Das einst so ambitionierte Wohnprojekt im Graf Lerchenfeld Quartier in Köfering steht vor großen Herausforderungen. Nachdem mit der Graf Lerchenfeld Quartier GmbH & Co. KG nun auch der Projektentwickler insolvent ist, wächst die Sorge vor einem dauerhaften Stillstand. Wir haben mit den Insolvenzverwaltern der GLQ gesprochen, wie es mit dem Wohngebiet weitergehen soll.
Wenn man in das Graf Lerchenfeld Quartier fährt, sieht man auf der einen Seite bereits fertige Häuser, die in geordneten Reihen stehen. Auf der gegenüberliegenden Seite herrscht noch rege Bautätigkeit. Fällt der Blick in die dahinterliegenden Gebiete, sieht man unfertige Häuser und unbebaute Grundstücke. Ganze Häuser-Reihen sind von Gerüsten eingezäunt. Um wieder andere zieht sich ein tiefer Graben, der notwendig ist, um die teils undichten Keller zu sanieren.
Was ist passiert?
2016 erwarb die Graf Lerchenfeld Quartier GmbH & Co. KG (GLQ) ein rund 25 Hektar großes Grundstück vom Grafen von und zu Lerchenfeld in Köfering. Gegründet wurde sie von Markus D. und Michael S. Die GLQ plante und entwickelte anschließend das Areal samt den behördlichen Notwendigkeiten, erschloss es nach und nach (bis heute zu 90 Prozent) und veräußerte daraus ab 2021 etwa 200 Grundstücke an Privatpersonen oder Investoren. Alle Käufer erhielten dabei das Eigentum am Grundstück und konnten entweder selbst einen Bauunternehmer wählen oder der Empfehlung der GLQ folgen und die Firma LiaTon Wohnbau GmbH & Co. KG mit dem Bau beauftragen.

Fast fertige Häuser / © Marina Triebswetter, filterVERLAG
Der Vorteil von LiaTon war ein günstiger Baupreis aufgrund einer seriellen Bauweise. Bald schon waren jedoch erste Baumängel zu beheben. Durch die Corona-Pandemie und die Ukraine-Krise erfolgte zudem eine enorme Steigerung der Baukosten. Die Folge: Die Baufirma LiaTon konnte die Aufträge nicht mehr erfüllen und musste Insolvenz anmelden. Die Urban Green Wohnbau GmbH übernahm die Bautätigkeiten, geriet jedoch ebenfalls in wirtschaftliche Schieflage und meldete Insolvenz an. Das hatte gravierende Folgen: Viele der Bauherren standen nun ohne Bauunternehmer da, mit teils fertigen, mangelhaften oder unfertigen Häusern.

Ein Baumangel mit undichtem Keller / © Marina Triebswetter, filterVERLAG
Bauherren vor finanziellen und organisatorischen Herausforderungen
Diejenigen, deren Haus nicht mehr fertiggestellt werden konnte, sehen sich jetzt mit der Problematik konfrontiert, dass andere Baufirmen die Fertigstellung der Häuser nicht zum gleichen, günstigen Preis wie die LiaTon oder deren Nachfolger anbieten können. Zwischen 100.000 und 150.000 Euro mehr kostet es jetzt jedem dieser Bauherren Schätzungen zufolge mehr, der sein Haus mit LiaTon begonnen hat, aber nicht mehr fertigstellen konnte. Dazu kommen weiterhin steigende Materialkosten und die Situation, dass es im Moment nicht einfach ist, überhaupt eine Baufirma zu finden oder eine (bezahlbare) Anschlussfinanzierung zu bekommen.
Betroffene Bauherren könnten zudem auf einem Teil ihrer Kosten sitzenbleiben. Das hängt stark davon ab, welchen Leistungsumfang Bauherren bereits an LiaTon oder Urban Green Wohnbau bezahlt haben und welchen Anteil diese wiederum abgeleistet haben. Wie viel die Gläubiger nun im Rahmen der Insolvenzverwaltung von LiaTon und Urban Green Wohnbau noch zu erwarten haben, ist aktuell noch unklar.
Warum aber ist die GLQ insolvent?
