Die Arbeitswelt befindet sich durch neue Modelle und Trends im Wandel. Begriffe wie „Gig-Economy“, „Silver Society“ und „Jobsharing“ stehen dabei im Fokus und eröffnen neue Chance für Arbeitnehmer. Neben den neuen Möglichkeiten und Vorteilen, stellen gewisse Risiken diese Trends jedoch in ein anderes Licht.
Im Arbeitsmarkt-Special wurde bereits viel über den stetigen Wandel des Arbeitsmarktes gesprochen. Und obwohl sich in Zukunft die Studiengänge und Arbeitsplätze noch maßgeblich weiterentwickeln werden, so hat bereits jetzt eine gewisse Veränderung Einzug gehalten. Wir klären daher heute drei Begriffe, die den aktuellen Arbeitsmarkt prägen.
GIG-Economy: Mehr Flexibilität oder große Unsicherheit?
Wir starten gleich mit einem Begriff, der die Arbeitswelt auf den Kopf gestellt hat: Die Gig-Economy. Statt einer traditionellen Beschäftigung mit festen Arbeitszeiten und einem fixen Gehalt übernehmen Menschen hier kurzfristige, projektbezogene Arbeiten. Uber, Lieferando oder Fiverr sind typische Plattformen, die diese Art der flexiblen Verdienstmöglichkeiten bieten. Unter anderem durch die Digitalisierung hat diese Art der Auftragsarbeit in den vergangenen Jahren stark an Bedeutung gewonnen. Sie kann sowohl auf Minijob-Basis als auch im Rahmen einer Selbstständigkeit ausgeführt werden. Für Letztere gilt, dass die Einkünfte, wie bei jeder selbstständigen Tätigkeit, selbst versteuert werden müssen.
Gig-Arbeiter: Vollkommen flexibel und weltweit tätig
Gig-Arbeiter können ihre Arbeitszeit und ihren Arbeitsort frei wählen, was besonders für Studierende, Eltern oder Menschen mit unregelmäßigen Zeitplänen vorteilhaft ist. Neben dieser Flexibilität schätzen viele auch die vielfältigen Verdienstmöglichkeiten. Arbeitnehmer können mehrere Aufträge gleichzeitig annehmen und ihre Arbeitsbelastung nach Bedarf anpassen. Etwa in stressigen Zeiten wie Prüfungsphasen kann die Arbeit ganz einfach verringert werden, während sie zu einem anderen Zeitpunkt drastisch erhöht wird. So lässt sich in letzteren Phasen gerne mal das nötige Kleingeld verdienen, um beispielsweise einen Urlaub zu finanzieren.
Digitale Plattformen ermöglichen es Gig-Arbeitern, weltweit tätig zu sein und mit Kunden aus verschiedenen Ländern zusammenzuarbeiten. Das stellt für viele eine spannende, neue Erfahrung dar und bietet ganz nebenbei eine größere Auswahl an Jobmöglichkeiten.
Keine Krankenversicherung, kein bezahlter Urlaub, kein Kündigungsschutz
Es gibt aber auch eine Kehrseite: So fehlen diesen Beschäftigten häufig eine soziale Absicherung und ein stabiles Einkommen. Gig-Arbeiter erhalten nämlich keine Renten-, Arbeitslosen- oder Krankenversicherungsbeiträge durch den Arbeitgeber. Sie sind zumeist selbstständig und müssen sich daher selbst darum kümmern. Aus demselben Grund haben sie ebenso wenig Anspruch auf bezahlten Urlaub, Krankengeld oder Kündigungsschutz.
Letztendlich muss jeder die Vor- und Nachteile für sich selbst abwägen und die für sich passende Berufsform wählen.
Rückkehr der Silver Society
Was zunächst nach Space-Action klingt, ist tatsächlich ein bemerkenswerter Trend, der aktuell zu beobachten ist. Immer mehr Unternehmen setzen nämlich auf ältere Arbeitnehmer, die sowohl mit Erfahrung und Fachwissen als auch beruflicher Reife punkten. Studien zeigen: Ältere Arbeitnehmer bringen nicht nur Stabilität, sondern auch neue Perspektiven ein.
