Rund 1,5 Millionen Menschen in Deutschland sind alkoholabhängig - das ist kürzlich aus einer Erhebung des BARMER Instituts für Gesundheitssystemforschung hervorgegangen. Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen hat jetzt neue Empfehlungen zum Umgang mit Alkohol veröffentlicht, auf die das Regensburger Ärztenetz aufmerksam macht.
Im Jahr 2022 wurden in Deutschland 1.058.000 Männer und 467.000 Frauen mit Alkoholsucht ambulant oder stationär behandelt. Dabei waren vor allem Menschen in der zweiten Lebenshälfte betroffen. Unter den 55- bis 64-Jährigen wurde bei rund 303.000 Männern und bei rund 116.000 Frauen eine Alkoholsucht diagnostiziert. Aber nicht nur bei einer Sucht in in großen Mengen schadet Alkohol der Gesundheit.
Am besten auf Alkohol verzichten
Auf Basis aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse zur Schädlichkeit von Alkohol hat die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) ihre Empfehlungen zum richtigen Umgang mit Alkohol jetzt angepasst: "Alkoholkonsum sollte von jeder Person reduziert werden, unabhängig davon, wie viel sie trinkt. Am besten ist es, keinen Alkohol zu sich zu nehmen. Alkoholische Getränke bergen Risiken, wenn es um die physische Gesundheit der Menschen geht."
Mit jedem Glas steigt das Sterberisiko
Laut der Erkenntnisse der DHS besteht eine lineare Beziehung zwischen dem Ausmaß von Alkoholkonsum und Sterbewahrscheinlichkeiten. Demnach sind sie am geringsten, wenn kein Alkohol getrunken wird. Sie sind umso höher, je mehr Alkohol Menschen trinken. Das gelte insbesondere für bluthochdruckbedingte Herzerkrankungen, Herz-Rhythmusstörungen, Schlaganfall sowie sieben Krebserkrankungen, unter anderen der oberen Atem- und Verdauungswege, der weiblichen Brust und der Leber.
Bisher wurde der Konsum von sehr geringen Mengen an Alkohol bei gesunden Menschen als unschädlich bewertet. Diese Einschätzung hat sich aufgrund neuer Erkenntnisse geändert. Für die körperliche Gesundheit sei es laut neuer Empfehlung am besten, keinen Alkohol zu trinken. Diese Position wird auch durch aktuelle Aussagen der WHO und des World Cancer Research Funds sowie des Deutschen Krebsforschungszentrums DKFZ gestützt.
Alkoholkonsum in Deutschland
Durchschnittlich trinkt jeder Deutsche ab 15 Jahren pro Jahr zehn Liter reinen Alkohol. Dies entspricht etwa 450 Flaschen Bier oder 100 Flaschen Wein. In Deutschland trinken 7,9 Millionen Menschen im Alter von 18 bis 64 Jahren Alkohol in gesundheitsgefährdenden Formen. Das ist in etwa jede(r) Siebte. Ungefähr neun Millionen Menschen in dieser Altersgruppe haben zumindest Probleme mit dem Alkoholkonsum.
Alkohol ist eine der am häufigsten konsumierten Drogen weltweit, die am häufigsten konsumierte Droge in Deutschland und hat sowohl kurz- als auch langfristig schädliche Auswirkungen auf den Körper. Diese Risiken werden häufig ignoriert. Alkohol ist schätzungsweise verantwortlich für mehr als 20.000 Krebsneuerkrankungen pro Jahr in Deutschland. Fachleute gehen davon aus, dass von insgesamt über 500.000 Krebsneuerkrankungen jährlich etwa 40 Prozent durch eine gesündere Lebensweise vermeidbar wären.
Keine harmlose Volksdroge
Menschen, die exzessiv trinken oder alkoholabhängig sind, haben ein erhöhtes Risiko für psychische Probleme. Sie leiden häufiger an Depressionen und Angststörungen und sind häufiger von sozialen Problemen wie Arbeitslosigkeit und finanziellen Schwierigkeiten betroffen. Umgekehrt erhöhen psychische Probleme das Suchtrisiko – ein Teufelskreis.
Wenn Sie selbst oder ein Angehöriger ein Problem mit Alkoholkonsum haben und Hilfe brauchen, können Sie sich u.a. hier anonym beraten lassen:
- Beratung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Per Chat: https://www.drugcom.de/beratung/chat/ Per Telefon: www.kenn-dein-limit.de/alkoholberatung/
- Beratungsstellen in Ihrer Nähe finden Sie über das Verzeichnis der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen: https://www.dhs.de/service/suchthilfeverzeichnis
- Hilfe für Familie und Freunde: https://nacoa.de/ https://www.drugcom.de/beratung-finden/hilfe-fuer-familie-und-freunde/
Das Regensburger Ärztenetz
Das Regensburger Ärztenetz e.V. (RAEN) ist ein freiwilliger Zusammenschluss von knapp 200 Ärztinnen und Ärzten aus dem Großraum Regensburg. Wir vereinen alle Fachrichtungen im niedergelassenen Bereich von A wie Allgemeinmedizin bis Z wie Zahnmedizin. Vorrangiges Ziel des RAEN ist es, die medizinische Qualität und ärztliche Zusammenarbeit ständig zu verbessern.
Regensburger Ärztenetz e.V. / RNRed