Dr. Nina Kerstensteiner, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Universität Regensburg, wurde mit dem Felix Wankel Tierschutz-Juniorforschungspreis 2025 ausgezeichnet. Sie erhält die mit 6.000 Euro dotierte Auszeichnung für ihre an der Universität Regensburg angefertigte Dissertation „Tiere vor Gericht? Strukturelles Durchsetzungsdefizit im Tierschutzrecht“.
Das deutsche Tierschutzrecht gehört zu den strengsten der Welt, doch es weist erhebliche Umsetzungsschwächen auf. In ihrer Dissertation untersucht Dr. Kerstensteiner, wie diese Diskrepanz zwischen gesetzlichen Zielvorstellungen und der Realität überwunden werden kann. Insbesondere fehlt es an gerichtlichen Kontrollmöglichkeiten bei Verstößen gegen das Tierschutzgesetz. Es besteht die paradoxe Situation, dass Belange der Tierhalter eingeklagt werden können, Belange des Tierschutzes hingegen nicht. So ist lediglich ein „zu viel“ an Tierschutz, nicht jedoch ein „zu wenig“ an Tierschutz gerichtlich überprüfbar. Die Arbeit gibt Aufschluss darüber, wie sich das vorliegende strukturelle Implementationsdefizit im Tierschutzrecht verringern lässt. Im Mittelpunkt der Untersuchung stehen zwei zentrale Fragen: Welche Instrumente können zur Lösung des Problems beitragen? Und lassen sich diese – auch ohne legislative Initiative – über den Weg der Gerichte umsetzen?
Das geltende Recht für Tiere
Insgesamt zeigt sich, dass die Einführung einer Verbandsklage die Vollzugs- und Implementierungsschwächen des Tierschutzrechts kurzfristig ohne aufwändige Restrukturierungsmaßnahmen ausgleichen kann, ohne dabei den Weg zur tierlichen Rechtsfähigkeit zu versperren. Die Stellung des Tieres im Verwaltungsrecht entspricht dem aktuellen gesellschaftlichen Verständnis vom Tier nicht. Es sind gesetzliche Reformen notwendig, um das geltende Recht effektiv durchsetzbar zu machen. Eine umfangreiche Fallstudie zeigt, dass strategische Klagen – auch wenn sie vor Gericht nicht immer erfolgreich sind – die gesellschaftliche Akzeptanz der Idee der tierlichen Rechtsfähigkeit fördern. Die Prozesse schaffen den notwendigen soziokulturellen Raum, um Tiere als potenzielle Träger von Rechten zu etablieren. Die Arbeit trägt wesentlich zur Weiterentwicklung des Tierschutzrechts bei und eröffnet neue Perspektiven für einen effektiveren Schutz von Tieren.
„Für eine wirksame Weiterentwicklung des Tierschutzes“
„Ich freue mich über die Auszeichnung. Der Preis würdigt die Forschung aus verschiedenen Disziplinen, und genau das ist im Tierschutz wichtig: Für eine wirksame Weiterentwicklung des Tierschutzes ist es entscheidend, dass verschiedene Fachrichtungen und Perspektiven – etwa aus der Tiermedizin, Biologie, Ethik und Rechtswissenschaft – zusammengedacht werden“, erklärt Dr. Kerstensteiner. Und weiter:
„Die Verleihung dieser Auszeichnung unterstreicht die Relevanz meiner Forschung und motiviert mich, weiter an rechtlichen Lösungen für ein gerechteres Miteinander von Mensch, Tier und Natur zu arbeiten.“
Über den Felix Wankel Tierschutz-Forschungspreis
Der Felix Wankel Tierschutz-Forschungspreiswird durch die Tierärztliche Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München in der Regel alle zwei Jahre für hervorragende, experimentelle und innovative wissenschaftliche Arbeiten verliehen, deren Ziel bzw. Ergebnis es ist, Tierversuche zu ersetzen oder einzuschränken, den Tierschutz generell zu fördern, die Gesundheit und tiergerechte Unterbringung von Versuchs-, Heim- und Nutztieren zu gewährleisten oder die Grundlagenforschung zur Verbesserung des Tierschutzes zu unterstützen. Der Preis ist mit maximal 30.000 Euro dotiert. Ausgezeichnet werden nur Personen und Gruppen, die in der Forschung im In- oder Ausland tätig sind und von Wissenschaftlern sowie Mitgliedern zum Beispiel von wissenschaftlichen Institutionen, von Fachgesellschaften und von Behörden sowie von Wissenschaftsredaktionen vorgeschlagen werden. Die Arbeiten sollen neueren Ursprungs sein und eigene Forschungsergebnisse enthalten.
Universität Regensburg / RNRed