Neue Chancen durch Fachkräftemangel?
Der demografische Wandel sorgt dafür, dass viele Branchen händeringend Personal suchen – und die Generation 50+ ist bereit, einzuspringen. Flexible Arbeitsmodelle und Weiterbildungen erleichtern es ihnen, bis ins hohe Alter aktiv zu bleiben. Der Arbeitsmarkt scheint erkannt zu haben: Alter ist keine Schwäche, sondern eine Stärke. Besonders in Branchen wie dem Gesundheitswesen, dem Ingenieurwesen und der Bildung, in denen Expertise und praktische Erfahrung von großer Bedeutung sind, werden ältere Fachkräfte zunehmend geschätzt. Mit ihrem umfangreichen Wissen können sie häufig auch jüngeren Kollegen als Mentoren zur Seite stehen.
Silver Society vs. Digital Natives
Die Silver Society stellt eine positive Entwicklung dar, hört man doch in anderen Branchen immer wieder, dass vor allem sogenannte Digital Natives gesucht werden und ältere Menschen dort häufig kaum mehr Chancen auf eine Beschäftigung haben. Das betrifft vor allem Bereiche, die stark von digitalen Innovationen geprägt sind, wie Technologie oder Start-ups. Diese Generation wird oft als besonders anpassungsfähig und technologieaffin wahrgenommen, was in einer zunehmend digitalisierten Welt ein großer Vorteil ist.
Am besten wäre doch eine gute Mischung aus beiden Welten: Durch die Zusammenarbeit verschiedener Generationen können ihre Stärken gebündelt und ein effektiver Wissens- und Erfahrungstransfer in beide Richtungen ermöglicht werden.

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Jobsharing: Work-Life-Balance-Garant oder Trouble-Maker?
Immer größerer Beliebtheit erfreut sich das sogenannte Jobsharing. Dabei handelt es sich um ein Arbeitsmodell, das es zwei oder mehreren Personen ermöglicht, sich eine Vollzeitstelle zu teilen.
Work-Life-Balance und Wissensaustausch
Dabei kann die Arbeitszeit flexibel aufgeteilt werden – sei es nach Tagen, Stunden oder Projekten. Besonders für Eltern oder Menschen, die nach einer besseren Vereinbarkeit von Berufs- und Privat- oder Familienleben streben, ist diese Art der Arbeit interessant. Neben der hohen Flexibilität bietet sie die Möglichkeit, Wissen und Erfahrungen unter den Kollegen auszutauschen und sich so stetig weiterzuentwickeln. Da die Arbeit und Verantwortung auf mehrere Schultern verteilt sind, wird auch das Risiko einer Überlastung verringert.
Zufriedene Mitarbeiter und hohe Expertise
Auch Arbeitgeber profitieren von Jobsharing: Zum einen durch eine höhere Mitarbeiterbindung, da das Modell den Wünschen der Arbeitnehmer entgegenkommt. Zum anderen kann das Unternehmen auf die Expertise mehrerer Mitarbeiter zurückgreifen. Unterschiedliche Perspektiven können die Produktivität steigern und die Fehlerquote verringern. Wichtig ist, dass stets eine gute Kommunikation zwischen den Jobsharing-Partnern erfolgt.
Risiken von Jobsharing
Und damit sind wir bereits bei den Nachteilen. Erfolgt keine gute Kommunikation, kann das Modell schnell ineffizient und chaotisch werden. Es besteht die Gefahr, dass wichtige Informationen verloren gehen, Aufgaben doppelt erledigt werden oder unklar bleibt, wer wofür verantwortlich ist. Ein weiterer Nachteil ist der häufig höhere administrative Aufwand – etwa bei der Koordination der Arbeitszeiten oder der Gehaltsabrechnung.
Insgesamt bietet Jobsharing eine spannende Möglichkeit sowohl für Unternehmen als auch Mitarbeiter. Für den Erfolg dieses Modells sind eine klare Struktur, eine gute Kommunikation und reibungslose Übergaben jedoch unerlässlich.
Marina Triebswetter I filterVERLAG / RNRed