Da auch die GLQ Interesse an der Fertigstellung des von ihr geplanten Quartiers hatte, unterstützte diese die insolventen Baufirmen noch finanziell. Dabei erhielt alleine die Urban Green Wohnbau mehrere Millionen Euro. Doch das war nicht der ausschlaggebende Faktor, der auch die GLQ in finanzielle Schwierigkeiten und letztendlich in die Insolvenz brachte. Durch die Verunsicherung aufgrund der Insolvenzen der Bauunternehmer, vor allem Urban Green Wohnbau, konnten keine Grundstücke mehr verkauft werden – bis dato wurde insgesamt etwa die Hälfte der Grundstücksfläche veräußert. Darlehen konnten nicht mehr bedient und weitere Erschließungskosten nicht mehr bezahlt werden.
Das einst so ambitionierte Wohnprojekt steht nunmehr vor großen Herausforderungen und die Sorge wächst, dass es zu einem dauerhaften Stillstand kommt und, ähnlich wie in Griechenland, unvollendete Bauten über Jahrzehnte das Landschaftsbild prägen.
Daniel Barth: Rechtsanwalt, Wirtschaftsmediator, Leiter des Standorts der PLUTA Rechtsanwalts GmbH in Regensburg, derzeit hauptsächlich tätig als vorläufiger Insolvenzverwalter über das Vermögen der Graf Lerchenfeld Quartier GmbH & Co. KG |

Patrick Meyerle: Rechtsanwalt, Fachanwalt für Insolvenzrecht, Niederlassungsleiter der Standorte Nürnberg, Würzburg und Bayreuth der PLUTA Rechtsanwalts GmbH, derzeit tätig im Insolvenzverfahren Graf Lerchenfeld Quartier GmbH & Co. KG |

Rettung durch die Insolvenzverwaltung?
Doch soweit soll es nicht kommen. Wir haben uns vor Ort ein Bild der Lage gemacht und mit den Insolvenzverwaltern der GLQ, Daniel Barth und Patrick Meyerle, gesprochen. Ihr klares Ziel ist es, das Bauprojekt zu retten. Im Gespräch erläutern sie, wie es zur aktuellen Situation kam, welche Kritik es gibt und wie es nun weitergehen soll. Sie schildern, wie sie die Zukunft des Quartiers einschätzen und von welchen Faktoren diese maßgeblich abhängt.
Verschiedene Fälle
Im Fall der GLQ, der LiaTon und der Urban Green Wohnbau handelt es sich um drei getrennte Insolvenzverfahren.
Graf Lerchenfeld Quartier GmbH & Co. KG: Die Rechtsanwälte Daniel Barth und Patrick Meyerle sind als Insolvenzverwalter für die GLQ bestellt. Für diese wird eine Rettung angestrebt.
Urban Green Wohnbau GmbH / LiaTon Wohnbau GmbH & Co. KG: Rechtsanwalt Dr. Rudolf Dobmeier übernimmt die Insolvenzverwaltung für beide Firmen. Die LiaTon wird bereits final abgewickelt. Gegen sie ermittelt inzwischen auch die Staatsanwaltschaft Regensburg, ob eine Insolvenzverschleppung vorliegt.
Die Urban Green Wohnbau GmbH übernahm von der insolventen LiaTon Wohnbau GmbH & Co. KG die Bauverträge (die zwischen der LiaTon und den Bauherren bestanden). Geschäftsführer der Urban Green Wohnbau GmbH waren zu diesem Zeitpunkt Marc H. (gleichzeitig Geschäftsführer von Klassik Bau GmbH) und Julian S. (gleichzeitig geschäftsführender Gesellschafter von Greßmann Söllner Architekten GmbH). Gegen die Urban Green Wohnbau GmbH und deren (damalige) Geschäftsführer wurde inzwischen wohl von Bauherren zusätzlich Strafanzeige gestellt.
Damit unterscheidet sich die Situation grundlegend von der der GLQ.
Warum wurde die Firma LiaTon gewählt?
