Ob als Blümchenkranz, lose ins Haar gesteckt oder mit einem Grashalm zu einem kleinen Strauß gebunden – das Gänseblümchen ist uns bereits seit unserer Kindheit bekannt. Die wenigsten denken jedoch daran, dass die kleinen Blüten auch für den Verzehr geeignet sind. Dabei schmecken diese nicht nur lecker, sondern bieten auch einiges für unsere Gesundheit.
Bereits ab April ziert es alle Jahre wieder sowohl in der Stadt als auch auf dem Land die Wiesen in ganz Deutschland: Das Gänseblümchen, auch Augenblümchen, Maßliebchen, Tausendschön oder schweizerisch Margritli genannt, gehört zur Familie der Korbblütler und ist nicht nur schön anzusehen. Durch ihren nussig-herben Geschmack sind die zarten Blümchen vielseitig nutzbar, weisen aber auch hervorragende gesundheitsförderliche Inhaltsstoffe auf.
Von nussig bis säuerlich: Alles am Gänseblümchen ist essbar
Da es äußerst unempfindlich ist, wächst es auf fast jeder Wiesenfläche, wodurch es auch zu den bekanntesten Pflanzenarten Mitteleuropas zählt. In Asien ist die zarte, weiße Blume ebenso verbreitet. Bei warmen Temperaturen können Gänseblümchen bis in den November hinein blühen, gesammelt werden sollten sie aber möglichst im April oder Mai, da besonders die jungen Blüten schmackhaft sind. Der Geschmack der Blüten ist dabei herb und leicht nussig, die Blätter schmecken hingegen angenehm mild und leicht säuerlich.
Vorsicht beim Sammeln
Gänseblümchen sind an ihrer Blüte leicht erkennbar und haben im Gegensatz zu anderen Wildkräutern, wie etwa dem Bärlauch, keine giftigen Doppelgänger. Wichtig ist jedoch der Ort, an dem gesammelt wird, wobei an bestimmten Orten nicht gepflückt werden sollte
- In der Nähe von Straßen aufgrund der Schadstoffbelastung durch Abgase – über die Wurzeln können diese nämlich von den Pflanzen aufgenommen werden
- In der Nähe von Industriegebieten wegen der großen Schwermetallbelastung
- Weder in der Nähe chemisch gedüngter Äcker oder Weiden, noch an Orten, wo Pestizide versprüht werden
- Orte, an denen viele Hunde unterwegs sind
Insgesamt ist der hauseigene Garten am besten geeignet, um sicher Gänseblümchen zu pflücken. Um den Bestand nicht zu gefährden, sollten sie jedoch nicht immer an der gleichen Stelle geerntet werden und vorzugsweise mit einer Schere abgeschnitten werden, um nicht die komplette Pflanze auszureißen. Nach der Ernte sollten die Blümchen möglichst rasch konsumiert werden, im Kühlschrank aufbewahrt bleiben sie aber auch einige Tage lang frisch. Obwohl bei Wildkräutern die Chance gefährliche Keime aufzunehmen relativ gering ist, sollte auch das Gänseblümchen gründlich gewaschen werden.
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Gänseblümchen für eine bessere Gesundheit
Wie auch zahlreiche andere Wildkräuter enthalten Gänseblümchen sowohl Bitterstoffe als auch Flavonoide. In der Naturheilkunde werden sie daher auch als Heilkraut eingesetzt.
Dabei ist die gesamte Pflanze – von den Blättern, über die Stiele bis zur Blüte – essbar. Sogar die Samen können verzehrt werden. Sowohl die Bitterstoffe als auch die Saponine sind im Gänseblümchen nur in geringen Mengen enthalten, weshalb die Blümchen – in Maßen konsumiert – bekömmlich und zudem sehr gesund sind, sodass auch Kinder die Pflanze probieren können.
In der Vergangenheit wurde eine hämolytische (blutauflösende) und damit gesundheitsschädigende Wirkung von Saponinen diskutiert. Diese Annahme ging jedoch auf Injektionsstudien zurück, in der lediglich gezeigt wurde, dass Saponine hämolytisch wirken, wenn sie injiziert werden. Tatsächlich wurde in wissenschaftlichen Studien festgestellt, dass Saponine viele positive Eigenschaften mit sich bringen. So wird ihnen eine entzündungshemmende, antikanzerogene und harntreibende Wirkung nachgesagt. Sie scheinen darüber hinaus Cholesterin binden zu können und daher einen positiven Einfluss auf den Cholesterinspiegel zu haben. Auch etwa Hülsenfrüchte und Spinat sind reich an Saponinen.
Für Flavonoide wurde eine antioxidative und auch entzündungshemmende Wirkung festgestellt. Während andere positive Eigenschaften von Flavonoiden bisher lediglich in vitro (= im Reagenzglas) gezeigt werden konnten, wurde die entzündungshemmende Wirkung bereits in vivo (=am lebenden Objekt) bestätigt.
Da eine zu hohe Menge an Saponinen jedoch eine giftige Wirkung hervorrufen kann, sollten Gänseblümchen dennoch nur in geringen Mengen konsumiert werden. Der Verzehr großer Mengen kann neben Durchfall auch Erbrechen oder Krampfanfälle hervorrufen.
Das Gänseblümchen als Highlight in Nudelgerichten und Smoothies
Vielseitig nutzbar, verleihen die zarten Blümchen sowohl süßen und herzhaften Speisen als auch Getränken ein besonderes Aroma. So können Gänseblümchen einfach Salaten, Suppen, Reis- und Nudelgerichten oder Limonaden und Smoothies beigegeben werden. Einem hippen Porridge verleihen sie neben ihrem nussig-milden Geschmack auch eine besondere Ästhetik. Gesundheitliche Vorteile können dabei am besten genutzt werden, indem die Blüte roh und unverarbeitet verzehrt wird.
Auch die Blätter verleihen einem langweiligen Blattsalat, aber auch Soßen – wie etwa der berühmten Frankfurter Grünen Soße – eine besondere Würze, eignen sich aber auch als Zugabe zu Blattspinat oder anderem Gemüse. Sowohl die Blüten als auch die Blätter lassen sich ebenso zu einem würzigen Pesto verarbeiten – optimalerweise in Kombination mit anderen Pflanzenblättern oder Kräutern. Desserts verleihen sie neben dem hübschen Aussehen einen besonderen Twist aufgrund des Gegensatzes zum süßen Geschmack. In gerösteter Form stellen die Samen vom Gänseblümchen ein knuspriges Topping für süße sowie herzhafte Speisen dar.
Aberglaube
Das Gänseblümchen gilt als einer der ersten Frühlingsboten und wer die ersten drei Gänseblümchen im Frühjahr esse, werde das restliche Jahr von Zahnschmerzen, Augenbeschwerden und Fieber verschont, so der Aberglaube. Wer zudem getrocknete Gänseblümchen bei sich trüge, die am Johannistag zwischen 12.00 und 13.00 Uhr mittags gepflückt würden, dem ginge keine wichtige Arbeit schief.
Marina Triebswetter | filterVERLAG