Jedes Jahr stehen Schulabgänger vor der wichtigen Entscheidung, welchen beruflichen Weg sie einschlagen wollen. Das ist gar nicht so einfach, da man in diesem Alter oft noch nicht genau weiß, wohin die Reise gehen soll. In der Region gibt es jedoch Arbeitgeber, die jungen Menschen wertvolle Unterstützung bei ihrer beruflichen Orientierung bieten.
Veronika Dillinger arbeitet für solch ein Unternehmen und hat sich bei der Maschinenfabrik Reinhausen von der Auszubildenden zur Gruppenleiterin entwickelt. Im Interview teilt sie ihre Erfahrungen und gibt Einblicke in ihre bisherige berufliche Laufbahn.
Ein Interview mit Veronika Dillinger, Head of Modular Control Cabinet Solutions bei der Maschinenfabrik Reinhausen
Warum haben Sie sich damals entschieden, Ihre Ausbildung bei der Maschinenfabrik Reinhausen (MR) zu machen?
Ein Lehrer der Fachoberschule hat mich damals auf die MR aufmerksam gemacht, als ich nach einer Möglichkeit für ein duales Studium gesucht habe. So habe ich mich entschieden, dort vorab ein Schülerpraktikum zu absolvieren, was mich schließlich überzeugt hat. Obwohl ich auch in vielen anderen Unternehmen die Chance auf ein Praktikum genutzt habe, war die positive und familiäre Atmosphäre bei der MR der ausschlaggebende Faktor, dort meine Ausbildung zu beginnen.
Wie lief das duale Studium ab?
Im Rahmen meines dualen Studiums habe ich eine Ausbildung zur Mechatronikerin absolviert und parallel dazu Elektrotechnik an der OTH studiert. Das gesamte Programm dauerte viereinhalb Jahre. Im ersten Jahr war ich ausschließlich im Unternehmen, wo ich die regulären Ausbildungsinhalte durchlaufen habe – allerdings in komprimierter Form. Anstelle der Berufsschule gab es internen Unterricht und ich durchlief verschiedene Abteilungen wie z. B. Montage und Instandhaltung. Nach diesem Jahr begann mein Studium an der Hochschule, wobei ich in den Semesterferien weiterhin bei der Maschinenfabrik Reinhausen arbeitete und während der gesamten Zeit meine Ausbildungsvergütung erhalten habe. Ein besonderes Zuckerl war die Chance für ein dreimonatiges Auslandssemester in China, das mir ebenfalls durch die MR ermöglicht wurde.
War Ihnen damals schon bewusst, dass Sie eine Führungsposition anstreben?
Zu diesem Zeitpunkt war mir das noch nicht klar. Der Sinn des dualen Studiums besteht darin, Ausbildung und Studium zu kombinieren, um ein Unternehmen besser kennenzulernen. Dadurch entsteht eine engere Bindung und man kann bereits frühzeitig gezielt auf die Bereiche hinarbeiten, in denen man später eingesetzt werden könnte.
Inwiefern wurden Sie von der Maschinenfabrik Reinhausen auf Ihrem Weg unterstützt?
Seitens der MR gibt es viele Möglichkeiten, sich weiterzuentwickeln. Während des dualen Studiums konnte ich in verschiedene Abteilungen reinschnuppern und mich auch später immer wieder mit neuen Aufgaben befassen. Teils gab es hier auch internationale Schnittstellen. In Summe war das Angebot seitens der MR immer sehr motivierend. Nach dem Studium und einigen Jahren Berufserfahrung habe ich berufsbegleitend noch einen MBA angestrebt und die MR zeigte sich bezüglich der Arbeitszeit sehr flexibel. Kurz darauf habe ich sogar noch die Einladung bekommen, am firmeninternen Förderprogramm teilzunehmen.
Dieses Weiterentwicklungs-Programm läuft über ein Jahr und beinhaltet Seminare und eine Projektarbeit in einer interdisziplinaren Gruppe. Diese internen Weiterbildungsprogramme und der offene und ehrliche Dialog mit den Führungskräften haben mir sehr geholfen, meinen Weg zu finden und mich in die gewünschte Richtung zu entwickeln.
