In den Eberhofer-Krimis spielt Eisi Gulp den kiffenden Papa, im echten Leben setzt er sich für Drogenprävention ein. Mit seiner unverwechselbaren Mischung aus Humor und Tiefgang begeistert er seit Jahrzehnten sein Publikum. Im Interview spricht er über wilde Jahre in New York, seine Haltung zu Drogen, seine Fitnessroutine und die enge Bindung zu seinen Söhnen.
In den Eberhofer-Filmen erobert er als kiffender Papa Eberhofer die Herzen der Zuschauer – im echten Leben klärt er Jugendliche über die Gefahren von Drogen auf. Dieser scheinbare Widerspruch ist typisch für Eisi Gulp: Vielseitig, direkt und immer für eine Überraschung gut.
Mit seinem aktuellen Programm „Eisi Gulp – Tagebuch eines Komikers“ gewährt er humorvolle Einblicke in sein Leben. Bald kommt er damit auch zu uns nach Regensburg. Im filter-Interview spricht er über wilde Jahre in New York, seine Haltung zu Drogen und warum Fitness für ihn ein absolutes Muss ist. Er verrät auch, wie er die enge Bindung zu seinen beiden Söhnen aufrecht hält.
Zu Beginn werfen wir einen kurzen Blick in deine Jugend. Bereits als junger Mann warst du kreativ aktiv. Besonders der Tanz hatte es dir angetan. In den 70ern hast du ein Studium für Tanzpantomime absolviert. Im Winter 1978 bist du dann nach New York gegangen und hast am Alvin Ailey American Dance Theater in New York Unterricht genommen. Wusstest du zu diesem Zeitpunkt bereits, was du nach dem Studium machen möchtest?
EISI: Ich hab‘ immer das gemacht, wo es mich hingezogen hat, hatte nie den einen großen Plan. Ich hab mich für viele Sachen interessiert und habe sie alle angepackt und ausprobiert. Auf den Tanz bin ich durch Zufall gestoßen. Ich hab‘ zunächst Jazz und Modern Dance gemacht. Damals hatte mich die Choreographin gefragt, ob ich nicht richtig einsteigen will. Aber das war für mich alles zu viel heftige Kunst (lacht). Ich hab‘ mich schon immer mehr schwarzen Rhythmen hingezogen gefühlt, habe schon immer lieber meinen Arsch bewegt (lacht). Das hat mich unter anderem auch nach New York gezogen.
Was war für dich der Auslöser, nach New York zu gehen?
EISI: Der eigentliche Auslöser war in der Tanzakademie in München. Dort habe ich mich in eine amerikanische Ballerina verliebt. Die hat mir gesagt, „wenn du was in der Richtung Tanz machen möchtest, wäre New York das richtige Pflaster für dich“. Das war genau der richtige Tipp.
„Paris war für mich eher eine Enttäuschung“
Danach hast du in Paris Akrobatik und Stunt studiert. Erst in New York leben und dann in Paris – für viele ein Traum. Wie hast du die Zeit dort erlebt?
EISI: New York war eine ganz tolle Zeit und wirklich die Initialzündung, um zu sagen, ich möchte diese ganzen Techniken, die ich dort gelernt habe, ausprobieren. Neben den Tanzstunden war ich aber vor allem am Washington Square Park im Village. Dort waren die ganzen beeindruckenden Straßenkünstler, die meine eigentliche Inspiration waren. In der Zeit habe ich auch Einradfahren gelernt. Paris war für mich eher eine Enttäuschung, weil die Pariser so wahnsinnig arrogant waren. Wenn du nicht gut Französisch gesprochen hast, haben sie nicht mit dir geredet – selbst, wenn sie Englisch konnten. In New York hingegen hab‘ ich mich sofort eingefunden und Leute kennengelernt.
Du bist auch sozial engagiert. Mit deinem Comedy-Programm „Hackedicht oder was“ setzt du dich für Drogenprävention, speziell für Jugendliche, ein und bist deshalb auch an Schulen unterwegs. Es ist häufig schwierig, in Jugendlichen wirklich etwas zu bewegen. Womit dringst du deiner Meinung nach am besten zu ihnen durch?
