt die eigenen Kollegen sind.“ So könne eine Situation unter Umständen besser verarbeitet werden, weiß die Amtsleiterin.
„Man wird nicht alleine gelassen“, ergänzt Krimm, „Es ist bei der Politik mittlerweile angekommen, dass sie nicht einfach Personen engagieren und in unvorhersehbare Situation schicken kann.“ Ähnliches berichtet auch Kreisbrandrat Scheuerer: „In der Regel besteht der PSNV bei uns aus einem Pfarrer, der Feuerwehrdienst leistet und wenn es erforderlich werden sollte, mit den Einsatzkräften Gespräche führt und bereit ist, falls Hilfe benötigt wird.“
„Trink a Halbe Bier, des passt schon!“
Früher sah psychologische Betreuung nach einem Einsatz noch anders aus: „Ich kann mich noch an den Einsatz beim Brand des evangelischen Krankenhauses vor etwa 30 Jahren erinnern, der wirklich sehr belastend war. Nach dem Einsatz meinte mein Vorgesetzter zu mir nur: ‚Geh heim, trink a Halbe Bier, des passt schon‘“. Heute kann Markus Weinbeck über den absurden Umgang mit Traumabewältigung lachen. Wichtig ist es für die beiden Verantwortlichen, die richtigen Schlüsse aus den Fehlern der Vergangenheit zu ziehen. „Es ist nicht jeder Tag gleich und es ist nicht jeder Mensch gleich“, weiß auch Scheuerer, „Es gibt Tage, da belastet einen ein Einsatz überhaupt nicht, aber auch Tage, an denen es ganz anders aussieht.“
Für Krimm ist es wichtig, dass sich die Einsatzkräfte jederzeit an die Hilfestellen wenden können, aber auch eine gesunde Widerstandskraft mitbringen, denn diese ist genau wie die körperliche Fitness eine Voraussetzung, um Feuerwehrmann oder -frau zu werden. Feuerwehrleute wissen mittlerweile auch, wie wichtig ein gutes soziales Umfeld ist, in dem Selbstheilungsprozesse stattfinden können. Iris Krimm warnt aber auch davor, was passieren kann, wenn man es zu gut meint. Sie berichtet von einer Zeit von vor circa 15 Jahren, als Einsatzkräfte quasi dazu gezwungen wurden, Einsätze in der Gruppe aufzuarbeiten, was laut Verantwortlichen in einigen Fällen eher zu Verschlimmerung der Situation geführt habe.
„Heute sind wir in der Situation, dass wir es unseren Feuerwehrleuten selbst überlassen können, sich kurz- oder langfristig Hilfe zu holen.“ Auch Einsätze, bei denen man unter Umständen selbst in eine Gefahrensituation geraten ist, können traumatisierend sein. Mittlerweile sei man auch deshalb in der Führungsstruktur der freiwilligen Feuerwehr soweit, dass im Vorhinein abgefragt werde, wer aus den Einsatzkräften eine bestimmte Tätigkeit vor Ort übernehmen könne, erklärt Scheuerer. „Es wird niemand eingesetzt, der sich an diesem Tag nicht in der Lage sieht, eine bestimmte Tätigkeit auszuführen“, fügt der Kreisbrandrat an.
„Komm heil wieder, Papa!“
Markus Weinbeck ist Vater von drei Kindern und weiß, dass es seine Familie nicht kalt lässt, wenn er zu einem Einsatz aufbricht: „Natürlich sagen meine Kinder zu mir: ‚Pass auf dich auf, Papa! Komm heil wieder‘, aber man muss ja auch sehen, dass man ja das ganze Jahr über – ja eigentlich das ganze Feuerwehrleben – auf bestimmte Situationen hintrainiert.“ Auch wenn diese nicht immer ungefährlich sind. „Mit unserer Ausbildung, Erfahrung und der guten Ausrüstung, können wir Situationen gut einschätzen und bewältigen“, ist sich Weinbeck sicher. Das bestärkt auch eine beeindruckende Statistik: In den letzten 35 Jahren ist bei Einsätzen der Feuerwehr Regensburg kein Feuerwehrmann oder -frau im Einsatz gestorben. Krimm nimmt das bleibende Restrisiko mit Humor: „Ich habe schon öfter mitbekommen, dass Leute, nachdem sie Kinder gekriegt hatten, aufgehört haben Motorrad zu fahren, aber noch nie, dass jemand bei der freiwilligen Feuerwehr aufgehört hätte.“
Verharmlosen will sie die wichtige Aufgabe jedoch auf keinen Fall: „Natürlich gibt es Verletzungen im Einsatz und natürlich könnte auch schlimmeres passieren, aber genau das macht eine gründliche Ausbildung und eine gute Ausstattung so wichtig.“ Auch regelmäßige Prüfung der Fahrzeuge und Gerätschaften gehören daher sicherlich nicht zu den spannendsten Aspekten des Feuerwehralltags, aber zu den wichtigsten. „Durch Übungen und Schulungen bereitet man sich auf Ernstfälle vor, aber jeder Einsatz schreibt sein eigenes Drehbuch“, weiß der erfahrene Feuerwehrmann Scheuerer.
