Das Großprojekt kepler+ sollte den Regensburger Bahnhof modernisieren und sicherer machen. Doch das Vorhaben liegt auf Eis – ebenso der geplante Zentrale Omnibusbahnhof (ZOB). Wie sehen nun die Pläne für die Zukunft aus? Was wird weiterhin für die Sicherheit getan? Und warum prägen dennoch laufend Baustellen das Bahnhofs-Bild?
Der Bahnhof Regensburg ist gefühlt seit Ewigkeiten eine Baustelle. So schön sollte das Tor zur Stadt umgestaltet werden. Im Rahmen des Projekts kepler+ gab es große Pläne für die Umgestaltung. Neben des Aussehens ist auch die Kriminalitätslage ein großes Problem. Wie werden die Probleme nun angegangen und kommt der geplante Zentrale Omnisbusbahnhof vielleicht gar nicht mehr?
Ende 2021 wurde unter großer öffentlicher Aufmerksamkeit der Interims-Busbahnhof (I-ZOB) in Regensburg eröffnet. Wie der Name schon sagt, sollte dieser ursprünglich als Übergangslösung dienen. Im Rahmen des Großprojekts kepler+ wurde zudem eine Neugestaltung des Bahnhofsumfelds angekündigt. Ein Vorhaben, das nicht nur der Ästhetik unseres „Tors zur Stadt“ verbessern, sondern vor allem die Gegend um den Bahnhof beleben und das Sicherheitsgefühl stärken sollte. Im Mai 2023 wurde das gesamte Projekt jedoch plötzlich auf Eis gelegt.
Nun stellt sich die Frage: Wie steht es um die Zukunft des Gebiets rund um den Hauptbahnhof? Und kommt der Zentrale Omnibusbahnhof (ZOB) am Ende womöglich gar nicht mehr?
Entwicklung und Planung sind essenziell und erfordern immer finanzielle Mittel und nicht jedes Projekt kann am Ende realisiert werden. Doch bereits im Fall der Stadtbahn wurden immense Summen in die Planung investiert, bevor das Projekt in einem Bürgerentscheid im vergangenen Jahr nicht die nötige Zustimmung fand und gestoppt wurde. Sollten nun auch die Pläne für kepler+ und der neue ZOB nicht realisiert werden, droht das nächste Großprojekt ins Leere zu laufen – zurück blieben bereits investierte Steuergelder, jedoch ohne sichtbaren Fortschritt für die Stadt.
Wir haben daher mit der Stadt Regensburg über die Zukunft von kepler+ und dem Gebiet um den Bahnhof gesprochen. Im Gespräch mit dem Polizeipräsidium Oberpfalz standen bereits umgesetzte sowie weiterhin dringend notwendige Maßnahmen angesichts der steigenden Kriminalität in der Gegend im Fokus.
Keine Haushaltsmittel mehr für kepler+
Im Rahmen des Großprojekts „kepler+“ war eine Neugestaltung des 80.000 Quadratmeter großen Bahnhofsareals geplant – darunter ein neuer, permanenter Zentraler Omnibusbahnhof (ZOB), eine Tiefgarage und Fahrradstellplätze. Doch all diese Pläne wurden gestoppt. Im Grundsatzbeschluss „Nördliches Bahnhofsumfeld“ des Ausschusses für Stadtplanung, Verkehr und Wohnungsfragen am 02.05.2023 heißt es: „Angesichts der aktuell angespannten Haushaltslage wurde im Rahmen der Fortschreibung des Investitionsprogramms 2022-2026 beschlossen, die Haushaltsmittel für die weitere Umsetzung des Projekts kepler+/ Neugestaltung Bahnhofsumfeld aus dem aktuellen IP-Zeitraum zu streichen.“ Und keine Haushaltsmittel bedeutet keine Fortführung des Projekts. Hier kommt unweigerlich die Frage auf, wie man in dem Fall eine Stadtbahn hätte finanzieren wollen.

© Nick Lengfellner
Baustelle Bahnhof: Was passiert hier eigentlich?
Aus einem weiteren Beschluss vom Juli 2023 geht jedoch hervor, dass weiterhin „punktuell gestalterische und funktionale Anpassungen“ für den Übergangszeitraum – der etwa fünf Jahre andauern wird – im nördlichen Bahnhofsbereiche durchgeführt werden sollen. Aktuell konzentriert sich die Stadt daher auf die bauliche Umsetzung dieser Pläne – was im Gebiet um den Bahnhof aufgrund laufender Bauarbeiten deutlich zu spüren ist. Eine „endgültige Verbesserung könne allerdings erst mit der abschließenden Neugestaltung des Bahnhofsumfelds“ erfolgen. Längere Zeit war der Platz vor dem Bahnhofsgebäude gesperrt und die Straßen wurden aufgerissen, sodass dieser Bereich weder für Autofahrer noch für Fußgänger zugänglich war. Doch was genau wird dort eigentlich gearbeitet?
