Unser 25-jähriges filterVerlag-Firmenjubiläum haben wir zum Anlass genommen, um auch in Sache Ernährung nochmal zurückzuschauen. Wir machen eine kulinarische Zeitreise zu den Food Trends der Vergangenheit, um herauszufinden, welche köstlichen Neuheiten nur einen kurzen Hype erlebt haben und welche sich langfristig durchsetzen konnten.
In den letzten 25 Jahren gab es neben den beständigen Fast-Food Klassikern wie Pizza, Burger, Döner und Co. auch zahlreiche Gegenbewegungen, die auf gesundes, vegetarisches, veganes, glutenfreies oder laktosearmes Essen schwören - wahlweise in BIO-Qualität, in der Region produziert, frei von Zusatzstoffen oder industriell hergestelltem Zucker. Doch vieles, was heute selbstverständlich in den Supermärkten und auf unseren Tellern landet, war damals noch kein Thema. Heute ist Essen ein Lifestyle, für viele auch eine Lebenseinstellung!
ANDERE LÄNDER – ANDERES ESSEN
Wir lieben kulinarische Genüsse aus aller Welt, wir lieben die Vielfalt und wir wollen eintauchen in neue Gewürze und Aromen die unsere Zunge tanzen lassen. Echtes Seelenfutter eben. Food Trucks und Street Food Festivals sind seit 2015 auch in Regensburg und der Region fest verankert. Warum? An nur einem Ort können wir in gefühlt unendliche Geschmackswelten eintauchen – von der guten alten deutschen Bratwurstsemmel, der veganen Variante 2.0 über amerikanische Burger, mexikanische Tacos bis hin zu Spezialitäten aus Afrika, dem Orient oder Japan.
ROHER FISCH - ECHT JETZT?
Apropos Japan. Sushi ist heute Teil unserer europäischen Esskultur, egal ob à la carte oder am laufenden Band, schon fertig portioniert im Supermarkt oder für zu Hause zum Selberrollen. Da ist es doch umso erstaunlicher, dass dieses geile Zeug, das wir uns am liebsten mit Ingwer, Sojasauce und Wasabi schmecken lassen, vor 25 Jahren wegen dem rohen Fisch noch eher abschreckend für die meisten von uns war. Die ersten Läden in Deutschland, die in den frühen 80ern eröffneten, waren hauptsächlich für den kleinen japanischen Teil der Bevölkerung gedacht.
Anfang der 2000er kamen wir dann doch langsam auf den Geschmack, auch in Regensburg gab es erste Läden – das Sushi-Haus in der Altstadt beispielsweise wurde 2002 eröffnet. Heute gibt es zahlreiche Varianten moderner Interpretationen der leckeren Reisröllchen, die mittlerweile fester Bestandteil unserer Esskultur geworden sind.
CROFFLES, CRONUTS UND CRUFFINS – DANN DOCH LIEBER CUPCAKES
Neben dem Japan-Hype erreichte in den 2000ern noch ein anderer Food Trend seinen Höhepunkt. Womöglich beeinflusst von der New Yorker Kultserie „Sex and the City“ hatten wir plötzlich tierischen Heißhunger auf sogenannte Cupcakes. Muffins wurden jetzt mit einem cremigen Häubchen aus Frischkäse oder Buttercreme, dem Frosting versehen – ein himmlisches Vergnügen.
Ein Jahrzehnt später haben sich vor allem in den Metropolen einige Bäcker an einer Art Backwerk-Fusion versucht. Kurzzeitig wurden die sogenannten Cronuts, Cruffins und Croffels zum viralen Food-Trend: eine Mischung aus Croissant und wahlweise eben Donut, Muffin oder Waffel. Es bildeten sich lange Schlangen vor den Cronut-Läden, heute findet man das Mode-Gebäck kaum noch. Manchmal sind die Dinge eben gut so, wie sie sind.
Cupcakes wiederum werden auch heute noch gerne gebacken und gegessen. Auch in Regensburg gibt es einige Konditoreien, die die süße Sünde anbieten oder sich – wie im Fall der Cupcakery am Domplatz – ganz darauf spezialisiert haben.
