Die Staatsanwaltschaft Regensburgs hat Anklage wegen bandenmäßigen Dealens mit 37 kg Heroin und 7,47 kg Methamphetamin gegen mehrere Personen erhoben. Die Beschuldigten sollen über zwei Jahre systematisch Drogen über die tschechische Grenze nach Deutschland gebracht haben.
Die Staatsanwaltschaft Regensburg hat am 19.Dezmber 2022 Anklage zum Landgericht Regensburg gegen vier Angeschuldigte wegen bandenmäßigem Handeltreiben mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge in acht Fällen sowie weiteren Betäubungsmittelstraftaten erhoben. Den Angeschuldigten liegt zur Last im Zeitraum April 2020 bis April 2022 insgesamt 37 kg Heroin und 7,47 kg Methamphetamin in Regensburg und Umgebung verkauft und hierdurch mindestens 1,1 Millionen Euro erlöst zu haben. Der Tatnachweis beruht teilweise auf der Auswertung verschlüsselter Chatnachrichten des Messengerdienstes EncroChat.
Lauf der Ermittlungen
Die Staatsanwaltschaft Regensburg ermittelt nach eigenen Angaben in enger Zusammenarbeit mit der Kriminalpolizeiinspektion Regensburg und dem Bayerischen Landeskriminalamt bereits seit November 2020 gegen eine Gruppierung, die unter anderem aufgrund von EncroChat-Protokollen dringend verdächtig ist, regelmäßig Heroin und Methamphetamin im Kilobereich nach Regensburg liefern zu lassen und hier an Zwischenhändler weiter zu verkaufen. Anhand kleinteiliger Informationen in den russischsprachigen EncroChat-Protokollen – zum Beispiel Nennung des Geburtstages der Mutter und des Wohnsitzes der Schwester des Nutzers – gelang es, die zunächst unbekannten EncroChat-Nutzer als mehrfach einschlägig vorbestrafte Personen mit Aufenthalt im Bereich Regensburg, der Tschechischen Republik und der Ukraine zu identifizieren. In der Folge erfolgten umfangreiche monatelange verdeckte Ermittlungsmaßnamen im Inland und der Tschechischen Republik, bis am 28. April 2022 der Zugriff erfolgte.
70.000 Euro und Drogen in Kilomengen beschlagnahmt
Im Rahmen des grenzüberschreitend koordinierten Zugriffs wurden insbesondere 3,4 kg Heroin in einer Regensburger Wohnung sichergestellt. Zudem konnten in Regensburg und Cheb/Tschechische Republik Mobiltelefone und große Bargeldmengen (40.100 € in einem Schuhkarton; 35.000 € in einem Besteckkasten in der Küche) aufgefunden werden. Anhand der gesicherten Mobiltelefone konnten weitere Betäubungsmittellieferungen ermittelt werden, die nach der Abschaltung des EncroChat-Dienstes mittels eines anderen, frei verfügbaren, Messengerdienstes abgewickelt wurden.
Die Anklage richtet sich gegen vier Angeschuldigte, denen vorgeworfen wird, Mitglieder einer Bandenstruktur gewesen zu sein, sowie einen weiteren Angeschuldigten, der dringend verdächtig ist, einer der Hauptabnehmer der Bande gewesen zu sein und im Tatzeitraum als Zwischenhändler circa 12,5 kg Heroin in Regensburg an Endverkäufer veräußert zu haben.
Ermittlungskomplex umfasst mehr als 20 beschuldigte Personen
Sämtliche Angeschuldigte befinden sich derzeit in Untersuchungshaft, nachdem sie teilweise in der Tschechischen Republik festgenommen und nach Deutschland überstellt wurden. Die Strafandrohung für jeden Fall des bandenmäßigen Handeltreibens mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge beträgt zwischen fünf und 15 Jahren Freiheitsstrafe. Der gesamte Ermittlungskomplex umfasst mehr als 20 beschuldigte Personen. Hierbei handelt es sich insbesondere um Endabnehmer der Betäubungsmittel sowie Familienangehörige der Angeschuldigten, denen Geldwäsche hinsichtlich der Taterträge vorgeworfen wird.
Hintergrund „EncroChat“
EncroChat war ein verschlüsselter End-to-End Instant-Messengerdienst, der für vierstellige Gebühren eine vermeintlich absolut sichere Kommunikation über sog. Kryptohandys ermöglichte, welche von zahlreichen Kriminellen genutzt wurden. Im Juni 2020 gelang es Europol zusammen mit französischen und niederländischen Ermittlungsbehörden den Server der Firma EncroChat zu entschlüsseln und eine Vielzahl inkriminierender Chatverläufe zu sichern.
Staatsanwaltschaft Regensburg / RNRed