Schottergärten sind in etlichen Kommunen verboten – könnten aber bald wieder erlaubt sein. Die Bund Naturschutz-Kreisgruppe Regensburg befürchtet gravierende Folgen für das Mikroklima und die Artenvielfalt. Grund für diese Befürchtung ist die Hitzewelle in Regensburg, denn Schotterflächen seien im Sommer besonders schnell heiß und somit nicht gut für die Tierwelt.
Die Bund Naturschutz (BN)-Kreisgruppe Regensburg befürchtet gravierende Folgen für das Mikroklima und die Artenvielfalt durch Schottergärten. Durch die anhaltende Hitzewelle seien besonders diese unbewohnbar für Tiere.
Modernisierung vs. Artenvielfalt
Die BN-Kreisgruppe Regensburg sieht mit großer Sorge auf die geplante Umsetzung des ersten so genannten bayerischen Modernisierungsgesetzes. Dieses sieht unter anderem vor, dass die Kommunen nicht mehr vorschreiben dürfen, wie der hauseigene Garten gestaltet werden muss. „Das Gesetz gibt vor, Bürokratie abzubauen – tatsächlich geht es aber total nach hinten los“, erklärt Hans Lengdobler. „Schottergärten wären mit dem Gesetz Tür und Tor geöffnet. Der unsägliche, naturfeindliche Trend würde sich weiter ausbreiten, mit nicht zu unterschätzenden Folgen für die Artenvielfalt und das Stadt- oder Gemeindeklima.“
In Zeiten des Klimawandels sei Grün in der Stadt wichtiger denn je. Die Deutsche Umwelthilfe hat erst kürzlich 190 Städte einem Hitze-Check unterzogen und machte deutlich, dass viel Beton und wenig Grün die Städte stark aufheizen. Die Stadt Regensburg hat vor kurzem im DUH Hitzecheck die rote Laterne bekommen.
Schotterflächen oder aufgestellte Schotter-Gabionen heizen sich im Sommer stark auf und strahlen die Hitze auch nachts an die Hauswände und in die Räume. Dadurch wird es noch trockener, heißer und staubiger in den Wohngebieten. Bei Untersuchungen wurden Temperaturunterschiede von bis zu 30 Grad zwischen besonnten Kies und Asphaltflächen und beschatteten Grünflächen gemessen. Steinflächen produzieren keinen Sauerstoff und kühlen nachts nicht die Luft vor dem Fenster.
Grundwasser ebenfalls beeinträchtigt
„In Schottergärten blühen keine Blumen und flattern keine Schmetterlinge, nur wenige Insekten sind zu finden, kein Igel findet Unterschlupf, keine Frösche, Molche oder Blindschleichen können sich hier aufhalten, nicht einmal Eidechsen finden etwas zum Fressen. Sträucher, die hier als Deko-Element eingesetzt werden, haben denkbar schlechte Lebensbedingungen und müssen im Gegensatz zu einer Gartenbepflanzung ständig gewässert werden“, so der Naturschützer.
Um das Durchwachsen unerwünschter Pflanzen zu verhindern, werden zudem oft Folien, Gewebe oder dichte Vliese unter die Steinflächen gelegt. Damit sind Regenwürmer und andere Bodenlebewesen von Luft und Wasser abgetrennt und können nicht überleben. Nicht nur an der Erdoberfläche sind Kies- und Schottergärten trost- und leblos, sondern oft auch darunter. Die verhinderte Versickerung des Regenwassers führt zu mehr Abfluss in die Kanalisation und reduziert die Neubildung von Grundwasser.
Kleine Trittsteinbiotope statt Chemie
Viele Tiere wandern nicht über Kies- oder Schotterwüsten, solche Flächen sind für sie Hindernisse. Auch senkrecht stehende Schotter-Drahtkörbe (Gabionen) sind wie Mauern für Tiere meist unüberwindbar. Igel und andere Tiere müssen oft an der Straße entlanglaufen und können dabei getötet wer¬den. Außerdem finden die Tiere auf diesen Flächen keine Verstecke und werden leicht Opfer von Katzen oder anderen Fressfeinden.
Schottergärten benötigen viel Chemie. Im Laufe der Zeit sammeln sich zwischen den Steinen Nadeln, Laub oder tote Insekten und werden zu Humus. Angewehte Pflanzensamen können somit auch in Steinflächen aufgehen, spätestens dann wird dem „Unkraut“ oft mit giftigen Chemikalien zu Leibe gerückt. Gleiches gilt für Moos und Algen, die sich nach und nach auf den Steinen ausbreiten. Mancher Schotter wird sogar chemisch vorbehandelt geliefert, um ein schnelles Vermoosen zu verhindern.
In Schottergärten bewegt sich nichts, hier kann man nicht barfuß über kühles Gras laufen. Es gibt kein Naturerlebnis, der Garten hat keine Aufenthaltsqualität. Er bietet keine Erholung für gestresste Seelen, sondern ist nur Abstandsfläche zum Nachbarn. In Kies- und Schottergärten gibt es nichts zu Pflücken und keine Beeren zu ernten. Für Kinder ist hier nichts zu entdecken, schade um die nutzlose Flächenvernichtung.
Jedes Baugebiet nimmt der Natur Raum, darum sollten die Grundbesitzer/innen sich ihrer Verantwortung bewusst sein und der Natur wieder ein Stück zurückgeben. Naturnahe Gärten sind kleine Trittsteinbiotope, und jeder kann für sich selbst ein Stück Naturerlebnis schaffen und einen Beitrag zum Artenschutz leisten.
Bund Naturschutz Kreisgruppe Regensburg / RNRed