Von April bis Juli dieses Jahres waren die Ehrenamtlichen des Auto Club Europa (ACE) bundesweit unterwegs, um sich Schnell-Ladestationen an Bundesstraßen und Autobahnen näher anzusehen. Schon während der Checks wurde deutlich: Es gibt viele, gute Ladestationen, aber beim Thema Barrierefreiheit besteht erheblicher Nachholbedarf.
Der Auto Club Eurpoa (ACE) hat nach seiner bundesweiten Überprüfung von barrierefreien Schnell-Ladesäulen an Bundesstraßen und Autobahnen keine guten Ergebnisse mitzuteilen. Das hat nun auch den Inklusionsbeauftragten der Stadt Regensburg, Frank Reinel, auf den Plan gerufen. Im Gespräch mit der Regionalbeauftragen Club und Ehrenamt für Südbayern, Ursula Hildebrand, wurde deutlich, dass der Weg zu barrierefreien E-Ladestationen gar nicht so weit wäre.
E-Ladesäulen sollen für alle erreichbar sein
Ein Foto ist Frank Reinel aufgefallen – ein Foto der EnBW-Ladesäulen bei Bauhaus in Regensburg auf Facebook. „Aber wieder mal natürlich nicht barrierefrei“, kommentiert er. Und da hat er leider recht. Der Bordstein verhindert, dass Menschen im Rollstuhl an die Säule gelangen, zudem sind die Parkbuchten viel zu eng. Schon das Aussteigen aus dem Fahrzeug und der Umstieg auf einen Rollstuhl ist nur möglich, wenn neben der Fahrerseite kein anderes Auto lädt. „Leider haben wir das bei unseren Checks im Rahmen der Clubinitiative ,Hat Deutschland Ladepower?‘ sehr oft erlebt. Ladesäulen werden mit Pfosten gegen das Anfahren geschützt oder stehen erhöht. Die Displays und auch die Ladestecker sind zu hoch angebracht“, schildert Hildebrand. Im Gegenzug gibt es auch einige positive Beispiele: „Manchmal ist zumindest einer der Stellplätze breiter, sodass Menschen im Rollstuhl gut an die Säule kommen.“ Ab und zu konnten die ACE-Tester auch richtig gute Anlagen testen – zum Beispiel bei Audi in Nürnberg oder Sortimo in Zusmarshausen. Auch die Anlage der Confiserie Seidl in Laaber ist weitgehend barrierefrei – „es liegt also nicht daran, dass es nicht möglich ist, Ladestationen barrierefrei zu gestalten“.
„Die Verkehrswende darf nicht an uns vorbeigehen“
Frank Reinel kennt das Problem – deshalb versucht er auch, bei städtischen Bauvorhaben darauf hinzuwirken, dass Ladesäulen möglichst barrierefrei errichtet werden. Und das nicht nur in Regensburg, er setzt sich auch im Zusammenschluss der in Bayern tätigen Behindertenbeauftragten der Bezirke, Landkreise und kreisfreien Gemeinden, der VKIB (Vereinigung Kommunaler Interessenvertreter von Menschen mit Behinderung in Bayern e.V.) für barrierefreie Infrastruktur ein. Dabei gibt es einiges zu beachten – und so manche Neuerung, die auf den ersten Blick sehr innovativ erscheint, entpuppt sich als barrierebelastet. So sei das Laden am Fahrbahnrand mit im Bordstein eingelassenen Steckdosen an sich eine innovative Idee – Rollstuhlfahrende aber haben keine Chance, hier zu laden, weil sie sich oftmals nicht so weit hinunterbücken können. Das gelte zudem auch für viele ältere Menschen, die einfach nicht mehr so beweglich sind. „Die Verkehrswende darf nicht an uns vorbeigehen“, sagt Reinel, der selbst im Rollstuhl sitzt.
Jeder siebte in Regensburg hat ein Handicap
Allein in Regensburg leben circa 24.000 Menschen mit Behinderung – das ist jeder Siebte! Etwa 1.600 sind auf einen Rollstuhl angewiesen. „Es geht hier nicht um Belange einer kleinen Minderheit. Jeder siebte in Regensburg Lebende hat ein Handicap – und die gleichen Rechte wie alle anderen. Auch das Recht, barrierefrei sein E-Auto zu laden“, so Hildebrand. „Teilhabe ist ein Menschenrecht“, ergänzt Reinel – und dann könne es eigentlich keine Diskussionen mehr geben, ob E-Ladesäulen barrierefrei gebaut werden oder nicht. Für den ACE ist das Thema Barrierefreiheit Satzungsauftrag. In § 2 Satz 5 heißt es „Der ACE berücksichtigt die sozialen Belange seiner Mitglieder und bringt diese in die verkehrspolitischen Debatten ein.“ Hierzu wird explizit die „gesellschaftliche Teilhabe, besonders für in ihrer Mobilität eingeschränkte Menschen“ als Schwerpunkt genannt. „Es ist uns wichtig, dass möglichst viele Menschen mobil sein können, dafür müssen die Rahmenbedingungen geschaffen werden“, so Hildebrand.
Die diesjährige Clubinitiative „Hat Deutschland Ladepower?“ ist am Mittwoch, den 31. Juli, zu Ende gegangen. In den kommenden Wochen werden die Ergebnisse der bundesweiten Checks ausgewertet. Das Ergebnis werden sich Frank Reinel und Ursula Hildebrand gemeinsam ansehen – und dann sicher einige Forderungen an die Entscheidungsträger richten.
ACE Auto Club Europa e.V. / RNRed