Armut geht weit über finanzielle Not hinaus. Caritas-Direktor Michael Weißmann betont, dass Armut häufig mit gesundheitlichen Problemen, eingeschränkten Bildungschancen und sozialer Ausgrenzung einhergeht. Am Internationalen Tag zur Beseitigung der Armut wurde Bedürftigen und Helfenden die Möglichkeit geboten, sich bei Kaffee und Kuchen zu vernetzen.
Über 700 Millionen Menschen weltweit leben in extremer Armut, verfügen über weniger als zwei Euro pro Tag. Arm zu sein heißt aber nicht nur, kein Geld zu haben. „Arm zu sein heißt, häufiger zu erkranken, schlechte Bildungschancen zu haben und von vielen Möglichkeiten des gesellschaftlichen Lebens ausgeschlossen zu sein“, so Caritas-Direktor Michael Weißmann. So betrachtet sind mehr als 1,3 Milliarden Menschen betroffen. Grund genug, am Internationalen Tag zur Beseitigung der Armut auch in Regensburg nach einer gemeinsamen Andacht am Milchschwammerl im Fürst-Anselm-Park Bedürftige wie Helfende zu Kaffee und Kuchen einzuladen.
Obdachlosigkeit in der „reichen Stadt Regensburg“
„Wir treffen uns hier am Brennpunkt, der für viele vertraut ist und bringen unsere Anliegen vor Gott“, sagte Caritas Direktor Diakon Michael Weißmann in seinen einführenden Worten, „wir sprechen über Mitgefühl und Demut, über Hoffnung und Solidarität.“ In seiner Predigt stellte Weißmann die Obdachlosigkeit in den Mittelpunkt – auch ein Thema in der „reichen Stadt Regensburg“. „Wir denken heute besonders an die Menschen, die in unserer Gesellschaft oft übersehen wurden, die kein festes Dach über dem Kopf haben, die im Verlauf ihres Lebens so viele Herausforderungen bewältigen mussten“, so Weißmann weiter, „Menschen, die oft durch eine psychische Erkrankung oder auch eine Suchterkrankung aus ihrem Alltag geflohen sind.“
Die Bedürfnisse armer Menschen nicht vergessen
Mit der Allgemeinen Sozialberatung, an die der TagNachtHalt in der Landshuter Straße und das NOAH-Mobil – eine rollende Büro- und Logistikeinheit – gekoppelt sind, und der Suchthilfe, die die Streetwork-Arbeit koordiniert, bietet die Caritas Menschen in besonderen Lebenslagen niederschwelligen Zugang zu verschiedenen Diensten an. „Es ist wichtig, dass wir diesen Tag begehen“, erklärte Christian Hierold, Caritas-Fachberater für diese Zielgruppe, die sehr oft durch das soziale Raster fällt. Gemeinsam mit dem Freiwilligendienst hatte er den Aktionsnachmittag auf die Beine gestellt. „In dieser Welt, in der so viele Menschen im Überfluss leben, bitten wir um ein offenes Herz und einen wachsamen Geist für die Bedürfnisse der Obdachlosen. Möge niemand auf der Straße schlafen müssen“, lautete eine der vorgetragenen Fürbitten.
Mehr Unterstützung für die Bekämpfung von Armut
Die Caritas setzt sich in ihrer Arbeit mit den Bedürftigen für die Erhöhung des Bürgergeldes aber auch für kostenlose ÖPNV-Tickets ein. Als weitere Themen sind „menschenwürdiges und bezahlbares Wohnen“ und „Mitmenschlichkeit und soziales Miteinander bei Behörden“ auf Transparenten am NOAH-Mobil zu lesen.
„Armutswochen“ fordern mehr Orte der Begegnung
Auf Bundesebene fordert der Deutsche Caritas-Verband am „Internationalen Tag zur Beseitigung der Armut“, der die bis zum 15. November dauernden „Armutswochen“ einläutet, eine bürgerfreundliche Gestaltung von öffentlichen Räumen. „Immer wieder beobachten wir, dass diese vernachlässigt und unwirtlich werden“, machte Caritas-Präsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa in einer Pressemitteilung deutlich, in der betont wird, dass „öffentliche Räume wie Parks oder Plätze wichtige Aufenthalts-, Begegnungs- und Erholungsorte gerade für arme oder von Armut bedrohte Menschen sind.“ Die Stadt Regensburg geht hier mit einem guten Beispiel voran und bietet so auch besondere Flächen für den Austausch zwischen den Betroffenen und den Sozialarbeitern der Caritas.
Caritas Regensburg / RNRed