„Der nördliche Bahnhofsvorplatz wird seit September 2024, mit einer witterungsbedingten Winterpause, durch das Tiefbauamt der Stadt Regensburg umgestaltet“, so die Antwort der Stadt. „Der gesamte zentrale Bahnhofsvorplatz soll vorrangig dem Fuß- und Radverkehr vorbehalten bleiben und barrierefrei ausgestaltet werden. Zusätzlich wird er künftig den von Westen kommenden Linienbusverkehr in nördlicher Richtung zum I-ZOB aufnehmen, um die Albertstraße vom Busverkehr zu entlasten.“
„Für die verschiedenen Nutzungsarten werden die Oberflächen umgestaltet und bei Bedarf ertüchtigt“, beschreibt die Stadt. Auch das unebene Granitpflaster vor dem Bahnhofsgebäude soll saniert und ergänzt werden. Die Bordsteineinfassungen der zentralen Verkehrsfläche am Ende der Maximilianstraße sollen außerdem durchgängig auf ein barrierefreies Niveau gebracht und mit einer neuen Asphaltdecke ausgestattet werden. Im Bereich des Peterskirchleins und westlich vor dem Bahnhofsgebäude soll es zusätzliche Fahrradabstellanlagen geben.
Seit Montag, den 17. Februar, wurden laut der Stadt Restarbeiten in dem Gebiet wiederaufgenommen. Diese sollen aber voraussichtlich bis Mai 2025 fertiggestellt sein.
Verkehrsberuhigung am Bahnhof: Fluch oder Segen?
„Die Durchfahrt am Bahnhofsvorplatz bleibt für den Individualverkehr weiterhin gesperrt“, erklärt die Stadt. Eine Information, die einigen Pkw-Fahrern wohl nicht gefallen dürfte. Denn viele beklagen sich nach wie vor darüber, dass sie seit der Verkehrsberuhigung im Bahnhofsbereich einen weiten Umweg fahren müssen, wenn sie etwa in der Post etwas abgeben und anschließend Richtung Norden weiterfahren möchten.

Interims-Busbahnhof / © Nick Lengfellner
Die Stadt Regensburg spricht aber auch von Verbesserungen für Autofahrer. So beschreibt sie etwa, dass die Umkehr im westlichen Teil der Bahnhofsstraße durch eine neugestaltete Wendemöglichkeit erleichtert worden sei. Darüber hinaus soll die Erreichbarkeit des Bahnhofs von Westen durch eine sogenannte Kiss & Ride-Zone verbessert werden. Hier können Fahrer kurz anhalten, um Fahrgäste ein- oder aussteigen zu lassen – kostenfrei, jedoch nur für wenige Minuten.
„Der Bahnhof ist von allen Seiten aus weiterhin anfahrbar – gegenwärtig sowie zukünftig. Ob dies aus Richtung Norden kommend über die Hemauer und Bahnhofstraße ist, von Süden kommend über die Galgenbergstraße oder von Westen über die Kumpfmühler- und Bahnhofstraße“, betont die Stadt.
Geparkt werden könne auf beiden Seiten des Bahnhofes. Im Westen verweist die Stadt auf das Parkhaus Dallmeier sowie Stellplätze vor der Post. Im Osten gebe es Parkmöglichkeiten im Castra Regina Center sowie Parkplätze der DB direkt vor dem Bahnhofsgebäude. Ergänzend stehe der Südparkplatz an den Regensburg Arcaden mit den Arcadenstegen als Direktverbindungen zur Verfügung. Ein Großteil davon ist jedoch kostenpflichtig.
Durch die Durchfahrtsunterbrechung könne laut der Stadt die Ampelanlage abgebaut werden, wodurch circa 27.000 tägliche Fahrgäste der DB und Nutzer der Brückenverbindung des Arcadenstegs weitaus einfacher, unbeschwerter und schneller zur Altstadt oder Umstiegshaltestellen des Busverkehrs gelangen würden. „Die Vorteile durch die ampelfreie Querung der Bahnhofstraße überwiegt aus stadt- und verkehrsplanerischer Sicht die eventuellen Nachteile für Anfahrende im Individualverkehr“, so das Fazit der Stadt. In dem deutlichen Verzicht von Verkehrsflächen sieht sie auch die Möglichkeit, den erhöhten Anforderungen des Radverkehrs und deren „dringend benötigten Abstellanlagen“ nachzukommen sowie die Freiraumgestaltung voranzutreiben.
