Die Tierschutzorganisation VIER PFOTEN äußert sich zu dem entlaufenen mutmaßlichen Löwen in Berlin. Die Gesetzeslage bei privater Wildtierhaltung in Deutschland sei mangelhaft. Bisher kann nur spekuliert werden, woher das Tier wirklich kommt.
Die Berliner Polizei hat an diesem Morgen im Süden der Stadt vor einer mutmaßlich entlaufenen Löwin gewarnt. Das Tier wurde demnach dabei gesichtet, wie es in der Stadt ein Wildschwein jagte und erlegte.
„Tierarten, die nicht für die private Haltung geeignet sind“
Dazu kommentiert die internationale Tierschutzstiftung VIER PFOTEN: „Die Vorstellung, dass eine Löwin durch die Straßen von Berlin streift, ist beängstigend und gefährlich – für die Öffentlichkeit und das Tier. Die vermeintliche Löwin steht vermutlich unter großen Stress. Da bislang noch kein Zoo oder Zirkus das Tier als vermisst gemeldet hat, handelt es sich möglicherweise um ein Tier aus privater Haltung. Vorfälle wie diese ließen sich vermeiden, wenn es endlich ein bundesweit einheitliche Regelungen in Bezug auf die Privathaltung und den Handel von exotischen Tierarten geben würde. Es gibt schlichtweg Tierarten, die nicht für die private Haltung geeignet sind", sagt Nadine Ronco Alarcón, Referentin für Bundespolitik bei VIER PFOTEN.
„Gefährliche Situationen wie aktuell in Berlin zeigen, wie dringend die Politik nun handeln muss. Zur Zeit wird das deutsche Tierschutzgesetz überarbeitet. Wir haben jetzt die Möglichkeit, eine Positivliste für den Handel und die Privathaltung von exotischen Heimtieren gesetzlich bundesweit zu verankern. Eine Positivliste ist eine Liste, die aufführt, welche Tiere für die Privathaltung und den Handel geeignet sind", so Ronco Alarcón.
Hintergrund: private Wildtierhaltung in Deutschland
Deutschland ist weltweit einer der größten Absatzmärkte und Umschlagplätze für exotische Heimtiere. Potenzielle Käufer:innen können über Online-Plattformen und Tierbörsen, spontan und ohne Vorkenntnisse nahezu alles kaufen. Oftmals für einen sehr günstigen Preis. In der Regel finden keine Aufklärung, Beratung oder Kontrollen für die Käufer:innen statt. Jährlich werden in Deutschland so hunderttausende Wildtiere als exotische Heimtiere zum Verkauf angeboten. Neben Tier- und Artenschutzaspekten sowie Gefahren für die heimische Biodiversität birgt die private Haltung von Wildtieren hohe Risiken für die öffentliche Sicherheit und Gesundheit.
Bislang regelt jedes Bundesland eigenständig welche Wildtiere privat gehalten werden dürfen. Solange es keine einheitliche Regelung auf Bundesebene gibt, obliegt es den Bundesländern, aus Gründen der Gefahrenabwehr landeseigene Regelungen zur Privathaltung von Wildtieren festzulegen. Dies führt aber zu einem fragmentierten Regelungssystem. Es sollten bundeseinheitliche Regelungen im Zusammenhang mit der privaten Haltung und dem Handel von exotischen Heimtieren geben. Eine Positivliste wäre daher die beste Lösung.
VIER PFOTEN / RNRed