Obwohl Barth und Meyerle ausschließlich für die Insolvenzverwaltung der GLQ zuständig sind, haben wir mit ihnen auch kurz über die Firma LiaTon gesprochen, da deren Insolvenz für die jetzige Gesamtsituation hauptursächlich scheint. Da die LiaTon selbst eine relativ kleine Firma war, fragen sich viele, warum genau sie den Zuschlag für die Bauprojekte erhalten hat. Daniel Barth verweist auf inhaltliche Gründe für die Entscheidung. Ausschlaggebend sei vor allem die geplante Bauweise gewesen: „Die GLQ hat im Rahmen der Projektentwicklung mit den hierfür beauftragten Planungsbüros (Speer, Pure etc…) Haustypen konzipiert, die seriell baubar sein sollten. Dafür wurden Fertigteile bereits vorab von der Firma Franz Carl Nüdling Basaltwerke GmbH & CO. KG Co. KG. produziert. Diese fertigt Bauteile aus dem Baustoff Liapor, die sich für die entwickelten Haustypen eignen. Der Generalunternehmer LiaTon hat diese Bauteile verwendet“, erläutert Meyerle und fügt hinzu: „Die Idee der Entwickler war es, ein Baukastensystem zu schaffen und somit den Käufern insgesamt ein erschwingliches Gesamtpakt anzubieten.“
Die Firma LiaTon war damals offenbar überzeugt, dieses große Bauvorhaben mithilfe der beschriebenen Fertigbauweise umsetzen zu können. Laut Barth hat sie bereits vor diesem Projekt weitere Bauvorhaben im Umkreis realisiert: „Sie waren also keine Unbekannten.“
Zuletzt kamen Gerüchte auf, dass einer der Geschäftsführer der GLQ gleichzeitig eine Funktion bei LiaTon ausgeübt habe. Auf Rückfrage teilen die Insolvenzverwalter der GLQ jedoch mit: „Von einer gesellschaftsrechtlichen Verstrickung ist uns nichts bekannt. Die im Handelsregister genannten Geschäftsführer der LiaTon sind nicht deckungsgleich mit den Geschäftsführern der GLQ.“
Wurde seitens LiaTon gepfuscht?
Eine weitere Frage betrifft ebenfalls ausschließlich die LiaTon: Speziell im Falle der von ihr gebauten Häuser steht nämlich nach wie vor der Vorwurf einer mangelnden Bauausführung im Raum. Bauarbeiter vor Ort erzählen uns von einem Fall, in dem die Behebung eines undichten Kellers etwa 25.000 Euro gekostet habe. Gemeinsam besichtigen wir zudem ein Haus, das schon komplett fertig erscheint – doch um das Haus herum erstreckt sich ein breiter Graben. Dieser ist mit Holzkonstruktionen abgesichert, nur über diese ist aktuell ein Zugang zum Haus möglich. Wie einer der Bauarbeiter beschreibt, habe LiaTon hier die Bodenplatten verdreht installiert, das Haus aber gerade draufgestellt. Das Resultat: Ein undichter Keller und Wasser, das ins Gebäude läuft. Aufgrund der besonderen Grundwassersituation ist eine wasserdichte Kellerkonstruktion hier von besonderer Bedeutung. Eventuelle Ansprüche, die sich daraus ergeben, werden sich aber, wie bereits erwähnt, im Rahmen der Insolvenz der LiaTon und der Urban Green Wohnbau (da diese die LiaTon-Verträge mit den Bauherren übernommen hat) bewertet und aus deren eventueller Insolvenzmasse in Teilen bedient.
Anwälte der Bauherren erheben Täuschungs-Vorwürfe
Betroffene Bauherren und deren Anwälte erheben den Vorwurf, dass die Käufer mit einem angebotenen Gesamtpaket getäuscht worden seien, sie kritisieren in diesem Zusammenhang auch den scheinbar hohen Grundstückspreis, der angeblich über dem marktüblichen Niveau lag. Das vermeintliche Gesamtprojekt hätte so, wie es angeboten wurde, nicht funktionieren können, so die Kritik.
Die zentrale Frage hinsichtlich einer möglichen Haftung der GLQ ist hier jedoch: Mit wem wurde welcher Vertrag geschlossen und gab es hier überhaupt ein Gesamtpaket? Barth erläutert, dass die Verträge von Anfang an getrennt gewesen seien: „Es gab den normalen Grundstückskaufvertrag über das erschlossene Grundstück mit der GLQ und einen separaten Bauvertrag mit der Baufirma LiaTon oder Urban Green Wohnbau.“ Damit war den Käufern die Aufteilung der Kosten klar aufgezeigt. Das bestätigen auch unsere Recherchen, da bereits im Jahr 2022 auf der Website des Graf Lerchenfeld Quartiers folgender Passus zu finden war: „Die Realisierung erfolgt im Kaufvertrags- & Werksvertragsmodell. Die Graf Lerchenfeld Quartier GmbH & Co. KG verkauft ausschließlich erschlossene Grundstücksparzellen mit Baurecht für die 4 Haustypen-Konzepte Ritmo, Duo, Unico. Grundstückskäufer beauftragen als Bauherren auf eigenen Namen und eigene Rechnung einen Werkvertragsunternehmer mit der Ausführung der Bauleistungen bzgl. ihrer jeweiligen Haustypenkonzepte.“

Viel Bautätigkeit - es geht voran / © Marina Triebswetter, filterVERLAG
„Die Graf Lerchenfeld Quartier GmbH & Co. KG ist nicht verantwortlich für die einzelnen Bauvorhaben (Häuser) der Kunden“, resümiert Meyerle. Das bedeutet, dass im Falle unfertiger Häuser oder Baumängel alleine die Baufirmen haften würden. Da mit der Erschließung und der Übereignung der Grundstücke der vertragliche Leistungsumfang der GLQ als erfüllt gelte, bewerten Barth und Meyerle die Erfolgsaussichten der Klage der Bauherren-Anwälte gegen die GLQ insgesamt als gering.