Ein neuer Wendeplatz soll zudem das Einfahren bei der Post sowie die Wendevorgänge der Fernbusse erleichtern.
Durch die damalige Inbetriebnahme des Interims-ZOB könne laut Stadt zudem kein Individualverkehr mehr durch diesen Teil der Maximilianstraße fahren. Begründen lasse sich dies laut Aussage der Stadt durch Sicherheitsanforderungen von Fahrgästen zwischen Stadt- und Regionalbussen im Fußgänger-Querungsverkehr.
Die Stadt Regensburg stellt zudem klar, dass eine Öffnung der Bahnhofsstraße für den Verkehr ohnehin nicht mehr umsetzbar sei: „Durch bauseitige Verkehrsflächenanpassungen in der D.-Martin-Luther-Straße für den Busverkehr (Einfahrt zum Interims-ZOB) musste der Abbiegestreifen in Richtung Hemauerstraße deutlich verkürzt werden. Dieser ist nicht mehr in der Lage, Mehrverkehre aufzunehmen und würde bei Belastung zu massiven Rückstaus und Behinderungen der wichtigen Verbindungsachse D.-Martin-Luther-Straße – für alle Verkehrsteilnehmer – führen.“ Ein selbst geschaffenes Nadelöhr nun als Argument gegen eine Öffnung der Bahnhofsstraße anzuführen, wirkt an der Stelle allerdings etwas fragwürdig.
Anhaltende Kriminalität hält Regensburg in Atem
Ein Thema steht bei den Diskussionen rund um die Umgestaltung des Bahnhofsareals besonders im Fokus: Die anhaltend hohe Kriminalität am Regensburger Hauptbahnhof. Jüngste Berichte zeigen, dass weiterhin gezieltes Handeln dringend erforderlich ist. Viele hoffen, dass eine Aufwertung des Areals das Gebiet belebt – und es dadurch für Straftäter weniger attraktiv macht.
Neue Kameras und Beleuchtung
Auch der Wunsch nach einem Ausbau der Videoüberwachung und Beleuchtung wurde immer wieder geäußert. Nach einer detaillierten Planungsphase wurden noch vor dem Jahreswechsel zwölf neue Videokameras an sechs Standorten in Betrieb genommen. Diese übertragen 24/7 an die Polizei. „Sie sollen vor allem eine präventive Wirkung erzielen, um Straftaten zu verhindern. Und wenn etwas passiert, können wir schnell Streifen zuführen“, so Pressesprecherin und Polizeihauptkommissarin Corinna Wild vom Polizeipräsidium Oberpfalz. Insgesamt befinden sich im Bahnhofsumfeld 32 Kameras an 19 Standorten. Die Kamerapositionen der neuen Kameras reichen von der Bahnhofsstraße bis zur Predigtsäule.
Neue Beleuchtungen wurden ebenfalls installiert. Im vergangenen Jahr hatten sich einige Parteien für Bewegungsmelder ausgesprochen. Die nun installierte Beleuchtung ist jedoch ab den Abendstunden durchgehend aktiv. Damit ist der Park nun insgesamt deutlich besser ausgeleuchtet, wodurch potenzielle Täter abgeschreckt und Angsträume verringert werden sollen. Sie kann außerdem die Videoüberwachung und somit auch die Arbeit der Einsatzkräfte erleichtern.
Die Stadt verweist darauf, dass neben der Beleuchtung auch eine Ausdünnung der Sträucher und Büsche geplant ist, um den Bereich besser einsehen zu können. Zudem wurde eine weitere Notrufsäule installiert. Die nun fest verankerten Parkbänke sollen darüber hinaus verhindern, dass Bänke zusammengestellt und Grüppchen gebildet werden. Bereits im vergangenen Jahr wurde die polizeiliche Präsenz deutlich verstärkt, auch Reiterstaffeln waren vor Ort. Am „Schwammerl“ im Fürst-Anselm-Park informierte die Polizei regelmäßig die Bevölkerung mit Infoständen über verschiedene Themen – unter anderem war sie mit der Präventionskampagne safenichtsafe vor Ort.

© Nick Lengfellner
Das sind nur einige der unterschiedlichen Maßnahmen, die sowohl das Sicherheitsempfinden als auch die tatsächliche Sicherheit der Passanten erhöhen sollen. Dennoch ist der Polizei bewusst, dass weitere Schritte nötig sind, um die Kriminalität in Regensburg einzudämmen.