Zwischen Feuerwehrfest und Autobahnunfall
Wegen Corona waren die Rettungsdienste wieder verstärkt in den Vordergrund getreten. Doch auch außerhalb von Krisenzeiten ist ein enger Kontakt zur Bevölkerung das höchste Gut für die FFW. Denn nur, wenn die eigenen Werte und Bedeutung nach außen getragen werden, kann auch genügend Nachwuchs zur Feuerwehr stoßen, um jederzeit hilfsbereit zu bleiben. „Wir haben Technik, wir haben Kameradschaft, wir haben Hilfsbereitschaft und wir haben gesellschaftliche Aufgabe. Tradition ist natürlich auch ein großer Teil der Feuerwehr“, hebt Weinbeck die Vorzüge der FFW hervor. Natürlich ist die lokale Feuerwehr auch immer stark in die Bräuche und Geschichte eines Ortes eingebunden. Egal ob Maibaumfeiern oder Fronleichnamsumzüge: Die FFW ist vor Ort, bewirtet, organisiert und zeigt Präsenz. Nicht zuletzt die eigenen Veranstaltungen haben einen großen Stellenwert, wenn es darum geht, Nachwuchs zu akquirieren. Die lokale Nähe macht auch einige Einsätze besonders.
„Ist eine FFW zum Beispiel bei Unwetter im Einsatz, dann hilft sie direkt vor Ort. Feuerwehrmänner und -frauen helfen ihren Freunden, Familien oder Nachbarn. Das ist schon besonders und ein absolut positiver Nebeneffekt für uns“, weiß Krimm. „Das ist natürlich auch eine viel charmantere Geschichte, als wenn da eine potentiell anonyme Berufsfeuerwehr kommt“, ergänzt die Chefin der Berufsfeuerwehr. „In anderen Bundesländern oder zum Beispiel der Hauptstadt Berlin hört man schon von den ersten Nachwuchssorgen, bei uns haben wir das bisher nicht“, wissen die Verantwortlichen. Mittlerweile wurden im ganzen Landkreis über 40 Kinderfeuerwehren gegründet, in der Kinder bereits ab sechs Jahren spielerisch an die Arbeit in der Feuerwehr herangeführt werden. Später folgt der Übergang in Jugend- und Freiwilligen Feuerwehr. Das Gemeinschaftsgefühl, die Selbstständigkeit und die Lektionen kann den Jugendlichen später keiner mehr nehmen. Dabei betont Scheuerer, dass ihm nicht wichtig sei, dass diese Jugendlichen und Kinder später unbedingt bei der Feuerwehr anfangen, sondern viel mehr, dass sie Notwendigkeit und Wert von ehrenamtlicher Arbeit verstehen lernen.
(Feuerwehr-)Tradition, die verpflichtet
Scheuer sieht das ehrenamtliche Engagement vor allem tief in den Familien verwurzelt: „Oft hat das Engagement in der Feuerwehr schon beim Urgroßvater begonnen und zieht sich bis in die heutige Generation.“ Einen Grund warum nicht auch spätberufene Freiwillige noch einsteigen könnten, sieht Scheuerer dagegen nicht. „Wenn man einmal dabei ist, lässt einen das ein Leben lang nicht mehr los“, berichtet Scheuerer, der selbst mit 17 Jahren eine Art Spätstarter war und nun mittlerweile seit 43 Jahren in verschiedenen Funktionen bei der Feuerwehr aktiv ist. „Wenn man zum Beispiel bei einem schweren Verkehrsunfall ein Menschenleben retten konnte, dann ist das ja mehr als eine Bestätigung dafür, dass es richtig war, seine eigene Zeit zu opfern.“
Die Frage nach der Stellung in der Gesellschaft ist für Scheuerer schnell beantwortet: „Wir haben auch schon viel schlechtere Zeiten erlebt. Mitte der Achtziger Jahre stand sogar die Frage im Raum, die Feuerwehren stärker zu zentralisieren und die Wachen in den kleineren Gemeinden zu schließen.“ Erst mit häufiger eintretenden Katastrophenfällen, wie zum Beispiel Hochwassern, kam es zu einem erneuten Umdenken. Zum Glück möchte man sagen. Seitdem hätte die Feuerwehr im Landkreis generell einen sehr hohen Stellenwert. „Klar wünscht sich der eine oder andere mehr Aufmerksamkeit, aber das ist nicht Ziel und Aufgabe von uns nach Anerkennung zu suchen“, erklärt Scheuerer. Natürlich sei es wichtig, in der Region bekannt zu sein, jedoch ist es wichtiger, dass jeder die 112 wählen kann und die Hilfe bekommt, die er in diesem Moment benötigt.
Zehn Minuten, die alles entscheiden
In Bayern gibt es kaum ein wichtigeres Versprechen: Dass uns geholfen wird – In unter zehn Minuten und egal wo im Freistaat wir uns befinden. Damit unsere Familien ruhig schlafen können und jeder heil nach Hause kommt. Die Feuerwehrleute des Freistaates befreien uns nach Unfällen aus Fahrzeugen, löschen Brände, pumpen Keller aus und sind dabei gleichzeitig unsere Nachbarn, Kolleginnen, Freunde oder Bekannte. Die Leistungen, die hier erbracht werden zeigen in einer Zeit in der über eine Wiedereinführung der Wehrpflicht diskutiert wird, um andere gesellschaftlich elementare Aufgaben aufzufangen, wie gut und vielseitig soziales Engagement in Bayern noch funktionieren kann. Die Feuerwehr kann dabei in vielen Bereichen als Vorbild vorangehen, von dem sich einige andere Bereiche der Gesellschaft etwas abschauen können. Es bleibt zu hoffen, dass der in der Bevölkerung immer größer zu werden scheinende Egoismus nicht auch irgendwann die Freiwillige Feuerwehr erreicht. Sonst heißt es irgendwann nicht mehr nur zehn, sondern 20 Minuten warten nach dem Notruf – und das wünscht man niemandem.
Lucas Treffer / RNRed