Welche Auswirkungen hat unser Essverhalten auf die Umwelt? Und wie schwer fällt uns Verzicht auf bestimmte Lebensmittel? In einem gemeinsamen Projekt der Universität Regensburg und des Studierendenwerks Niederbayern/Oberpfalz (STWNO) wurden in den vom STWNO betriebenen Mensen acht Wochen lang keine Gerichte mit Rindfleischanteil serviert – ohne Ankündigung.
In Regensburg (UR und OTH), an der Universität Passau, dem TUM Campus Straubing und der Hochschule Landshut gab es von Montag, den 28. Oktober 2024, bis Mittwoch, den 20. Dezember 2024, weder Rinderbraten noch Gulasch, gemischtes Hackfleisch oder Currywurst.
Bewusstere Entscheidungen bei der Ernährung im Hinblick auf mehr Nachhaltigkeit
Angekündigte Aktionen des STWNO, wie eine vegane Woche, haben bei Studierenden auch negative Reaktionen hervorgerufen, zum Beispiel weil sie als eine Einschränkung der Entscheidungsfreiheit wahrgenommen wurden. Auf dieser Grundlage stellte sich Prof. Dr. Andreas Roider, Beauftragter der Universitätsleitung für Nachhaltigkeit an der Universität Regensburg, die Frage: „Inwieweit würde es überhaupt jemand merken, wenn es eine Weile – unangekündigt – keine Rindfleisch-Produkte in der Mensa geben würde, zum Beispiel auch keine Currywurst?“. Und tatsächlich: Rückmeldungen blieben völlig aus. Ziel der Aktion wird es sein, nach der Projektlaufzeit Diskussionen bei den Studierenden und Mitgliedern der Hochschulen zum eigenen Essverhalten anzustoßen, um bewusstere Entscheidungen bei der Ernährung im Hinblick auf mehr Nachhaltigkeit und Klimafreundlichkeit zu treffen. Angestoßen wurde das Projekt von Prof. Dr. Andreas Roider, umgesetzt vom Studierendenwerk Niederbayern/Oberpfalz und wissenschaftlich begleitet von Prof. Dr. Gunther Hirschfelder, Professur für Vergleichende Kulturwissenschaft an der Universität Regensburg.
Rindfleisch habe einen überproportional negativen Effekt auf die Umwelt
Unsere Ernährung verursacht einen bedeutenden Anteil des weltweiten CO2-Ausstoßes. Insbesondere der Fleischkonsum nimmt dabei durch Faktoren wie Futterproduktion, Methanemissionen oder Transport eine überdurchschnittlich große Rolle ein. Die Idee zum Verzicht auf Rindfleisch ergab sich aus seiner besonders negativen Umweltbilanz. „Studien zeigen, dass bestimmte Nahrungsmittel aus ganz unterschiedlichen Gründen einen überproportional negativen Effekt auf die Umwelt haben, insbesondere Rindfleisch,“ so Prof. Dr. Andreas Roider, Beauftragter der Universitätsleitung für Nachhaltigkeit. Dabei macht es für die Umweltbilanz natürlich einen Unterschied, ob es sich um regionales Rindfleisch handelt oder nicht. Aus diesem Grund bezieht das STWNO schon jetzt Rindfleisch von regionalen Betrieben und kooperiert mit Projekten wie Juradistl zur Förderung der Biodiversität in der Oberpfalz.
„Das Projekt ist ein Experiment“
Obwohl über einen Zeitraum von acht Wochen auf Rindfleischprodukte in den Mensen vollständig verzichtet wurde, blieben Rückmeldungen und Reaktionen der Gäste beim Studierendenwerk aus. „In der Tat haben uns keine negativen Rückmeldungen oder Nachfragen zu fehlenden Rindfleischgerichten in der Mensa erreicht“, sagt Markus Bauer, Produktentwickler des STWNO. Und das obwohl über den Zeitraum an den fünf Standorten 300.000 Essen ausgegeben wurden.
Aus wissenschaftlicher Perspektive hat Kulturwissenschaftler Prof. Dr. Gunther Hirschfelder die rindfleischfreien Wochen begleitet: „Das Projekt ist ein Experiment. Wir wollten schauen: Wie sind die Befindlichkeiten der Mensagäste? Was fällt ihnen auf?“. Dabei ginge es nicht darum, den Menschen etwas zu verbieten, sondern das eigene Verhalten im Hinblick auf die Umwelt zu reflektieren und Stellschrauben für eine nachhaltigere Zukunft zu finden. Ab Januar werden Rindfleischprodukte in den Mensen des STWNO wieder im Angebot sein.
Universität Regensburg / RNRed