Nicht nur für die Pflegekräfte der AWO Augsburg kommt die 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich. Warum Augsburg damit eine Vorreiterrolle in Bayern einnimmt und welche weiteren Berufsgruppen davon profitieren könnten.
Die AWO Augsburg und ver.di Bayern schließen einen Tarifvertrag mit starker Signalwirkung für die gesamte Pflegebranche und darüber hinaus. Denn nicht nur für die Pflegekräfte der AWO Augsburg kommt die 35 Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich, sondern auch für den sogenannten „S + E Bereich“, also für alle pädagogischen Kräfte in Kindertagesstätten, Heimen und Beratungsstellen.
Konkrete Verbesserungen vornehmen
Mit ihrem Tarifangebot zur Einführung der 35-Stunden-Woche ist die AWO Augsburg „First Mover“ in puncto Arbeitssituation in der Pflege. Mit dem Tarifabschluss wird die wöchentliche Arbeitszeit im Pflegebereich zum 01. September 2022 und zum 01. September 2023 jeweils um zwei Stunden bei vollem Lohnausgleich abgesenkt. „Wir waren uns mit der Gewerkschaft einig, nicht nur über oftmals belastende Arbeitssituationen zu sprechen, sondern auch konkrete Verbesserungen vorzunehmen. Auch dann, wenn diese mit einem gewissen wirtschaftlichen Risiko verbunden sind“, so Werner Weishaupt, Sprecher der Geschäftsführung von AWO.
35-Stunden-Woche auch für Erzieherinnen und Erzieher
Für die Pflegekräfte der AWO Augsburg ist im September 2023 die 35-Stunden-Woche Realität. Für die AWO Beschäftigten im S+E Bereich dauert es etwas länger. Ab dem 01. Januar 2023 beginnt die Arbeitszeitreduzierung für die dort tätigen pädagogischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ebenfalls in zwei Schritten. Bis Ende 2024 gilt dann etwa auch für alle Erzieher und Erzieherinnen in den Kindertagesstätten und alle pädagogischen Kräfte in den Heimen oder Beratungsstellen die 35-Stunden-Woche.
Attraktivität der Pflegeberufe steigern
„Für uns ist der Tarifabschluss ein organisatorischer und wirtschaftlicher Kraftakt. Wir sind aber davon überzeugt und machen es gerne, weil wir damit deutlich in die Attraktivität der Pflege- und Sozialberufe investieren. Den Fachkräftemangel im Sozial- und Gesundheitswesen werden wir nämlich nur durch attraktive und interessante Rahmenbedingungen abbauen können“, so Werner Weishaupt weiter.
Vorbildfunktion für andere Träger und Organisationen
Für ver.di Bayern ist der Tarifabschluss mit der AWO Augsburg ein starkes tarif- und sozialpolitisches Signal in die gesamte Branche wie auch in die Politik. „Es zeigt sich, welche positiven Effekte eine gesetzliche Tarifbindung, wie sie etwa im § 72 Abs. 3a bis 3f SGB XI vorgesehen ist, hat“, so Robert Hinke, Landesfachbereichsleiter bei ver.di Bayern. „Die AWO Augsburg ist mit ihren rund 1.000 Beschäftigten gegenüber großen AWO Bezirks- und Landesverbände wie auch anderen Wohlfahrtsverbänden wie Caritas und Diakonie noch ein relativ kleiner Träger. Wir sind daher überzeugt, dass dem guten Beispiel der Augsburger AWO über kurz oder lang auch andere Träger und Verbände folgen werden“, so Robert Hinke.
ver.di Bayern / RNRed