Welche persönlichen Eigenschaften haben Sie von Anfang an mitgebracht, die Ihnen auf Ihrem Karriereweg geholfen haben, und welche neue Fähigkeiten oder Eigenschaften haben Sie im Laufe der Zeit entwickelt?
Generell war ich schon immer sehr motiviert und auch sehr neugierig. Deswegen habe ich damals bewusst das duale Studium gewählt. Hier konnte ich Ausbildung und Studium kombinieren und in kürzester Zeit abschließen. Vor allem der MBA hat mich definitiv persönlich noch mal ein Stück weitergebracht, denn das war ein großer, zusätzlicher Arbeitsaufwand, der viele Wochenenden in Anspruch genommen hat. Man wächst mit seinen Aufgaben, aber das passiert eben nur, wenn man neue Herausforderungen annimmt. Offenheit für Neues und die Bereitschaft, sich kontinuierlich weiterzuentwickeln, waren schon immer ein Teil von mir.
Was macht Ihrer Meinung nach eine Führungspersönlichkeit aus und welche Fähigkeiten und Kompetenzen werden benötigt, um diese Rolle erfolgreich auszufüllen?
Man muss definitiv diszipliniert sein und den Willen mitbringen, sein Bestes zu geben. Es erfordert Leistungsbereitschaft und die ehrliche Auseinandersetzung mit der Frage, ob man bereit ist, Verantwortung zu übernehmen. Außerdem sollte man als Vorbild agieren. Wenn man von anderen erwartet, bestimmte Ziele zu erreichen oder Veränderungen mitzutragen, muss man selbst hinter diesen Themen stehen und sie vorleben. Andernfalls wird es schwierig, das gleiche Engagement von anderen zu erwarten.
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Wie beurteilen Sie die Chancen für junge Menschen heute im Vergleich zu damals, als Sie als Auszubildende im Unternehmen angefangen haben?
Damals gab es sehr viele Bewerber auf das duale Studium und es standen nur wenig Plätze zur Verfügung. Auch wenn man gut war, wurde man nicht zwingend angenommen. Das hat sich inzwischen definitiv geändert. Heutzutage gibt es geringere Bewerberzahlen und man hat bessere Möglichkeiten, sich von der Masse abzuheben, wenn man gute Leistungen erbringt. Ich denke, dass man heutzutage sehr gute Chancen hat, sich seinen Ausbildungs- oder Studienplatz aussuchen zu können.
Wie stehen Sie zu den aktuellen Diskussionen rund um Work-Life-Balance und den veränderten Erwartungen, die heutzutage an Unternehmen und Arbeitsbedingungen gestellt werden?
Ich finde es wichtig, einen Job zu finden, der einem Spaß macht und in dem man wachsen und sich weiterentwickeln kann. Wenn das der Fall ist, entsteht auch positive Energie während der Arbeit und nicht nur in der Freizeit.
Welche Ratschläge würden Sie jungen Auszubildenden oder Berufseinsteigern geben, die ebenfalls eine erfolgreiche Karriere anstreben?
Findet etwas, das euch Spaß macht, nur dann ist man auch gut darin. Seid mutig und traut euch eine neue Herausforderung zu. Wenn man zusätzlich noch den nötigen Ehrgeiz besitzt, kann man auch weiterkommen. Es ist wichtig, aktiv mit der Personalabteilung und den Vorgesetzten zu besprechen, welche Ziele man hat und wie man sich positionieren möchte. Vernetzung im Unternehmen ist ebenfalls ein wichtiger Punkt. Zudem muss auch noch das Timing passen. Wer wirklich etwas bewegen will, muss sich engagieren und sich Vorbilder suchen, von denen man lernen kann. Wenn man das tut, steht einer erfolgreichen Karriere nichts mehr im Weg.
Frau Dillinger, wir bedanken uns für diese spannenden Einblicke und wünschen Ihnen auf Ihrem privaten und beruflichen Weg alles Gute!
Kathrin Gnilka | filterMagazin