Mit 348 Hektar und mehr als 18.000 Einwohnern ist das Kasernenviertel ein bedeutsamer Stadtteil in Regensburg. Mit einer spannenden Militärgeschichte, vielen Sport- und Freizeitmöglichkeiten, einem interessanten Kulturbereich und neuen Projekten der Stadt gibt es so einiges über das Stadtviertel zu erzählen.
Die Domstadt blickt auf eine reiche und vielfältige Geschichte zurück. Insbesondere das Kasernenviertel im Osten der Stadt hat noch heute sichtbare Relikte seiner militärischen Vergangenheit: Mit insgesamt sieben Kasernen, auch als „Garnisonen“ bekannt, hat das Gebiet weiterhin eine kämpferische Ausstrahlung.
Die Spuren des Krieges
Der Regensburger Osten ist von den militärischen Zeiten geprägt. Von 1889 bis zum Ersten Weltkrieg entstanden große Militäranlagen in der Landshuter Straße, die dem Stadtteil seinen Namen gaben. Übrigens: Die Landshuter Straße ist mit 3.300 Metern die längste Straße im Kasernenviertel. Um sich vor feindlichen Angriffen zu schützen, errichtete Regensburg 1891 die erste Garnison: die Infanterie-Kaserne. Darauf folgte 1908 die Kavallerie-Kaserne. In den 1930er Jahren entstand weiter süd-westlich ein Kasernenkomplex mit den vier Neubauten: Die Prinz-Leopold-, Pionier-, Nibelungen- und Raffler-Kaserne. Zum Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 wurde die Bajuwaren-Kaserne für die Bundeswehr als letzte Garnison errichtet.

© Stadt Regensburg, Bilddokumentation
Diese sieben Kasernen stehen bis heute, doch viele Industrie- und Gewerbeunternehmen haben sich in den letzten Jahren im Viertel ebenfalls niedergelassen. Mit insgesamt 31,3 Quadratmetern pro Kopf hat das Gebiet die niedrigste Wohnfläche der Stadt, jedoch soll das Viertel weiterwachsen und die militärische Vergangenheit hinter sich lassen. Durch den Erhalt historischer Bauten wie der Kleinsiedlung an der Prinz-Rupprecht-Straße aus den 1920er Jahren, die als erste Siedlung des sozialen Wohnungsbaus gilt, soll das Kasernenviertel jedoch seine Wurzeln bewahren.
Verborgene Schätze auf dem heutigen Festplatzgelände
Auch das berühmte Schloss Pürkelgut ist ein Relikt vergangener Tage. Das Wasserschloss im Osten Regensburgs ist eines der bedeutendsten barocken Profanbauten der Stadt Regensburg. 1728 wurde es für den wohlhabenden Kaufmann Johann Jakob Pürkel errichtet. Heute dient das Anwesen als Location für Outdoor-Veranstaltungen, wie dem jährlichen Elektro-Festival „Zuckerbrot und Peitsche“. Was viele Besucher nicht wissen: Das Schloss hat eine sehr interessante Geschichte. Am 23. April 1809 wurde Napoléon Bonaparte, der damalige französische Kaiser, zum Schloss Pürkelgut gebracht, nachdem ihn eine Kugel verwundet hatte. Seit diesem einschneidenden Tag gibt es im Schloss ein sogenanntes „Napoleonzimmer“.