Daher soll im Rahmen der Arbeitsgruppe „Gemeinsam stark für Regensburg“ im nächsten Schritt ein Workshop stattfinden, in dem bisherige Maßnahmen evaluiert, Anpassungen vorgenommen und neue Handlungsschwerpunkte festgelegt werden. Dieser Zusammenschluss umfasst die Regierung der Oberpfalz, die Stadt Regensburg, das Landgericht und Amtsgericht Regensburg, die Staatsanwaltschaft, die JVA, die Bundespolizei, das Landesamt für Asyl- und Rückführungen, die Universität Regensburg sowie das Polizeipräsidium Oberpfalz.
Die Universität Regensburg soll die erfolgten Maßnahmen wissenschaftlich begleiten. Erste Studienergebnisse werden bereits Ende März erwartet.
Auf die Frage, ob die bereits erfolgten Maßnahmen Wirkung zeigen – also weniger Straftaten begangen oder mehr Straftäter überführt werden – äußert sich die Polizei nicht. Sie verweist darauf, dass belastbare Zahlen erst bei der Veröffentlichung der polizeilichen Kriminalstatistik bekannt gegeben würden.
kepler+: So sollte das Bahnhofsumfeld umgestaltet werden
Für eine stärkere Belebung des Areals muss auch die Aufenthaltsqualität verbessert werden. Wer aktuell den Regensburger Bahnhof verlässt, blickt auf eine eingezäunte Baustelle. Nicht gerade das „Tor zur Stadt“, das sich die meisten Regensburgerinnen und Regensburger wünschen würden. Schön, einladend und Grün sollte der erste Blick auf unsere schöne Domstadt ausfallen. Und dafür gab es auch zahlreiche Ideen und Pläne in Form des Projekts kepler+.
Die Stadt betont zwar, dass insbesondere eine erfolgte „verbesserte Wegeführung des Rad- und Fußverkehrs sowie Fahrradabstellanlagen und Grün“ bereits für eine städtebauliche Aufwertung des Umfeldes am Hauptbahnhof sorgen würden. Das wird aber wohl nicht ausreichen.

Blick eines in Regensburg ankommenden Reisenden / © Nick Lengfellner
Wie die Stadt selbst sagt, „umfasst die Neugestaltung des Bahnhofsumfeldes im Großprojekt des ZOB (ZOB & kepler+) eine noch grundlegendere Neuordnung des Verkehrs und der Freianlagen.“ Insbesondere die Albert- und Maximilianstraße könne so vom Busverkehr fast vollständig entlastet werden und die Fläche des jetzigen Interims-ZOB einer anderen städtebaulichen Nutzung unterzogen werden. Bis zum Stopp des Projekts im Jahr 2023 sei eine umfangreiche Ideenstudie und Vorplanung erarbeitet worden, aus der grundsätzliche Entwicklungsziele ablesbar seien. Diese umfassen:
- Stärkung des Fuß- und Radverkehrs zwischen Hauptbahnhof und Altstadt durch Ausschluss des motorisierten Individualverkehrs
- Rückbau der Straßenflächen in Teilen der Maximilianstraße und des St.-Peters-Wegs mit anschließender Begrünung und Aufwertung der dadurch entsiegelten Flächen
- Erhöhung der Aufenthaltsqualität rund um das Keplerdenkmal durch neue Wegeführungen
- Schaffung neuer Aufenthaltsflächen und Wegebeziehungen in der Grünfläche beim Peterskirchlein
- Bündelung von Parksuchverkehren (Hol- & Bring-Verkehr) und Fahrradabstellanlagen in einer Tiefgarage
- Zusammenarbeit mit Polizei und sozialen Initiativen, um die Menschen aus schwierigen sozialen Lagen in die Planung mit einzubeziehen und das Sicherheitsgefühl zu erhöhen
- Belebung des Peterskirchleins
Sind Cafés und weitere Einkaufsmöglichkeiten Geschichte?
Nach dem Abriss des Kepler-Hochhauses 2019 haben sich viele eine attraktive Neugestaltung des weitläufigen Areals erhofft – von Supermärkten, Cafés und Begrünung war zwischenzeitlich die Rede. In der Aufzählung der Stadt zu den Plänen von kepler+ werden jedoch weder Einkaufsmöglichkeiten noch Cafés erwähnt. Die Stadt betont, dass ein übergeordnetes Ziel sei, keine der Frei- oder Grünflächen zu versiegeln. Deshalb sei kein Neubau möglich, der zum Beispiel Ladengeschäfte oder Ähnliches beinhalte. „Durch die Belebung des Peterskirchleins und die Integrierung von mobiler Gastronomie soll das Areal dennoch belebt werden.“
Verschwendete Fläche?
