Die Auftragslage in Ostbayerns Handwerksbetrieben bleibt unverändert gut, jedoch haben sich die Zukunftserwartungen deutlich eingetrübt. Viele Betriebe leiden bereits unter den Preissteigerungen.
Das Geschäftsklima im ostbayerischen Handwerk ist im ersten Quartal des neuen Jahres 2022 nahezu unverändert im Vergleich zum Vorquartal geblieben. Hauptgrund dafür ist vor allem das gute Auftragspolster. Mit Blick auf Materialknappheit, steigende Rohstoff- und Energiepreise sowie den Fachkräfte- und Nachwuchsmangel sind die Zukunftserwartungen der Handwerksbetriebe jedoch deutlich eingetrübt.
Gute Konjunkturlage
Zu Jahresbeginn haben die Auftragseingänge laut Befragung wieder deutlich zugelegt. Rund 28 Prozent, und damit beträchtlich mehr Betriebe als im Vorquartal mit 19 Prozent, verbuchten demnach ein Auftragsplus. Nachfrageeinbußen erlitten zuletzt unter anderem das Gesundheitsgewerbe, das Lebensmittelgewerbe sowie die Handwerke für den privaten Bedarf. Der Auftragsvorlauf klettert im Gesamthandwerk auf einen neuen zwischenzeitlichen Höchstwert von rund 13 Wochen. Der durchschnittliche Vorjahreswert lag bei rund 11 Wochen. Im Bauhauptgewerbe beträgt die Auftragsreichweite aktuell rund 17 Wochen, im Ausbaugewerbe rund 15 Wochen. Gleichzeitig sind 90 Prozent der Betriebe weiterhin gut bis sehr gut ausgelastet. 45 Prozent der von der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz in ihrem aktuellen Konjunkturbericht befragten Betriebe berichten außerdem von einer guten, 38 Prozent von einer befriedigenden Geschäftslage.
Beginnender Auftragsrückgang
Rückläufig war trotz guter Auftragslage die Umsatzentwicklung im ersten Quartal: Rund jeder dritte Betrieb, und damit mehr als im Vorquartal, meldete zuletzt einen Rückgang. Dieser Trend betraf insbesondere das Lebensmittelgewerbe und das Kraftfahrzeuggewerbe. "Nahezu allen Gewerken bereiten die Preissteigerungen große Sorgen", sagt Jürgen Kilger, der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer. Neun von zehn Betrieben sind laut Bericht direkt betroffen. Rund zwei Drittel der Betriebe sehen sich gegenwärtig gezwungen, steigende Einkaufspreise an ihre Kunden mit höheren Verkaufspreisen weiterzugeben. Auf höhere Preise müssen sich vor allem Kunden im Baubereich sowie im Lebensmittelgewerbe einstellen. Deutlich zurückhaltender bei Preisanpassungen sind die zuletzt von der Pandemie gebeutelten Handwerke für den privaten Bedarf sowie das Gesundheitsgewerbe.
„Materialengpässe, explodierende Preise und Fachkräftemangel“
„Trotz schwieriger Rahmenbedingungen bleibt die wirtschaftliche Lage für einen großen Teil der Handwerker in Niederbayern und der Oberpfalz aktuell in einer guten bis befriedigenden Situation“, sagt Dr. Georg Haber, Präsident der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz. Die sehr gute Auftragslage zeige, wie wichtig die Branche für die Region ist. Teile des Handwerks blicken positiv in die Zukunft, doch Zuversicht ist nicht bei allen Betrieben gegeben, verhaltener zeigen sich vor allem Betriebe im Baubereich und in den Handwerken für den gewerblichen Bedarf. Jedoch: „Unsicherheiten sind in allen Branchen unverkennbar“, so Haber. „Materialengpässe, explodierende Preise und der Fachkräftemangel sind die größten Bremsklötze auf dem Weg raus aus der Pandemie.“ Das müsse sich schnellstmöglich ändern: Das Handwerk erwarte von der Politik rasch wirksame Maßnahmen zur längerfristigen Entlastung, so der Präsident.
obx News / RNRed