"Alle Bayern sollen unter Strom stehen"
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Sein traditioneller Sommerausflug führte den bayerischen Innen- und Verkehrsminister Joachim Herrmann am Dienstag nach Regensburg. Im Mittelpunkt des Aufenthalts stand der Ausbau der Bahninfrastruktur im ostbayerischen Raum sowie - nach einem Mittagessen im Kreuzgang des Minoritenklosters - der Baustellenbesuch im „Museum der Bayerischen Geschichte" in Regensburg.
Der Minister kam mit der Oberpfalzbahn. Nicht etwa, weil sein Chauffeur frei hatte, sondern weil es thematisch auf der Hand lang. Chauffiert von der 24-jährigen Bernadette Zeitler (unten). In seiner Rolle als Verkehrsminister muss und will er natürlich auch gerade das weißblaue Eisenbahnnetz konkurrenzfähig machen. Immerhin hatte der elektrifizierte Bahnverkehr hier im Freistaat seinen historischen Ursprung.
Doch irgendwann stagnierte der Ausbau gerade im ostbayerischen Raum, weil sich das Bahnfahren durch die Teilung Deutschlands auf die Nord-Süd-Achse verlagte. Richtung Osten war kein Durchkommen mehr. Und mit dem Wiederaufleben der Ost-West-Achse waren demnach alle Bahnstrecken nördlich und östlich von Regensburg ohne Oberleitung.
Und da Bayern prozentual gesehen bundesweites Schlusslicht in der Verbreitung von elektrifiziertem Bahnnetz ist - laut Bayern-Bahnchef Klaus-Dieter Josel liegt die Abdeckung unter 50 Prozent - müsse was voran gehen. "Alle Bayern sollen unter Strom stehen", stellt Herrmann einen plakativen Herzenswunsch in den Raum - oder besser gesagt in den Wagon der Oberpfalzbahn.
Gerade auf der vielbefahrenen Strecke Regensburg-Hof sei der Anfang mit der Aufnahme in den Bundesverkehrswegeplan bereits gemacht. Durch das Umkoppeln von E-Loks auf Diesel in Regensburg sei die Strecke alles andere als attraktiv und vor allem für den Güterverkehr konkurrenzfähig. Josel (unten links neben Herrmann) bestätigte, dass die Bahn über diese Route auch einen Intercity mit den Zielen Dresden und Berlin schicken wolle. Dies gehe aber nur mit abgeschlossener Elektrifizierung.
Von Bundesminister Dobrindt gebe es für diese Route auch bereits eine entspechende Lärmschutzzusage. Bis es über ein Planfeststellungsverfahren aber tatsächlich zur Fertigstellung kommt, werden noch etwa zehn Jahre vergehen. Wesentlich früher wird bereits die direkte Anbindung Regensburgs an den Münchner Flughafen im Erdinger Moos geben.
"Die sogenannte Neufahrner Kurve befindet sich gerade voll im Bau und bereits am Herbst nächsten Jahres können dann Züge von Regensburg aus direkt unter den Franz-Josef-Strauß-Airport fahren", so Joachim Herrmann. Ein überregionaler Flughafenexpress soll ab Fahrplanwechsel im Dezember 2018 in beiden Richtungen stündlich Regensburg, Landshut und den Münchner Flughafen miteinander verbinden. „Die Fahrtzeit zwischen Regensburg und Flughafen wird dann 1 ¼ Stunden betragen“, so Josel.
Der Flughafenexpress wird unterwegs die Stationen Obertraubling, Köfering, Hagelstadt, Eggmühl, Neufahrn (Ndb.), Landshut, Moosburg und Freising bedienen. „Die erste Abfahrt in Regensburg wird gegen 03:15 Uhr am frühen Morgen sein, damit Fluggäste und Mitarbeiter des Flughafens rechtzeitig gegen 04:30 Uhr zum Check-in bzw. zum Schichtbeginn am Ziel sind. Die letzte Abfahrt am Flughafen erfolgt nach Mitternacht gegen 00:30 Uhr“, erklärt der Bayern-Bahnchef.
Der zweite aber nicht weniger wichtige Grund für den Staatsminister Regensburg zu besuchen, war die Stippvisite auf der Baustelle des Museums für Bayerische Geschichte am Donaumarkt. Nach der Brandstiftung in der Bavariathek - "von einer solchen geht die Kripo in Regensburg ja aus", so Herrmann - sei der Termin der geplanten Eröffnung Ende nächsten Jahres wohl nicht zu halten.
Da Herrmann auch für das Bauministerium verantwortlich ist, wollte er sich persönlich ein Bild vom entstandenen Brandschaden machen. Peter Thumann, Baudirektor und Behördenleiter des Staatlichen Bauamtes Regensburg, spricht von einem Zeitverlust von mindestens einem Monat. "Es wird immer gefragt, warum sich das gesamte Bauprojekt verzögert, obwohl ja mit der Bavariathek nur der kleinere, externe Teil betroffen ist. Es ist logistisch einfach eine komplette Baustelle", erklärt Thumann.
"Klar ist, dass natürlich nicht einfach weitergebaut werden kann, sondern wohl einiges rückgebaut werden muss, um dann wieder neu gebaut zu werden", gibt der Minister mit Bedauerung zu verstehen. Der Zeitplan gerate dadurch natürlich erheblich ins Wackeln. Vom Bau selbst zeigte sich Joachim Herrmann sehr begeistert: "Dieses Museum wird ein weiteres Highlight unter den ohnehin schon vielen historischen Sehenswürdigkeiten in der Regensburger Altstadt und liegt städtebaulich wunderschön gelöst auch einem direkten Weg mit diesen verbunden."
Wegen des Brandschadens werden sich die Regensburger aber wohl ein klein wenig länger bis zur Eröffnung gedulden müssen. "Es wird aber keine zweite Elbphilharmonie - wir sind ja nicht in Hamburg", war ein Scherz aus der Besuchergruppe zu vernehmen. Zum Glück war nicht von einem Vergleich mit dem Berliner Flughafen die Rede. Denn während in Hamburg ja bereits musiziert wird, bleibt Berlin noch am Boden.