Doch was ist mit der großen Fläche, auf der aktuell der I-ZOB steht? Hier besteht bereits eine versiegelte Fläche, die langfristig zur sinnvollen Belebung des Areals genutzt werden könnte.
„Inwieweit eine Nachnutzung der Fläche des jetzigen Interims-ZOB möglich ist, wird im derzeitigen Planungsprozess immer mitgedacht; die Frage kann jedoch noch nicht abschließend beantwortet werden“, so die Stadt. An der Stelle bleibt zu bedenken, dass der Bau des Interims-ZOB ursprünglich nur als Übergangslösung dienen sollte, bis der zentrale Omnibusbahnhof direkt am Bahnhof realisiert wird. Sollte dieser nun jedoch dauerhaft an diesem Standort verbleiben, ginge die große Chance, hier einen lebendigen und vielseitig nutzbaren Raum zu schaffen, gänzlich verloren.
Deutliche Vorteile des ZOB
Der Interims-ZOB sollte in erster Linie den Weiterbetrieb des ÖPNV während der für mehrere Jahre geplanten Bauarbeiten am Bahnhofsvorplatz sichern. Erst der neue ZOB – der vor dem Bahnhof entstehen soll – würde es ermöglichen, so viele Haltestellen abzubilden, wie es die langfristig beabsichtigte Stärkung des ÖPNV in Regensburg benötigt, erläutert die Stadt. „Ebenfalls fasst der geplante ZOB noch mehr Haltestellen räumlich nah zusammen und hat eine sehr kurze Wegeverbindung zum Bahnhof.“
Ein weiterer Vorteil: Durch die Verlegung des ZOB direkt vor den Bahnhof könnte der Teil der Maximilianstraße zwischen Albertstraße und St.-Peters-Weg ohne Taxi- und Busverkehr gestaltet werden und stünde dann nur noch dem Fuß- und Radverkehr zu Verfügung. Auch der Kreisverkehr könne dann laut Aussage der Stadt rückgebaut und die aktuelle Straßenbreite des
St.-Peters-Weg von 30 Meter auf 6,5 Meter verschmälert werden. Dies würde laut der Stadt Regensburg auch die Möglichkeit bieten, einen neuen Platz als Eingangstor in die Altstadt zu gestalten.
Wie geht es weiter mit kepler+?
Das klingt alles vielversprechend. Auf die Frage, ob es bereits Pläne gebe, wann die Konzeption von kepler+ weitergehte, ist die klare Antwort der Stadt allerdings: „Nein. Durch die fünfjährige Pause haben sich viele Voraussetzungen für die Planung geändert (siehe z. B. den Entscheid zur Stadtbahn). Ein erster wichtiger Schritt bei der Wiederaufnahme wäre eine neue Projektplanung inklusive neuem Zeitplan sowie eine Bereitstellung von Finanzmitteln.“ In früheren Plänen war der ZOB eng mit dem Thema Stadtbahn verknüpft. Durch den Bürgerentscheid gegen die Stadtbahn haben sich die Rahmenbedingungen grundsätzlich geändert. Entsprechend müssen die Planungen unter anderem an die sich veränderten Gegebenheiten angepasst werden.
Unklar bleibt, ob die Pläne des ZOB in der Zukunft noch umgesetzt werden oder ob kepler+ endgültig verworfen und das Bahnhofsumfeld dauerhaft in einem provisorischen Zustand verbleibt. Auf Nachfrage äußert die Stadt lediglich: „Über die generelle Fortsetzung, die zeitliche Umsetzung und die Wiederaufnahme des Projektes kepler+ entscheidet ausschließlich der Stadtrat. Zum jetzigen Zeitpunkt ist daher keine belastbare Aussage möglich.“ Schade!

Park vor dem Bahnhof vor wenigen Jahren / © Nick Lengfellner
Auch wenn sich das Areal um den Bahnhof derzeit nicht wie erhofft entwickelt, so werden zumindest dringend notwendige Maßnahmen zur Kriminalitätsbekämpfung konsequent fortgesetzt – ein erster Schritt in die richtige Richtung. Zu hoffen ist allerdings, dass die investierte Arbeit in das Großprojekts kepler+ langfristig nicht umsonst war und der Bahnhof eines Tages zu dem lebendigen Tor zur Stadt wird, das Regensburg verdient.
Ein Report von Marina Triebswetter | filterVERLAG