Die Besatzung der SEA-EYE 4 rettete von Sonntag auf Montag, den 07. Und 08. Juli, insgesamt 231 Menschen im Mittelmeer. Unter den Überlebenden befand sich auch eine Mutter mit ihrem Baby und eine im neunten Monat schwangere Frau. Die SEA-EYE 4 hatte in diesen 24 Stunden fünf Einsätze und bezeichnet die aktuelle Situation als „Ausnahmezustand im Mittelmeer“.
Am Sonntagmittag, den 07. Juli, begannen die Notrufe: die Besatzung der SEA-EYE 4 reagierte auf einen Notruf von Alarmphone und evakuierte 46 Personen von einem in Seenot geratenen Schlauchboot. Wenige Stunden später erhielt das Schiff eine weitere Alarmphone-Meldung. In diesem Fall war das Segelschiff NADIR der Organisation RESQSHIP zuerst vor Ort, stabilisierte das seeuntüchtige Schlauchboot, das Luft verlor und zum Teil mit Wasser gefüllt war, verteilte Rettungswesten und sicherte 22 Menschen auf Rettungsinseln - darunter eine Mutter mit ihrem Baby. Als die SEA-EYE 4 gegen 19:00 Uhr eintraf, übernahm sie alle 60 Überlebenden. Um 02:00 Uhr nachts am Montag, den 08. Juli, erreichte das Rettungsschiff ein Fiberglasboot und rettete weitere zehn Personen. Am Montagmorgen brachte die Besatzung gemeinsam mit der Crew der NADIR insgesamt 58 Menschen von einem überfüllten Holzboot, in das bereits Wasser eingedrungen war, an Bord der SEA-EYE 4 in Sicherheit. Der Einsatz war um 07:00 Uhr beendet. Um kurz nach 12:00 Uhr fand das Schiff ein weiteres Schlauchboot in Seenot und rettete 57 Menschen, darunter eine hochschwangere Frau.
Diese Politik kann tödliche Konsequenzen haben
„Fünf Rettungen in 24 Stunden: Das zeigt, welcher Ausnahmezustand derzeit im Mittelmeer herrscht - und wie wichtig es ist, dass wir vor Ort sind, um Menschenleben zu retten. Doch durch die Zuweisung weit entfernter Häfen - allein für die Fahrt nach Genua müssen wir sechs Tage An- und Abreise einplanen - verlieren wir wertvolle Zeit in der Such- und Rettungszone, in der wir Menschen in Not nicht helfen können. Für schutzsuchende Menschen kann diese Politik tödliche Konsequenzen haben”, betont Gorden Isler, Vorsitzender von Sea-Eye e.V.
„Wir hatten eine hochschwangere Frau an Bord, die dringend medizinisch versorgt werden musste. Viele der Geretteten haben Tage auf dem Mittelmeer verbracht, sind geschwächt und stark dehydriert. Einige leiden an Fuel Burns, also chemischen Verbrennungen, die entstehen, wenn sich Benzin mit Meerwasser vermischt und dann mit der menschlichen Haut in Berührung kommt”, ergänzt Ayesha Sattar, Einsatzärztin von German Doctors auf der SEA-EYE 4.
Die SEA-EYE 4 hat auf Anweisung der italienischen Behörden die beim letzten Einsatz geretteten Menschen der italienischen Küstenwache übergeben. Nun steuert das Schiff den etwa 600 Seemeilen entfernten Hafen in Genua an, wo es voraussichtlich am 11. Juli eintreffen wird. Dort werden die Menschen der ersten vier Einsätze das Rettungsschiff verlassen dürfen.
Sea-Eye e.V. / RNRed