Meyerle ist weiterhin der Meinung: „Das Konzept war gut durchdacht und hätte auf jeden Fall funktionieren können, wäre nicht die Corona-Pandemie, gefolgt von der Ukraine-Krise, eingetreten“. Diese führten nicht nur zu steigenden Baukosten, sondern auch zu Materialknappheit sowie höheren Zinsen und Energiekosten. „Wäre alles wie geplant verlaufen, wäre es eine Win-Win-Situation für alle gewesen“, ist auch Barth überzeugt.
Bauherren sind sofort Eigentümer geworden
Kann die Insolvenz der GLQ nun auch die Grundstückseigentumsverhältnisse beeinflussen? Nein, denn ein entscheidender Vorteil an der separaten Veräußerung der Grundstücke ist: Mit dem Erwerb des Grundstücks ging nicht nur das Eigentum daran, sondern auch das Eigentum am darauf errichteten Haus automatisch auf sie über. Das bedeutet, dass ihr Eigentum unabhängig von der Insolvenz gesichert ist.
Prüfung möglicher Geldabflüsse noch ausstehend
Während die GLQ also ihre Verantwortung rein auf die Veräußerung und restliche Erschließung des Quartiers beschränkt sieht, bleibt die Frage nach finanziellen Unregelmäßigkeiten oder unzulässigen Geldabflüsse seitens der GLQ, die zur Insolvenz beigetragen haben könnten. Barth erklärt dazu: „Im Moment befinden wir uns noch im sogenannten vorläufigen Insolvenzverfahren. Erst nach der Verfahrenseröffnung – die voraussichtlich im dritten Quartal 2025 stattfindet – wird geprüft, ob Haftungstatbestände erfüllt wurden. Das ist aber auch Teil unserer Aufgabe als Insolvenzverwalter.“
Die Zukunft des Graf Lerchenfeld Quartiers
Während manche mit Baumängeln oder unfertigen Häusern zu kämpfen haben, haben andere ihr neues Eigenheim bereits bezogen. Dass der Verkauf der noch freien Grundstücke aktuell so schleppend läuft, wirkt sich allerdings auch auf deren Wohnqualität negativ aus. Schließlich lebt niemand gerne auf einer ewigen Baustelle.
Doch kann die GLQ nach ihrem Insolvenzantrag überhaupt noch Grundstücke veräußern? Die Antwort ist Ja. Seit der Anordnung der vorläufigen Insolvenzverwaltung werden weiterhin Grundstücke verkauft – allerdings nur mit Zustimmung des vorläufigen Insolvenzverwalters. Die GLQ bleibt also Eigentümer der noch nicht veräußerten Grundstücke, diese sind jedoch grundpfandrechtlich belastet und beim Kauf wird das Geld direkt an die Gläubiger fließen und das Grundpfandrecht dabei ausgetragen. Der Käufer erwirbt natürlich unbelastetes Eigentum.
Grundstücke zu Spottpreisen?
Interessant ist an der Stelle, ob die Grundstücke aktuell zu den gleichen hohen Preisen veräußert werden wie vor der Insolvenz. Meyerle erläutert, dass diese nun etwa 20 Prozent günstiger angeboten würden. Wer jedoch auf einen Spottpreis hofft, wird enttäuscht. Immer wieder gebe es Anfragen von Interessenten, die die Grundstücke zu einem extrem niedrigen Preis erwerben wollen würden – auf solche Angebote lassen sich die Insolvenzverwalter jedoch nicht ein. Gleichzeitig gibt es auch seriöse Interessenten, darunter große Investoren – und erst kürzlich wurden Grundstücke an zwei Bauherren verkauft, die bereits eines im Graf Lerchenfeld Quartier besitzen.