EISI: Durch Authentizität und Ehrlichkeit. Das Wichtigste ist, den Jugendlichen nicht irgendeinen Schmarrn zu erzählen, sondern bei den Tatsachen zu bleiben. Wenn ich zurückdenke, wie ich als Jugendlicher Drogenprävention erlebt habe, muss ich sagen: Das hat überhaupt nicht gefruchtet, als ein Polizist mit erhobenem Zeigefinger einen Vortrag gehalten hat. Da hat man sich eher darüber kaputtgelacht. Da ist die Polizei mittlerweile aber viel besser geworden.
Hast du im Anschluss an dein Programm auch schon persönliche Gespräche mit Jugendlichen geführt? Hattest du mal ein Erlebnis, nach dem du gesagt hast, ich denke bei ihm oder bei ihr konnte ich wirklich etwas bewegen?
EISI: Das war konstant so. Wenn ich die Jugendlichen für das Programm begeistern konnte, kamen viele danach auf mich zu und stellten Fragen. Dabei sind viele gute Diskussionen entstanden. Speziell haben sie auf meine Aussagen zu Zigaretten reagiert. Da ist gar nichts Gutes dabei. Du ziehst Gift rein und bläst Gift raus. Und zahlst noch Geld dafür. Das macht dich in jedem Fall krank und bringt den Tod mit sich. Innerhalb der Drogenpalette sterben immer noch die meisten Menschen an den Folgen ihrer Nikotinsucht.
„Der Mensch hat Drogen schon immer benutzt und wird sie auch benutzen“
Lehnst du alle Drogen ab?
EISI: Ich hab‘ noch nie ein Anti-Drogenprogramm gemacht, sondern über den Ge- und Missbrauch von Drogen gesprochen. Wir brauchen uns nichts vormachen: Der Mensch hat Drogen schon immer benutzt und wird sie auch immer benutzen. Wichtig ist, wie man damit umgeht, die Dosierung macht das Gift. Du kannst Drogen bewusst, zeitweise zeremoniell, konsumieren oder du haust sie einfach in dich rein. Letzteres bringt dir nur eine Suchtentwicklung und Krankheiten.
Gerade in Bayern wird häufig alles verteufelt, das nichts mit Alkohol zu tun hat. Wenn der Bua nach sechs Hoibe ins Gebüsch kotzt, ist das normal in Bayern. Aber WAS, einen Joint hat er geraucht? Der ist ja rauschgiftsüchtig. Dabei ist Cannabis eine Droge, wegen der noch nie jemand gestorben ist. Alkohol hingegen ist ein Zellgift. Markus Söder stellt sich ins Bierzelt, kündigt an, das Cannabis-Gesetz rückgängig zu machen und verbietet Kiffen in Bierzelten. Am nächsten Tag postet er ein Foto, auf dem er mit seinem Maßkrug mit anderen anstößt – neben ihm ein vielleicht 12- oder 13-jähriges Mädchen. Ich habe das Bild reposted und dazu geschrieben: Finde den Fehler. Für mich ist das totale Heuchelei.
„Beim Drehen mach‘ ich oft einfach Liegestützen oder Kniebeugen“
Du kümmerst dich sehr um deine Gesundheit. Du machst sogar Klimmzüge ohne große Anstrengung. Wie genau hältst du dich körperlich so fit?
EISI: Sogar Klimmzüge… (lacht). Das kann jeder schaffen. Für Frauen sind Klimmzüge natürlich wesentlich härter. Es gibt eigentlich drei Grundübungen: Das sind Liegestützen, tiefe Kniebeugen und Klimmzüge. Wenn du die konstant machst, brauchst du nicht einmal ein Gym. Beim Drehen mach‘ ich oft Liegestützen oder Kniebeugen. Das hält mich warm und frisch – vor allem bei Außendrehs. Ich gehe zusätzlich ins Fitnessstudio, auch wenn ich unterwegs bin. Ich bin in einer Fitnessstudiokette, bei der ich deutschlandweit trainieren kann. Da ich vom Kampfsport komme, mache ich zudem immer noch meine Kicks – das hält mich beweglich. Ich bin ein Bewegungsfreak, das ist aber in meinem Fall eine gesunde Sucht. Etwa mit 20 habe ich angefangen, mich gesund zu ernähren. Davor hab‘ ich das gegessen, was die Mama gekocht hat. Mittlerweile ist es so, dass ich 95 Prozent der Dinge, die im Supermarkt angeboten werden, gar nicht anrühre. Statt Fertiggerichten greife ich lieber an der Obst- oder Gemüsetheke zu, ich kaufe grundsätzlich auch biologisch. Aber ich geh‘ natürlich viel Essen, dafür gebe ich eigentlich das meiste Geld aus. Bei uns im Chiemgau gibt es Gott sei Dank sehr gute Köche. Wenn ich für einen Dreh unterwegs bin, gestaltet sich das häufig schwieriger – deshalb habe ich immer viel Obst und Nüsse dabei.
