Etwa acht Millionen Deutsche tragen Meningokokken ohne nachweisbare Symptome im Nasen-Rachen-Raum und können die Erreger über eine Tröpfcheninfektion an Babys und Kleinkinder weitergeben. Wenn sich die Menschen mit der beginnenden kalten Jahreszeit mehr in Innenräumen aufhalten, wird eine Übertragung wahrscheinlicher. Eltern sollten daher die Schutzmöglichkeiten kennen und alle wichtigen informationen zum Welt-Meningitis-Tag am Samstag zusammentragen.
Was unbewusst beim Sprechen, Husten oder Niesen geschieht, kann bei den Kleinsten mit ihrem noch nicht vollständig ausgebildeten Immunsystem eine zwar sehr seltene, aber lebensbedrohliche Meningitis (Hirnhautentzündung) auslösen. Insbesondere Babys und Kleinkinder sind am häufigsten von Meningokokken-Erkrankungen betroffen. Trotz Behandlung treten bei jedem oder jeder fünften Erkrankten Komplikationen und Spätfolgen auf. Anlässlich des Welt-Meningitis-Aktiontages am Samstag, den 05. Oktober, der Weltgesundheitsorganisation (WHO), ruft die Mutter der vor einigen Jahren erkrankten Leandra andere Eltern dazu auf, sich in der kinderärztlichen Praxis zu diesen Schutzmöglichkeiten beraten zu lassen. Karens Tochter überlebte die Meningokokken-Erkrankung nur knapp und ist heute gesund. Die zweifache Mutter wünscht keinem Menschen, das zu erleben, was ihre Familie durchmachen musste.
Jede Minute zählt
Meist weisen Meningokokken-Erkrankungen zu Beginn nur unspezifische und grippeähnliche Symptome auf, daher sind sie im frühen Stadium schwierig zu erkennen. So ging es auch Karen, als ihre 15 Monate alte Tochter in der Nacht leichtes Fieber hatte, das trotz des Fiebersaftes nicht runterging. Als sich die Kleine am nächsten Morgen erbrach, fuhr die Mutter zur Apotheke, um weitere Medikamente zu besorgen, Leandra blieb in der Zwischenzeit daheim bei ihrem Papa. Dann kam der Anruf: Leandra hatte einen Fieberkrampf bekommen und war bewusstlos geworden. Nun zählte jede Minute. Per Rettungshubschrauber wurde Leandra auf schnellstem Weg in eine Klinik gebracht. Die Zeit im Schockraum, zwei Tage Intensivstation und eine weitere Woche im Krankenhaus konnte Karen als Mutter kaum ertragen. Für Familien kann sich bei einer Meningokokken-Erkrankung die Welt innerhalb weniger Stunden komplett auf den Kopf stellen. Leandra hatte Glück, „dass die Antibiotika so schnell anschlugen und es ihr zunehmend besserging.“, erinnert sich Karen. In Deutschland versterben ca. zehn Prozent aller Patient/innen trotz intensivmedizinischer Versorgung. Infolge einer Hirnhautentzündung können Komplikationen und Spätfolgen wie Entwicklungsstörungen, Krampfleiden, Erblindung und Hörverlust auftreten. Impfungen können bestmöglich vor einer Erkrankung schützen.
Zusätzliche Impfung soll Kinder schützen
Eltern können ihre Kleinsten bereits früh bestmöglich schützen Die Ständige Impfkommission (STIKO) hat in diesem Jahr ihre Impfempfehlung für Babys und Kleinkinder erweitert und empfiehlt neben der Standardimpfung gegen Meningokokken C nun standardmäßig auch die Impfung gegen Meningokokken B, die in Deutschland häufigste Erregergruppe. Beide Impfungen sollten so früh wie möglich durchgeführt und noch nicht erfolgte Impfungen schnellstmöglich nachgeholt werden. Die Nachholimpfung gegen Meningokokken B wird bis zum fünften Geburtstag empfohlen. Für einen umfassenderen Schutz ist die Meningokokken-ACWY-Impfung zusätzlich möglich, die vor allem bei Reisen empfohlen wird, aber nicht Teil des Standardimpfprogramms ist.
Krankenkassen übernehmen Kosten
Die Kosten für die Impfung gegen Meningokokken B werden seit Ende Mai als Pflichtleistung von allen Krankenkassen übernommen. Aufgrund des weiterhin ausstehenden Abschlusses regionaler Impfhonorarvereinbarungen erstatten Krankenkassen die Kosten der Impfung momentan rückwirkend auf Antrag der Eltern. Alle Krankenkassen sind bereits jetzt zur Kostenübernahme verpflichtet. Eltern sollten sich beim örtlichen kinderärztlichen Praxisteam erkundigen, wie die Erstattung dort aktuell geregelt ist.
BORCHERT & SCHRADER public relations GmbH / RNRed