Visualisierung aus dem Prospekt der GLQ / © GLQ
Herausforderung für Bauherren und Unsicherheit für Investoren
Patrick Meyerle und Daniel Barth suchen nun also Käufer für insgesamt 18 Hektar Land. „Was bei manchen noch für Zurückhaltung sorgt, ist, dass die Erschließung noch nicht ganz abgeschlossen ist – zehn Prozent sind noch unerschlossen“, erklärt Meyerle.
Während LiaTon oder Urban Green Wohnbau zwar für den Bau der Gebäude zuständig waren, liegt die Verantwortung für die Erschließung bei der GLQ. Diese hat etwa 30 Millionen Euro für die Erschließung der Grundstücke aufgewendet und diese wurden dann bereits fertig erschlossen verkauft. Die Insolvenz der GLQ und die noch nicht vollständig umgesetzte Erschließung betreffen nun sowohl Personen, die bereits ein Grundstück gekauft haben als auch zukünftige Käufer.
Erschließung
Was viele nämlich nicht wissen: „Erschließung“ bedeutet auch, dass etwa die Straßen und Gehwege angelegt, Lampen installiert und die Stromversorgung gesichert werden – Arbeiten, die außerhalb der eigenen Wohnfläche vonstattengehen. Diese werden aber für gewöhnlich erst dann durchgeführt, wenn der Bau erfolgt ist, da sonst die Gefahr besteht, dass schwere Baufahrzeuge die neu angelegten Gehwege etc. beschädigen.
Problematik für aktuelle Grundstückseigentümer
Und genau dieser beschriebene Teil ist partiell aktuell im Graf Lerchenfeld Quartier noch nicht fertig. „Die Bauherren stehen vor dem Problem, dass sie den Betrag für die gesamte Erschließung bereits an die GLQ gezahlt haben, diese aufgrund ihrer Insolvenz jedoch nicht vollständig abgeschlossen wurde“, verdeutlicht Meyerle und ergänzt: „Und jetzt rufen Leute, die schon dort gekauft und gebaut haben und demnächst einziehen wollen, bei uns an und verlangen, dass wir endlich die Erschließung zu Ende führen sollen, weil sie mit ihrem Auto nicht in die Hofeinfahrt kommen.“ Auf Rückfrage, welche Erschließungsarbeiten bereits ausgeführt wurden und welche noch fehlen, beschreibt Meyerle: „Im Baufeld 1 ist die Erschließung bis auf Feinasphalt, Straßenbegleitgrün, Begrünung und Pflasterarbeiten fertiggestellt. In den Baufeldern 2 und 3 stehen noch weitere oberirdische Erschließungsmaßnahmen aus.“ (Anm. d. Red.: Baufeld 1 ist bereits fast vollständig verkauft, die Baufelder 2 und 3 sind unbebaut und stehen zum Verkauf.)

© Marina Triebswetter, filterVERLAG
Problematik für künftige Grundstückseigentümer
Meyerle legt dar, dass die nicht vollendete Erschließung auch im Fall von noch nicht veräußerten Grundstücken zu Planungsunsicherheiten und gegebenenfalls zu einer daraus resultierenden Zurückhaltung bei potenziellen Käufern führen kann. Er betont jedoch: „Die Investoren bekommen belastbare Grundlagen, anhand derer eine eigene Kostenschätzung vorgenommen werden kann.“
Mögliche Lösung
In Gesprächen mit der Bank, der Gemeinde und der erschließenden Baufirma wurde nun eine Lösung erarbeitet: Mithilfe eines Sondervermögens wollen die Insolvenzverwalter die Erschließung vollenden. „Bis Ende 2025 soll diese komplett abgeschlossen sein, und bis jetzt sieht es gut aus“, zeigt sich Barth optimistisch.
„Wenn erkannt wird, dass im Graf Lerchenfeld Quartier weiter erschlossen wird, dann wird auch das Interesse an den noch vorhandenen Grundstücken massiv steigen“, prophezeit Meyerle. Das liege jedoch nicht allein an ihnen, sondern die Insolvenzverwalter seien in diesem Fall auf das Landratsamt und die Gemeinde Köfering angewiesen. Er erläutert, dass etwa noch der wasserrechtliche Bescheid seitens des Landratsamtes ausstehe, aber auch der Lärmschutzwall oder das Regenrückhaltebecken müssten noch abgenommen werden. Das ist erforderlich, damit der Abwasserzweckverband das Gebiet übernehmen kann. Zur Erklärung: Bevor neue Baugebiete genutzt werden können, müssen die Abwasserleitungen, Kanäle, Regenrückhaltebecken etc. gebaut werden. Wenn das erledigt ist, erfolgt eine Abnahme durch die Zweckverbände. „Ohne das Landratsamt und die Gemeinde schaffen wir das nicht“, so Barth.