„Da läuft so viel schief, das kann ich nicht unterstützen“
Deinen zwei (erwachsenen) Söhnen konntest du nicht nur mitgeben, sich fit und gesund zu halten, sondern pflegst allgemein ein sehr enges Verhältnis zu ihnen – so wie du es zu deiner eigenen Mutter hattest. Was rätst du Eltern, die sich eine ebenso vertrauensvolle Beziehung zu ihren Kindern wünschen?
EISI: Ihnen die bedingungslose Liebe zeigen, die man meistens nur eigenen Kindern gegenüber entwickeln kann. Bei uns wird immer wahnsinnig viel über Erziehung gesprochen. Aber ich kann viel erziehen – wenn ich selbst nicht danach lebe, bringt das nichts. Ich habe natürlich versucht, meinen Einfluss geltend zu machen, habe meine Söhne aber nie zu etwas gepusht. Wenn sie sehen, dass ihr Vater – und ich werde bald 70 – immer noch top fit ist, dann muss er etwas in seinem Leben richtig gemacht haben. Grenzen sind wichtig, aber man muss Kindern auch Freiheit geben. Ich finde etwa, dass jeder selbst bestimmen sollte, ob er getauft werden sollte oder nicht, da nur jeder selbst weiß, ob er oder sie sich einer bestimmten Religion zugehörig fühlt. Ich hab‘ mit Religion nichts mehr am Hut. Ich war mal ein ganz idealistischer Jung-Katholik, aber dann habe ich die Institution Kirche von innen kennengelernt und gemerkt, da läuft so viel schief, das kann ich nicht unterstützen.
„Wenn ich früher etwas wirklich machen mochte, hat meine Mutter das immer unterstützt“
Wenn ich früher etwas wirklich machen wollte, hat meine Mutter das immer unterstützt – auch wenn es noch so verrückt war. Als ich aus New York zurückgekommen bin, hab‘ ich angekündigt, nun auf dem Marienplatz als Straßenkünstler aufzutreten. Ich bin also etwas schräg angezogen, mit all meinen Jongliersachen, an meiner Mutter vorbei und hab‘ ihr gesagt, was ich vorhabe. Sie hat mich nur groß angeschaut und gefragt, wie ich mir das vorstelle und ich habe gesagt, dass ich etwas vorführe, einen Hut aufstelle und warte, ob jemand was reinwirft. Sie hat dann gesagt: Du wirst doch nicht betteln gehen? Ich hab‘ ihr erklärt, dass ich ja was dafür mache und dann war ihre einzige Reaktion: Die Hose ist aber nichts, da hab‘ ich was Besseres für dich. Aus einer Kiste von meinem Vater hat sie dann eine vogelwuide Hose geholt und die hab ich dann tatsächlich 15 Jahre als Kostümhose benutzt.
„Vor allem im Bereich Comedy eignet sich Dialekt viel besser“
Gerade in kreativen Berufen spielt Individualität eine große Rolle – dazu gehört auch die eigene Sprache. Dialekt zu sprechen kann in manchen Berufen ein Hindernis sein. Wie erlebst du es, in deiner Arbeit Bayerisch zu sprechen?
