Disco-Besuche, Kneipenrallye oder private Partys: gerade jetzt am Wochenende wird viel gefeiert und eben häufig auch getrunken und geraucht. Der Morbiditäts- und Sozialatlas des BARMER Instituts für Gesundheitssystemforschung belegt, dass die Gefahr einer Suchterkrankung bei Menschen, die im Gastronomie- und Hotelgewerbe arbeiten, besonders hoch ist.
Demnach lag die Rate für eine Suchterkrankung im Zusammenhang mit Alkohol, Drogen oder Medikamenten in den genannten Branchen des Gastgewerbes im Jahr 2021 bei 173 Fällen pro 10.000 Einwohnerinnen und Einwohner.
Auch andere Berufe betroffen
Dahinter folgen Beschäftigte des Bereichs Bergbau, Energie- und Wasserversorgung, Entsorgung und Baugewerbe mit 168 Fällen. Am geringsten ist das Risiko einer Abhängigkeit in Berufen für Erziehung und Unterricht mit 86 Fällen. „Sucht ist keine Willens- oder Charakterschwäche, sondern eine chronische Krankheit, die jede und jeden treffen kann. Eine Chronifizierung kann aber verhindert werden, wenn Suchtkranke so früh wie möglich Hilfe bei Ärztinnen und Ärzten suchen. Beratung und Therapie können dann am ehesten greifen“, sagt Prof. Dr. med. Christoph Straub, Vorstandsvorsitzender der BARMER.
Abhängigkeit hat viele verschiedene Ursachen
Abhängigkeit habe viele Ursachen und Ausprägungen. In der Regel entstehe sie durch das Zusammenwirken verschiedener biologischer, psychologischer, psychotraumatologischer und sozialer Faktoren. Die BARMER kläre deshalb umfassend über Risiken von Suchtmitteln jedweder Art auf und informiere patientengerecht über Wege, von einer Sucht loszukommen, sagt Kassen-Chef Straub. Beispiele für solche Angebote seien etwa zertifizierte Gesundheitskurse zum Thema Sucht oder der Teledoktor, bei dem medizinische Expertinnen und Experten der BARMER Hilfesuchende beraten.
Erhebliche regionale Unterschiede
Der Analyse der BARMER zufolge sind die Raten von Suchterkrankungen regional sehr unterschiedlich. Während die Rate in Rheinland-Pfalz im Jahr 2021 im Vergleich zum Bundesschnitt von 183 Fällen pro 10.000 Einwohner mit einem Wert von rund 154 eher niedrig ausfällt, ist sie in ostdeutschen Ländern wie Mecklenburg-Vorpommern oder Sachsen mit Werten von rund 244 und rund 226 überdurchschnittlich hoch. Auf Kreisebene treten Fälle besonders oft im Kreis Schwerin in Mecklenburg-Vorpommern mit einem Wert von 329 je 10.000 Einwohner auf. Das ist der bundesweit höchste Wert unter allen Landkreisen und kreisfreien Städten. Die geringste Zahl an Erkrankungen verzeichnet der Kreis Würzburg in Bayern mit einem Wert von 95 je 10.000 Einwohner.
Barmer Instituts für Gesundheitssystemforschung / RNRed