© Marina Triebswetter, filterVERLAG
Auf Rückfrage teilt das Landratsamt mit, dass noch Teilfragen zu klären seien, etwa ein Antrag auf Erteilung einer sogenannten gehobenen wasserrechtlichen Erlaubnis für das Einleiten von Niederschlagswasser aus dem gesamten Baugebiet in den Lohgraben. Dieses Verfahren befindet sich in Bearbeitung und soll demnächst abgeschlossen werden. „Die Einleitung von Schmutzwasser (v. a. häuslichem Abwasser) in die Schmutzwasserkanäle erfolgt in vollständiger Eigenverantwortung des Erschließungsträgers und Kanalnetzbetreibers, das Landratsamt hat hier keine Zuständigkeiten“, betont Pressesprecher Hans Fichtl und ergänzt: „Bezogen auf die bereits bebauten Grundstücke sind in der Bauabteilung keine baurechtlichen Genehmigungen offen. Hinsichtlich der baulichen Entwicklung weiterer Flächen stehen noch gemeinsame Gespräche zwischen Landratsamt, Gemeinde und Insolvenzverwalter an. Was das Regenrückhaltebecken und den Lärmschutzwall betrifft, sind noch die Eigentums- bzw. Nutzungsverhältnisse zwischen Landratsamt, Gemeinde und Insolvenzverwalter zu klären.“
„Die Einschätzung, fehlende Genehmigungen seitens des Landratsamtes würden den Verkauf von Grundstücken hemmen, teilen wir jedoch nicht“, so Pressesprecher Hans Fichtl.
Spielplätze und begrünte Wohnhöfe
Die Insolvenzverwalter glauben an das Quartier. „Jetzt, wo das Frühjahr naht, sind gerade wieder viele Bauherren vor Ort“, beobachtet Meyerle. Fährt man aktuell in das Graf Lerchenfeld Quartier, zeichnet sich tatsächlich ein etwas anderes Bild als noch in den Wintermonaten. Obwohl den hinteren Teil der Landschaft nach wie vor im Moment unfertige Gebäude zeichnen, sind viele Häuser bereits fertiggestellt. Die einstige Verlassenheit ist geschäftigem Treiben gewichen.
Die Insolvenzverwalter sind sich einig, dass die Grundstücke nach wie vor attraktiv sind und hoffen, dass sich die Kaufwilligkeit der Menschen erhöht. Sie glauben auch an den ihrer Meinung nach sehr gut durchdachten, weiterhin bestandskräftigen Bebauungsplan. Dieser regelt Art und Maß der baulichen Nutzung der Flächen und sieht Kindergärten, Spielfläche sowie Grünanlagen vor. „Zudem ist für jeden Gebäudekomplex ein begrünter Wohnhof geplant – vergleichbar mit den Innenhöfen eines Schlosses. Die Idee dahinter ist, dass Kinder dort gemeinsam spielen und die Leute sich treffen können“, beschreibt Barth. In der Mitte des Baugebiets ist eine grüne Lunge geplant, sodass man dort etwa Gassi gehen oder einen Abendspaziergang machen kann. Die Straßen im Graf Lerchenfeld Quartier sind hauptsächlich nach weiblichen Nobelpreisträgerinnen benannt und die Wohnhöfe nach Adelsgeschlechtern.
Wichtig war der GLQ laut Barth ebenso, dass das „alte“ Köfering mit dem neuen zusammenwächst: „Die Menschen aus dem alten Gemeindegebiet sollen bequem in das Graf Lerchenfeld Quartier gehen können“, beschreibt Meyerle einen zentralen Punkt des Konzepts.
Barth und Meyerle zeigen sich optimistisch, dass diese ursprüngliche Idee eines blühenden Wohnquartiers noch Wirklichkeit werden kann. Vieles hängt ihrer Meinung nach von der weiteren Erschließung, dem Verkauf der restlichen Grundstücke und den Entwicklungen der laufenden Insolvenzverfahren ab.
Sowohl den bereits eingezogenen Bewohnern als auch denen, die sich hier ein Eigenheim schaffen wollten, wäre zu wünschen, dass sich die Situation zum Positiven entwickelt und sie am Ende nicht auf einer ewigen Baustelle leben müssen.
Ein Report von Marina Triebswetter | filterMagazin