EISI: Ich bin unheimlich glücklich, dass ich meine Arbeit im Dialekt machen kann. Schon früher, als ich mit meinem Soloprogramm oder als Musiker unterwegs war, habe ich meinen Dialekt häufig benutzt. Außer wenn ich in Hamburg oder Berlin gespielt habe, dann musste ich ihn natürlich reduzieren. Irgendwann ging es dann mit den bayerischen Serien los, das war damals „München 7“. 2013, als wir den ersten Eberhofer-Film gemacht haben, hieß es auch: Wir sprechen Bayerisch. Und es hat super funktioniert. Vor allem im Bereich Comedy eignet sich Dialekt tatsächlich viel besser als Hochdeutsch. Und natürlich geht mir das Bayerische auch viel lockerer über die Zunge.
Die Serie „Dahoam is Dahoam“, in der du Künstler und Lebemann Sascha spielst, setzt ebenfalls auf Dialekt. Wie bist du eigentlich dazu gekommen?
EISI: Ursprünglich war für „Dahoam is Dahoam“ nur ein kurzer Gastauftritt geplant. Wie viele andere Schauspieler habe ich mit einem etwas verächtlichen Blick auf Daily Soaps geblickt. Im Nachhinein muss ich sagen, dass die Arbeitsatmosphäre dort unglaublich toll ist. Es fühlt sich an wie eine große Familie. Es ist etwas Schönes, wenn man sich über Jahre hinweg zusammenspielt und gut kennenlernt. Außerdem hast du jeden Tag frischen Text, das ist ein super Gehirntraining. Deshalb kann ich diese Erfahrung nur jedem Schauspieler empfehlen. Mir persönlich ist es nur wichtig, nebenbei noch andere Projekte zu machen, was für manche in diesem Bereich zum Teil schwierig ist, weil man mit einer festen Rolle oft stark eingebunden ist.
Eisi Gulp live
Seit über 40 Jahren begeisterst du dein Publikum. Dieses Jahr bringst du mit deiner Comedy-Show „Eisi Gulp – Tagebuch eines Komikers“ Geschichten aus deinem Leben nach Regensburg. Was erwartet uns?
EISI: Der Titel ist Programm. Das geht mit meiner Geburt los, ich kann mich natürlich minutiös an alles erinnern (lacht). Ich hab‘ nie wirklich ein Tagebuch geführt, aber als damals meine Lebenslinien beim BR erschienen sind, kam eine Frau auf mich zu und hat mich gefragt, ob sie nicht meine Autobiographie schreiben darf. Damals dachte ich mir: Das halte ich noch für ein bisschen früh. (lacht). Vor zwei Jahren hat mich ein Freund aus der Veranstaltungsbranche dann doch überzeugt, wieder auf die Bühne zu gehen und beim Schreiben kam dann die Idee, dass ich eigentlich über mein Leben erzählen könnte.
Wie lange brauchst du, um so eine Show auf die Beine zu stellen?
EISI: Dafür kann man keine genaue Zeitangabe machen. Wie lange dauert es, bis man Skifahren kann? (lacht). Wenn man alles selbst schreibt, hat man das meiste schon im Kopf und kann es spontan abrufen. Ich hab‘ meine Programme noch nie auswendig gelernt, sondern bin einfach raus auf die Bühne und dabei manchmal ein Risiko eingegangen: Kommt der Text, kommt er ned? Meistens kommt er dann doch. Früher habe ich manchmal 180 Shows im Jahr gemacht. Dadurch war ich so im Training und hatte so viel Material im Kopf, dass ich endlos aus meinen gedanklichen Ordner abrufen konnte. Das Gehirn ist ein wunderbarer Computer, aber man muss ständig dran bleiben.

© Eisi Gulp
Welche Projekte planst du für die Zukunft?
EISI: Beim Schreiben von „Tagebuch eines Komikers – Teil 1“ habe ich bemerkt, dass ich zu viel Material habe. Es gibt also mit Sicherheit Teil Zwei und Drei. Ansonsten drehen wir diesen Herbst wieder einen Eberhofer-Film (Anm. d. Red. „Steckerlfischfiasko“) und natürlich laufend „Dahoam is Dahoam“. Also Arbeit hab‘ i grod gnua.
Das glauben wir dir. Wir bedanken uns, dass du dir so viel Zeit für uns genommen hast und freuen uns schon, dich bald live zu sehen.
Ein Interview von Marina Triebswetter I filterMagazin