© Stadt Regensburg, Bilddokumentation
Obwohl das Anwesen große, weitläufige Grünflächen aufweist, fehlen dem Kasernenviertel weitere Parks und natürliche Räume. Daher wurde der Ostpark mit seiner 2,4 Hektar großen Fläche auf einem ehemaligen Exerzierplatz der Von-der-Tann-Kaserne erschaffen. Damit hat die Stadt Regensburg den früheren militärischen Ausbildungsort für Soldaten in eine grüne Oase verwandelt.
Sport- und Freizeitbereich wird gefördert
Mit einer Grünfläche von 3.120 Quadratmetern wurde im Mai dieses Jahres das Spielangebot an der Guerickestraße vergrößert. Auch für Jugendliche bietet der Stadtteil viele Möglichkeiten, sich sportlich zu betätigen. Die Stadt hat beispielsweise einen Skatepark inklusive einer Fläche für legales Graffiti gebaut. Für alle, die weder Skateboard fahren, noch auf einen Spielplatz wollen, gibt es einen anderen Ort, um sich auszupowern: die „Halle 37“. Die 1.500 Quadratmeter große ehemalige Lagerhalle bietet reichlich Fläche für Fußball, Volleyball, Tischtennis oder Yoga.
Kultur in der ehemaligen Prinz-Leopold-Kaserne genießen
Es haben sich verschiedene Künstler und Künstlerinnen zusammengeschlossen, um das Kulturviertel Regensburg e. V. zu gründen. Dieser Verein nutzt seit drei Jahren viele Bereiche im Kasernenviertel, unter anderem auch die ehemalige Prinz-Leopold-Kaserne, für Ausstellungen, Workshops, Vernissagen, Feste und Konzerte.
Das Herzstück des Veranstaltungsgeländes ist das frühere Gas-Testungsgebäude. Dieses fungiert nun als Bar und Ausstellungsraum. Der Verein Kulturviertel Regensburg e. V. hat sich zum Ziel gesetzt, diesen Teil der Prinz-Leopold-Kaserne unverändert beizubehalten. Nachdem die Stadt Regensburg einen Ideenwettbewerb zu einem neuen Konzept für ein zukunftsorientiertes Stadtquartier iniziiert hat, äußert sich der Verein mit klaren Worten an die Bevölkerung: „...Es sollte wenigstens ein bauliches Relikt an die vergangene Nutzung des Areals als Kaserne erinnern. Es bietet sich an dazu das sog. Ges-Testungsgebäude im Bereich GEe II-VII zu erhalten und beispielsweise als Café, Treffpunkt, Kulturwerkstatt oder Ausstellungsraum in einer kleinen parkähnlichen Fläche zu nutzen … Das erhaltenswerte Gebäude erinnert an eine militärische Nutzung und hat eine bemerkenswerte, von unten verschalte Betondecke...“ Der Kulturviertel Verein möchte zeigen, dass aus dem Kasernenviertel eine spannende Mischung von Wohnbau, Industrie und Lebensraum entstanden ist und dass das Viertel lediglich kulturell weiterwachsen soll.

© Stadt Regensburg, Bilddokumentation
Die Zukunft ist jetzt
Die Zeit bleibt nicht stehen – das gilt auch für die Wohngebiete der Stadt Regensburg. Mit dem stetigen Wachstum der Studentenstadt wird der Wohnraum immer knapper. Daher werden viele ältere Gebäude oder Hallen abgerissen, um neuen Wohnraum zu schaffen. Ein Beispiel ist die ehemalige Reithalle im Kasernenviertel, die bereits zu neuen Apartments umgebaut wurde.Doch Regensburg hat in Zukunft noch andere Pläne in Bezug auf das damalige militärische Gebiet. So soll im Sportpark Ost eine neue Leichtathletikhalle sowie ein Lehrschwimmbad, öffentliche Grünflächen, Kindertagesstätten und weitere Gebäude für sportliche und soziale Zwecke entstehen.
Wo einst militärische Einsätze stattfanden, entsteht heute Lebensraum. Die Entwicklung des Kasernenviertels zeigt, dass die Stadt Regensburg schon einiges gesehen und erlebt hat. Denkmäler und Wahrzeichen werden immer an die militärische Zeit in der Domstadt erinnern, gleichzeitig bleibt das Viertel nicht stehen und entwickelt sich weiter zu einer modernen, lebenswerten Wohngegend für Familien mit Grünflächen, sowie Sport- und Freizeitangeboten.
Sarah Solleder | filterMagazin