Wie lässt sich Abwasser auf einfache und naturnahe Weise reinigen? Diese Frage haben sich Studierende an der OTH Regensburg gestellt. Um das Abwasser in Uganda zu reinigen, waren vier Studierende von der OTH Regensburg im Sommer 2024 vor Ort. Sie haben sich dort um den Bau einer Pflanzenkläranlage für eine Schule gekümmert.
Weltweit sterben jährlich rund 850.000 Menschen an den Folgen von verunreinigtem Wasser. Der Zugang zu sauberem, keimfreiem Wasser, wie wir es gewohnt sind, ist keinesfalls überall selbstverständlich. Hier Lösungen zu finden, um die Wassersituation nachhaltig zu verbessern, um Abwasser auf einfache, kostengünstige und naturnahe Weise zu reinigen, darum ging es Studierenden aus dem Studiengang Bauingenieurwesen an der OTH Regensburg. Hierzu entwickelten sie unter der Leitung von Prof. Andreas Ottl und getreu dem Motto „Every drop counts“ eine Abwasserreinigungsanlage, die in einem Land mit tropischem Klima wie Uganda realisiert werden sollte.
Von der ersten Skizze zur fertigen Bachelorarbeit
Für fünf Wochen waren vier Studierende in den Osten Afrikas nach Uganda gereist, um dort für eine Schule in Masaka die von ihnen geplante Pflanzenkläranlage umzusetzen. Zwei von ihnen, Vanessa Janoschek und Julia-Maria Hofer, haben zu ihrem Projekt auch eine Bachelorarbeit gemeinsam verfasst; der Titel: „Planung und Bau einer kostengünstigen, naturnahen Abwasserreinigungsanlage in einem Land mit tropischem Klima am Beispiel Uganda“.
Das Projekt und ihre Ergebnisse präsentierten die beiden am Mittwoch, den 27. November, im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung an der OTH Regensburg. Im Fokus des bilderreichen Vortrags standen die einzelnen Schritte, Bauphasen und Ergebnisse, aber auch Herausforderungen des Projekts.
Auf nach Uganda: Wie baue ich eine Pflanzenkläranlage?
Nach einer mehrmonatigen Einarbeitungs- und Vorbereitungsphase, nach ersten Skizzen und detaillierteren Planungen ging es Anfang August 2024 nach Uganda, um dort die gemeinsam entwickelte Pflanzenkläranlage in Terrassenform anzulegen. Mit dabei waren neben Julia-Maria Hofer und Vanessa Janoschek auch die beiden Kommilitonen Martin Kroiß und Denis Bieniasz, die die beiden tatkräftig unterstützten, sowie Prof. Andreas Ottl, der das Projekt betreute. Ziel war die International School of Music, Languages and Polytechnic Studies (IMLS) in Masaka, an der sich Studierende der Fakultät Bauingenieurwesen seit 2021 mit einzelnen Projekten rund um eine bessere Wasserversorgung und -aufbereitung engagieren. Im Sommer 2024 wurden nun drei Becken in Terrassenform gebaut, wobei ugandische Arbeiter dazu schon entscheidend vorgearbeitet hatten. Es wurden Becken aufgemauert, Rohre verlegt, alles mit Kies aufgeschüttet und dann mit einheimischen, schnell wachsenden Papyruspflanzen bepflanzt. Zurück in Regensburg bekommt das Team regelmäßig Updates und Fotos zum Stand des Projekts von den Verantwortlichen vor Ort.
Ein Selbstläufer: Reinigung mittels Mikroorganismen
Warum sich das Team für eine Pflanzenkläranlage entschieden hatte? Weil dieses Modell einfach und energieeffizient ist und kaum Personalaufwand erfordert. „Diese Anlagen sind ein Selbstläufer“, so Vanessa Janoschek. Denn die Hauptakteure bei der Wasserreinigung sind Mikroorganismen, die den Großteil der „Arbeit“ erledigen. Gefragt nach ihren Erfahrungen antwortete Julia-Maria Hofer: „Besonders spannend, interessant und teils herausfordernd waren die kulturellen und kommunikativen Unterschiede sowie das andere zeitliche Verständnis.“
„Every drop counts“: eine Initiative für sauberes Wasser
Diese Initiative unter dem Motto „Every drop counts“ hatte der Dekan der Fakultät Bauingenieurwesen, Prof. Andreas Ottl, im Sommer 2021 gestartet. Der diesjährige Bau der Pflanzenkläranlage ist bereits das vierte Projekt, das Studierende in Kooperation mit der IMLS Schule in Masaka durchführen. 2023 hatte ein Team Zisternen gebaut, die der IMLS künftig 50.000 Liter Brauchwasser bereitstellen. Und in den kommenden Jahren? „Man wird sehen, wie das Projekt weitergeht. Ich gehe 2025 in Rente und es bleibt meinem Nachfolger überlassen, welche Schwerpunkte dieser setzen wird. Die erste Ausbaustufe ist jedenfalls gelungen“, so Prof. Ottl.
Partner und Finanzierung
Fest steht, dass sich der Regensburger Förderverein für Musik und Kultur e.V., der neben der IMLS Schule ein wichtiger Kooperationspartner des Projekts ist und den Weiterbau der Schule auch weiterhin begleitet und auch finanziell unterstützt, nach wie vor aktiv in Masaka sein wird. Für den Bau der Pflanzenkläranlage konnten genügend Spenden eingeworben werden, um den Materialbedarf zu finanzieren. Für die Reisekosten unterstützte das Förderprogramm PROMOS des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD).
OTH Regensburg / RNRed