Die bayerischen Bauern werden aller Voraussicht nach in diesem Jahr eine durchschnittliche Getreideernte mit heterogenen Erträgen einfahren. Diese Einschätzung gab Bayerns Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber im Rahmen der diesjährigen traditionellen Erntepressefahrt des Bayerischen Bauernverbandes bekannt. Die Erntepressefahrt führte zu den Betrieben der Familien Göttler und Kellerer in Schwabhausen im Landkreis Dachau.
So zehrte die Frühjahrswitterung und die damit verbundenen kurzen Zeitfenster für Feldarbeiten sehr an den Nerven der Landwirte. „Ernte gut, alles gut! In diesem Jahr gilt dieser Satz leider nicht. Die Starkregenereignisse und das Hochwasser Anfang Juni haben teilweise enormen Schäden an den Kulturen angerichtet. Riesige Flächen Grünland, Getreide, Mais oder Kartoffeln standen tagelang unter Wasser. Wir können nur hoffen, dass sich für die Erntezeit in den nächsten Wochen beständigeres Wetter einstellt und es jetzt eine Zeit lang sommerlich bleibt“, sagte Kaniber.
Hand in Hand mit unseren Ernährern
Die Ministerin betonte gleichzeitig, dass der Freistaat solidarisch sei: „Die Bayerische Staatsregierung half umgehend allen vom Hochwasser Betroffenen. Mit unserem sofort aufgelegten ‚Hilfsprogramm Soforthilfe Hochwasser 2024‘ können Unternehmen der Landwirtschaft, des Gartenbaus sowie der Fischerei Schäden teilweise ausgleichen. Erste Soforthilfen aus den 200 Millionen Euro starken Hilfsprogramm sind bereits ausbezahlt.“ Wieder einmal hätten sich die Prognosen der Klimaforscher bestätigt: „In unseren Breiten gibt es immer häufiger Extremwetterlagen, die sich auf das Wachstum der Pflanzen und die Arbeit der Landwirte auswirken“, so die Ministerin.
Bei allen Herausforderungen durch klimatische Veränderungen, die den bayerischen Landwirten bei ihrer täglichen Arbeit zu schaffen machen, betont Michaela Kaniber: „Wir stehen fest an der Seite unserer Ernährer. Bayern lässt seine Landwirte im Anpassungsprozess an den Klimawandel nicht allein. Wir begleiten und unterstützen mit einer Vielzahl an Maßnahmen. Denn sie leiden nicht nur unter den Folgen des Klimawandels, sie sind auch wichtiger Teil der Lösung.“
Bayern reagiert auf den Klimawandel
Um die Landwirte bei der Anpassung an den Klimawandel zu unterstützen, biete Bayern als erstes Bundesland mit der Mehrgefahrenversicherung Hilfe zur Selbsthilfe an. Neben Obst- und Weinbau kann die Versicherung auch für Grünland, Ackerland, Hopfen und Baumschulen abgeschlossen werden. Die Förderung werde in Bayern bereits sehr gut angenommen. Im zweiten Jahr haben mehr als 6.000 Landwirte mit über 200.000 Hektar einen Antrag auf Unterstützung für die Mehrgefahrenversicherung gestellt. „Leider weigert sich der Bund bisher auch beim Bayerischen Förderprogramm der Mehrgefahrenversicherung seinen Finanzierungsanteil zu leisten“, zeigt sich Kaniber verärgert.
Bundesregierung: Enttäuschung wiegt schwer
Neben wetterbedingten Ertragseinbußen mussten Bayerns Landwirte heuer auch mit schweren politischen Fehlern auf Bundesebene kämpfen. „Von der Bundesregierung bin ich schwer enttäuscht: Aus dem groß angekündigten Agrarpaket vor der Sommerpause ist lediglich ein Päckchen geworden. Die vorgelegten Entlastungen sind zu gering und verdienen nicht mal den Begriff Entlastung“, so das Fazit der Bayerischen Landwirtschaftsministerin. Bayern zeige, welche Entlastung den Landwirten wirklich zugutekomme. „Deshalb haben wir ein großes Entlastungspaket in den Bundesrat eingebracht. Ich hoffe hier auf breite Unterstützung unter den Ländern“, so die Ministerin.
Das bayerische Entlastungspaket enthält zum Beispiel neben der Forderung nach einer vollständigen Wiedereinführung der Agrardieselrückvergütung und einer steuerfreien Risikoausgleichsrücklage auch die Forderung der Steuerbefreiung für Biokraftstoffe sowie das Abschaffen der Stoffstrombilanz. Zudem könnten nach Ansicht der Ministerin klare Vereinfachungen im Fach- und Förderrecht, etwa bei Abstandsregelungen, Aufzeichnungspflichten oder Zweckbindungsfristen, bei den Landwirten spürbar für Entlastung sorgen.
Dank und Respekt an Landwirte
Abschließend dankte Michaela Kaniber allen Landwirten: „Ich spreche allen Bäuerinnen und Bauern – unseren Ernährern – meinen Dank und Respekt für die täglich geleistete, harte Arbeit aus, um uns mit frischen, regionalen und hochwertigen Lebensmitteln zu versorgen. Die Erntezeit beginnt und damit die intensivste Zeit des Jahres: Ich wünsche Ihnen allen auskömmliche Preise, gutes Wetter sowie eine erfolgreiche, vor allem aber unfallfreie Ernte 2024. Die Bürgerinnen und Bürger bitte ich um Verständnis, wenn jetzt die Landwirte mit schweren Maschinen und Fahrzeugen unterwegs sein müssen.“
Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus /RNRed