Das Zusatzstudium Genderkompetenz (ZGK) ist ein besonderes akademisches Angebot, das die Universität Regensburg (UR) und die OTH Regensburg ihren Studierenden hochschulübergreifend anbieten. Am vergangenen Donnerstag feierten Studierende, Dozent/innen und Gäste das fünfjährige Bestehen des Studiengangs.
Am Donnerstag, den 14. November, feierten Studierende, Alumni, Dozent/innen und Gäste gemeinsam mit den Studiengangsgründerinnen und Leitungen von Universität und OTH das fünfjährige Bestehen des Studiengangs, der, wie Universitätspräsident Professor Dr. Udo Hebel hervorhob, „ein zentrales Anliegen unserer Hochschulen ist und den Einsatz für Gleichstellung und Chancengleichheit manifestiert“. Professorin Dr. Astrid Ensslin, Beauftragte für die Gleichstellung von Frauen in Wissenschaft und Kunst der UR, führte im H24 des Vielberth-Gebäudes durch einen inspirierenden Nachmittag mit Festvortrag, Podiumsdiskussion und einer Posterausstellung.
Gleichstellung und Chancengleichheit als gesellschaftliche Verantwortung
Universitätspräsident Hebel erinnerte in seinem Grußwort daran, dass Gleichstellung und Chancengleichheit gesellschafts- und hochschulpolitische Verantwortung sowie oberstes Leitprinzip der UR seien: „ Universitäten und Wissenschaft als Ganzes stehen in der besonderen Pflicht, sich mit Blick auf die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft intensiv mit Geschlechterbeziehungen zu beschäftigen und auf die Herausforderungen hinzuweisen, denen insbesondere Frauen in den unterschiedlichsten politischen, gesellschaftlichen und individuellen Kontexten noch immer gegenüberstehen“.
Dieser Verantwortung kommen die Verantwortlichen für das ZGK nach: Sie bieten Studierenden die Möglichkeit, sich fächerübergreifend mit den Fragen und Problemstellungen im Bereich der Gleichstellung auf wissenschaftlicher Basis zu befassen und „damit zu einer Sensibilisierung und weiteren Verbesserung der aktuellen Situation beizutragen“, so Hebel weiter.
„Die hohen Besucherzahlen des Festakts, vor allem seitens Studierender, haben gezeigt, wie wichtig Genderkompetenz als fächerübergreifende Berufsqualifikation in unserer heutigen Gesellschaft geworden ist. Daher sehe ich der Zukunft des ZGK mit Optimismus entgegen, möchte aber gleichzeitig die nachdrückliche Empfehlung des Wissenschaftsrats wiederholen, dass dieses Desiderat nur durch nachhaltig zur Verfügung stehende Personalressourcen erfüllt werden kann,“ schlussfolgerte Ensslin in ihrem Fazit der Veranstaltung.
Gender matters!
Wie wichtig die Erweiterung des Blickwinkels ist, zeigte die Festrednerin des Tages, Professorin Dr. Hanna Meißner, Fachgebiet interdisziplinäre Frauen* und Geschlechterforschung an der Technischen Universität Berlin. In einem kenntnisreichen Vortrag skizzierte Meißner das Erkenntnissinteresse der Geschlechterforschung, zu dem die Aufmerksamkeit für unerzählte Teile der Geschichte ebenso gehört wie die Entschlüsselung von Naturalisierungen.
Am Beispiel Fachkräftemangel und Frauen in MINT-Berufen durchleuchtete die Forscherin eindrucksvoll, wie Vorurteile, etwa, dass Mathematik mehr Begabung als Neigung sei, sich verfestigt haben und als männliche Disposition identifiziert werden. Anhand der Diskussionen um „Mädchen und Mathematik“ deklinierte Meißner durch, wie soziale Konstruktion das männliche Geschlecht und Mathematik Hand in Hand gehen lassen, während Frauen zur Beschäftigung mit dem Fach vermeintlich ermutigt werden müssen.
Damit verloren gehen Möglichkeiten, bessere Strategien für bestimmte Herausforderungen zu entwickeln, warnte Meißner. Es brauche problemzentrierte Deutungen und fundierte Auseinandersetzungen, es gelte, die Themen intersektional und feministisch im Sinne von Inklusivität und Transdisziplinarität zu verhandeln.
Geschlechterforschung ausbauen und stärken
Über Kontinuität, Herausforderungen und Visionen des ZGK diskutierten im Anschluss OTH-Vizepräsident für IT-Sicherheit, Digitalisierung, Nachhaltigkeit und gesellschaftliche Verantwortung Professor Dr. Christoph Skornia, Dr. Arndt Lümers, Referent im Wissenschaftsrat, Dr. Anna Hartmann vom Lehrstuhl Pädagogik bei Verhaltensstörungen einschließlich inklusive Pädagogik (UR), ZGK-Absolventin Sabrina Thomas und Studiengang-Mitbegründerin Professorin Dr. Clarissa Rudolph (Politikwissenschaft und Soziologie, OTH).
Auf ein zentrales Moment hatte Rudolph bereits in ihrer Begrüßung und den Rückblick auf die Genese des Zusatzstudiums hingewiesen: In Zeiten, in denen die Politik von (vermeintlich) einfachen Lösungen dominiert wird, gelte es, das Fach zu verteidigen und auszubauen, kontextbezogen zu forschen und den Blickwinkel zu erweitern. Gelegenheit dazu bot das Zine, das alle Gäste auf ihren Stühlen fanden.
ZGK-Lehrkraft Agnes Böhmelt präsentierte dazu mit Studierenden des Studiengangs feministische Manifeste aus dem ZGK-Kurs „I’ll tell you what I want, what I really, really want!“ mit musikalisch-satirischen Beiklängen und Elementen des Agit-Prop-Theaters. Den Rahmen des anschließenden, offenen Teils des Festakts boten im Foyer des Vielberth-Gebäudes ausgestellte wissenschaftliche Poster zu Gender- und Gleichstellungsthemen, die von Studierenden des Studiengangs erstellt worden waren und zu weiteren informierten Gesprächen anregten.
Universität Regensburg / RNRed