© bigstock | chughes
BUBBLE TEA – KURZ TOP, DANN FLOP
Schwarzer oder grüner Tee, wahlweise mit Milch oder Fruchtsirup. Am Boden des durchsichtigen Plastikbechers schwimmen kleine erbsengroße Kügelchen aus Tapioka, Gelee oder einer mit Fruchtsirup gefüllten Version, die im Mund zerplatzt. Das Ergebnis: Der Bubble Tea. Mal wieder „made in Asia“, genauer gesagt in Taiwan. Auch in Regensburg tauchten bereits in den 2010ern immer mehr Shops auf.
Doch die Beliebtheit der fruchtig-milchigen und vor allem süßen Erfrischung war nicht von langer Dauer. Plötzlich wurden Stimmen laut, dass der Bubble Tea und vor allem seine Perlen giftige, krebserregende Stoffe enthalten – vom extrem hohen Zuckergehalt mal ganz abgesehen. Verbraucherschützer mahnten zur Vorsicht, offiziell verboten wurde das Getränk jedoch nie. Und siehe da, seit einer Weile taucht der bunte Tee langsam wieder auf, sogar in unseren Supermärkten – inklusive neuer Rezepturen und weniger Plastik.
Trotz allem, gesund wird der Bubble Tea wohl nicht mehr werden. Er enthält nach wie vor viel Zucker und künstliche Zusatzstoffe und sollte nur in Maßen getrunken werden.
© bigstock | tashka2000
SUPERFOODS – NICHT ALLE KONNTEN SICH BEHAUPTEN
Chia-Samen, Goji-Beeren und Matcha-Tee: Auch die „Superfoods“ waren in den letzten Jahren immer mehr gefragt. Einige haben nachweislich positive Eigenschaften auf unseren Körper, bei anderen hängt es wohl eher stark von unserem Glauben und unserem Geldbeutel ab, ob wir sie konsumieren wollen. Es hat sicher Gründe, warum Superfoods, wie Chia- und Leinsamen, Quinoa, Avocado oder Kurkuma nach wie vor in unseren Smoothies, Bowls und Currys landen, und andere eben nicht.
Acai- und Goji-Beeren sind zwar reich an Vitaminen und Antioxidantien, das sind deutlich günstigere Beeren aber eben auch. Teilweise konnten sich die Superfoods, wie die pilzbasierte Fleischalternative Quorn, einfach geschmacklich nicht durchsetzen. Da hatten am Ende andere pflanzliche Ersatzprodukte aus Weizen- oder Erbsenprotein die Nase vorn.
© bigstock | cegli
PLANT-BASED JA – INSEKTEN NEIN
Alternative Proteine sollten für die Nicht-Veganer Ende der 2010er dann auch Mehlwürmer, Grillen und Heuschrecken liefern. In vielen anderen Kulturen weltweit ist der Verzehr von Insekten ja üblich, aber bei uns? Seit 2021/22 gelten gelbe Mehlwürmer, Hausgrillen und auch die europäische Wanderheuschrecke in der EU ganz offiziell als Lebensmittel. Die kleinen Tierchen werden getrocknet oder in Pulverform angeboten – als Zutat für Brot, Nudeln oder versteckt in Proteinriegeln. Im Mai 2021 stand in der Regensburger Mensa ein Burger auf dem Speiseplan, der zu einem Drittel aus Buffalo-Heuschrecken bestand. Die einen waren neugierig, bei den anderen war der Ekel dann doch größer. Naja, einen Versuch war es wert.
In den letzten 25 Jahren hat sich unser Essverhalten gewandelt. Food Trends kamen und gingen, einige Spezialitäten anderer Kulturen haben wir angenommen, manchen stehen wir weiterhin skeptisch gegenüber. Generell ist davon auszugehen, dass in Zukunft gerade die Nachfrage nach gesunden, nachhaltigen und fleischlosen Lebensmitteln weiter steigen wird. Technologische Fortschritte wie Laborfleisch und immer wieder neue Einflüsse und Kreationen werden wohl auch in Zukunft noch für die ein oder andere kulinarische Überraschung sorgen.
© bigstock | stockphototrends
filterMAGAZIN / Jennifer Schaller