Die Caritas betreut in Regensburg rund 400 obdach- und wohnungslose Menschen. Manche wären bereit für ein eigenständiges Leben. Doch es mangelt an Wohnraum in Regensburg. Die NOAH-Nachsorge bietet einen Wohnraum auf Zeit für Menschen, die noch keine Wohnung gefunden haben. Dank dem Caritas Vier-Phasen-Modell sollen Betroffene wieder auf die Beine kommen.
Alexander O. (Name geändert), 28 Jahre, verlor im Herbst 2022 seine Wohnung, zuvor seinen Job, schließlich seinen Halt. Mit psychischen Problemen wurde er ins Bezirkskrankenhaus eingewiesen, von dort kam er direkt in die Caritas Notunterkunft für Obdachlose. Mittlerweile, sagt er, fühlt er sich bereit für einen eigenständigen Alltag. Was ihm fehlt, ist eine Wohnung. 70 Bewerbungen hat er in den zurückliegenden drei Monaten geschrieben, rund 200 in den vergangenen zwei Jahren – und nur Absagen kassiert. Wenn er sich eines wünscht, dann dies: „Wir brauchen mehr Wohnraum.“
Obdachlosigkeit steigt bundesweit an
Mit dieser Forderung steht der junge Mann nicht alleine da. „In den vergangenen Jahren ist die Obdachlosigkeit bundesweit angestiegen – auch in Regensburg“, sagt Brigitte Weißmann, Leiterin des Referats Soziale Beratung bei der Caritas. Die Caritas betreut in Regensburg rund 400 obdach- und wohnungslose Menschen. Regensburg habe zwar eine historisch starke Wirtschaft und eine hohe Lebensqualität, aber: „Der Druck auf dem Wohnungsmarkt ist groß. Das trifft sozial schwächere Gruppen besonders hart.“
Nach dem Verlust seines Jobs fehlte Alexander O. das Geld für die Miete, nach sechs Monaten schmissen ihn die Vermieter raus. In der Caritas Notunterkunft für Obdachlose fand er nicht nur ein Bett zum Schlafen, sondern auch Anschluss an das Hilfesystem. Vor einigen Monaten wurde er in das neue Caritas-Programm NOAH-Nachsorge aufgenommen. NOAH steht für niederschwelliges, ortsnahes Angebot, um Menschen zu helfen, die auch ohne festen Wohnsitz ihren Anspruch auf Heimat haben. Die Nachsorge ist der neueste Baustein im NOAH-Programm.
Die NOAH-Nachsorge bietet Wohnraum auf Zeit, und zwar gegen Miete. Zudem berät sie ihre Klienten bei der Jobsuche oder beim Kontakt mit Behörden. Sie ist Hilfe zur Selbsthilfe – und die letzte Phase vor dem eigenständigen Wohnen. Sie ist im Caritas Vier-Phasen-Modell „Wege aus der Wohnungslosigkeit“ ein Meilenstein für die Betroffenen. Alexander O. hat wieder einen Job gefunden, arbeitet Vollzeit als Verkäufer. Und bewirbt sich weiter um Wohnungen.
Wege aus der Wohnungslosigkeit: Das Vier-Phasen-Modell der Caritas
Die Caritas Regensburg arbeitet in der Wohnungs- und Obdachlosenhilfe mit einem Vier-Phasen-Modell: Auf der ersten Stufe geht es um die Grundversorgung und das Sichern der Grundbedürfnisse wie Essen und Trinken, ein Bett zum Schlafen und die Möglichkeit, sich zu waschen. Das leistet die Caritas Notunterkunft NOAH – deinTagNachtHalt in der Landshuter Straße. Die nächste Stufe ist die stationäre Hilfe. Dafür gibt es das Übergangswohnheim für Männer und das Haus St. Rita für Frauen. Dort werden die Klientinnen und Klienten rund um die Uhr begleitet. Die letzte Phase vor dem eigenständigen Wohnen gleicht einem betreuten Wohnen und wird nun mit der NOAH-Nachsorge abgedeckt. Die Klientinnen und Klienten sind kurz davor, wieder einen eigenständigen Alltag zu leben und benötigen nur noch punktuell Unterstützung. Die vierte und letzte Phase ist das eigenständige Wohnen, Arbeiten, Leben.
Über das Projekt „NOAH-Nachsorge“
Das neue Caritasprojekt „NOAH-Nachsorge“ gibt es seit Januar 2024. Die „NOAH-Nachsorge“ richtet sich an Männer und Frauen, die wohnungs- oder obdachlos waren, und nun mit professioneller Unterstützung bereit sind, wieder ein eigenständiges Leben zu führen. Voraussetzung für die Aufnahme ist, dass weder akute Suchtprobleme noch psychische Probleme vorliegen. Die Klienten müssen Miete zahlen und sind auf der Suche nach eigenem Wohnraum.
Caritasverband für die Diözese Regensburg e.V. / RNRed