Die 2000er – eine Zeit, in der die Welt sich in knallbunte Farben, schimmernde Pailletten und gefährlich niedrige Low Rise-Jeans gehüllt hat. Wie hat die Modewelt damals ausgeschaut, als der erste filter die Regensburger Medienlandschaft betrat? Ein Rückblick.
Während in Deutschland die No Angels nach ihrem Sieg bei der Casting-Show „Popstars“ mit „Daylight in Your Eyes“ im Radio rauf und runter liefen, wir gleichzeitig damit beschäftigt waren, Starschnitte aus der Bravo zu sammeln und uns zu entscheiden, ob wir eine „Britney“ oder eine „Christina“ sind, erblickte auch unser filter das Licht der Welt. Wir schwelgen in Erinnerungen und reisen zurück in eine Zeit echter Fashion Queens und mutiger Modestatements.
Ja, in den 2000ern sah die Welt noch ganz anders aus: Wir liefen mit Hüfthosen, Tattoo-Ketten und getönten Sonnenbrillen rum und präsentierten stolz unseren Zick-Zack-Scheitel oder die gekreppte Mähne, die meist noch mit wasserstoffblonden Strähnen verziert war – zwei davon blockartig ganz vorne oder tigerartig über den ganzen Kopf verteilt. Bei den Outfits galt das Credo: Je bunter, desto besser. Betrachten wir aus heutiger Sicht auch den ein oder anderen Look kritisch, so versetzen uns Erinnerungen aus der Modewelt der 2000er doch in eine Zeit voller Lebensfreude und positiver Vibes – eine unkomplizierte Zeit.
Schriller, bunter – Y2K
Zu bauchfreien Tops in knallbunten Farben und wilden Mustern trugen wir extrem tiefsitzende Hüftjeans. Eine Kombination, die so manche von uns an den Rand der Verzweiflung brachte. Neben der ständigen Gefahr, eine Nierenbeckenentzündung zu erleiden, musste die tiefsitzende Hose auch noch bei jeder Treppenstufe festgehalten werden, um nicht unsere komplette „Rückseite“ zur Schau zu stellen – auch ein Gürtel konnte in dieser Zeit keine Abhilfe schaffen. Statt eines herkömmlichen Gürtels trugen echte Fashion-Queens nämlich Ketten um die Hüfte und den Bauch. Weniger Halt, dafür umso mehr Glam – dachten wir jedenfalls damals noch.
Während Ketten also um die Hüfte getragen wurden, wurden Krawatten und Gürtel schnell zur neuen It-Halskette umfunktioniert. Bekannteste Fashion-Ikone aus dieser Zeit war hierfür wahrscheinlich Sk8er-Girl Avril Lavigne, die mit der locker um den Hals getragenen Krawatte einen regelrechten Fashion-Hype auslöste. Ein weiterer Halsschmuck, der jedem unserer Outfits noch die Krone aufsetzte, war selbstverständlich die ikonische Tattoo-Halskette.
Paris Hilton machte in dieser Zeit auch den Jogginganzug zum It-Piece – selbstverständlich in den Farben Rosa oder Babyblau, vorzugsweise aus Nicci-Stoff und nur in der Hüfthosen-Variante wirklich angesagt – kuschelig und schaurig-schön.
Strass, Strass und nochmal Strass
Fester Bestandteil der Y2K („Year 2000“)-Fashion und gleichzeitig ein weiterer treuer Wegbegleiter von Paris Hilton war Strass. Ob auf Kleidern, als überdimensionales Halsband oder natürlich als Highlight auf unseren Klapphandys – die zu dieser Zeit jeder besaß, der am Schulhof ein bisschen was auf sich hielt. Doch auch an der Männerwelt ging Strass nicht spurlos vorüber. Einer der männlichen Trendsetter war seit jeher David Beckham: Mit einem weißen Adidas-Jogginganzug und dem mit Strasssteinen aufgestickten Logo kombinierte er gleich zwei Trends der 00er-Jahre.
Nicht nur in der Hip-Hop-Szene angesagt
Ein weiterer großer Trend der 2000er-Männerwelt – der übrigens auch bei den Mädels sehr beliebt war – war eng mit dem Hip-Hop verknüpft: die Baggy Pants. Hip-Hop-Stars wie Eminem oder Snoop Dog machten es vor und präsentierten stolz ihre Boxershorts durch ihre tief hängenden Pants – dabei war es egal, ob Hip-Hop-Fan oder nicht, die „coolen“ Jungs trugen sie alle. Baggy Pants sollen übrigens ursprünglich auf eine Praxis aus US-Gefängnissen zurückgehen, bei der neuen Gefangenen als erstes der Gürtel abgenommen wird, sodass sich diese nicht mit diesem erhängen können. Ohne diesen rutschen die Hosen jedoch tiefer – die Baggy Hose war geboren.
Guess who’s back: Diese Y2K-Looks sind heute wieder im Trend
Leider konnten wir in den 00er Jahren mit unserem Nokia 3310 oder dem angesagten Klapphandy unsere Looks noch nicht digital festhalten oder auf Social Media mit unseren Freunden und Fans teilen. Das ist jetzt anders und so sieht man heutzutage wieder zahlreiche der damaligen Trends auf Instagram & Co. In Zeiten des Fitness-Booms tragen immer mehr Frauen wieder Cropped Tops, um ihre trainierte Körpermitte zur Schau zu stellen. Auch der Jogging-Style feiert sowohl bei Frauen als auch Männern ein großes Comeback. Während diese früher in weichen Stoffen und bevorzugt in Pink oder Babyblau à la Paris Hilton getragen wurden, so sollen sie heute sportlich und elegant wirken. Dass auch das Thema Hüfthosen längst nicht passé ist, zeigen Stars wie Bella Hadid, die diese ganz nach guter alter Y2K-Manier wieder mit cropped Oberteilen kombiniert. Marken wie Chanel waren außerdem maßgeblich daran beteiligt, dass auch Kettengürtel nun wieder zurück sind.
Neben bauchfreien Tops und Hüfthosen kamen durch Bella Hadid dieses Jahr auch die mittlerweile verpönten dünnen Augenbrauen wieder ins Gespräch. Nachdem wir es mit zahlreichen Seren und Mittelchen geschafft haben, dass unsere Augenbrauen wieder nachwachsen und in dieser Zeit entstandene Löcher wieder verschwunden sind, hoffen wir, vor dünnen Augenbrauen auch 20 Jahre nach Erscheinung unseres ersten filters verschont zu bleiben.
Nostalgie und Optimismus
Die Jahrtausendwende bescherte also den Eintritt in ein neues digitales Zeitalter, das noch echte Megastars hervorbrachte, die mit ihren Looks globale Trends auslösten. Galten die schrillen und exzentrischen Looks der 00er-Jahre zwischenzeitlich als peinlich, so macht so mancher Trend aus diesen Zeiten die Modewelt auch heute wieder bunter und vermittelt Lässigkeit und Lebensfreude wie kaum eine andere Ära. Denn damals ging es vor allem um eins: Mode nicht zu ernst zu nehmen und sich auszutoben. Obwohl die Welt in den 2000ern also noch ganz anders aussah, ist doch vieles gleich geblieben oder wiedergekommen und so blickt auch das gesamte filter-Team mit genauso viel Optimismus in die Zukunft, wie wir mit Nostalgie in die Vergangenheit blicken.
Marina Triebswetter/RNRed