Nach dem Tod eines Klienten der Caritas Unterkunft für Obdachlose veranstaltete Leiterin Barbora Pokorny eine Gedenkfeier. In Deutschland ist dies nach dem Ableben einer obdachlosen Person nicht die Regel – dabei verdienen diese ebenso einen würdevollen Abschied, so Pokorny.
Wenn jemand stirbt, der obdachlos ist – was dann? Obdachlose werden in der Regel anonym bestattet, ohne Trauerfeier, ohne Namensnennung, ohne Grabstein. „Auch Menschen, die kein eigenes Zuhause haben, verdienen einen würdevollen Abschied“, sagt Barbora Pokorny, Leiterin von NOAH-deinTagNachtHalt, der Regensburger Caritas Unterkunft für Obdachlose. Wenn ein Klient ihrer Einrichtung stirbt, organisiert sie deshalb stets eine Trauerfeier. Vor wenigen Tagen nahm das NOAH-Team gemeinsam Abschied von G. Sorin.
Ein Raum für Trauer und Erinnerung
„Es gibt ein Land der Lebenden und es gibt ein Land der Toten; die Brücke dazwischen sind unsere Liebe und unsere Erinnerungen“, sagte Pokorny. Im Innenhof der Einrichtung leuchteten eine Kerze und Teelichter, umrahmt von Rosen. Die Mitarbeitenden schufen einen Raum für Trauer und Erinnerungen.
„Ein vorbildlicher Klient“ – trotz Krebsdiagnose
Der Verstorbene verbrachte seine letzten Lebensmonate in NOAH-deinTagNachtHalt. Pokorny: „Für das Personal war er ein vorbildlicher Klient: immer gut gelaunt, höflich, dankbar und er kam pünktlich zu den Beratungsterminen.“ Geboren und aufgewachsen in Rumänien hatte der Vater zweier Söhne Architektur studiert, arbeitete zuletzt jedoch als LKW-Fahrer. Wegen eines Unfalls verlor er seinen Job und kam auf der Suche nach Arbeit nach Deutschland.
„Sein Leben war nicht einfach und er hat viele Herausforderungen erlebt, trotzdem hat er immer wieder seinen Weg gefunden und sich nicht unterkriegen lassen“, sagte Pokorny in ihrer Trauerrede. Ein erneuter Schicksalsschlag sei seine Krebsdiagnose gewesen. Trotz Therapie verstarb er schließlich an dieser Krankheit. Pokorny: „Er hat nie aufgehört, jedem ein Lächeln zu schenken.“
NOAH bietet Beistand
Dem NOAH-Team war und ist es wichtig, einen Raum für Trauer zu schaffen. Pokorny erklärt: „In der prekären Lebenssituation der Klienten von NOAH ist es unverzichtbar, gerade in Augenblicken des Kummers, die Kraft der Gemeinschaft aufzuzeigen und an den Wert eines jeden Menschen zu erinnern.“
Caritasverband für die Diözese Regensburg e.V./RNRed