Fachkräfte aus dem Ausland könnten helfen, den Mangel an qualifizierten Arbeitskräften im Handwerk zu lindern. Ein neues Programm soll helfen, junge Flüchtlinge für das Handwerk zu begeistern.
„Das Handwerk steht allen offen“, sagte Ostbayerns Handwerkspräsident Georg Haber bereits vor drei Jahren. Die Kammer ist Sprachrohr für rund 38.000 Betriebe in Niederbayern und der Oberpfalz. Die Wichtigkeit der ausländischen Arbeitskräfte betonten Ostbayerns Handwerksunternehmer schon vor damals. Auch in anderen Bereichen, wie der Gastronomie, bleiben Stellen unbesetzt.
Lehrstellen bleiben unbesetzt – Integration schafft Abhilfe
Die Vollversammlung beschloss schon 2019 eine Resolution, die sich als klares Ja zur Zuwanderung von Fachkräften aus dem Ausland liest. „Ob als Kfz-Mechatroniker, Friseur oder Elektroniker – zahlreiche Lehrstellen sind heuer wieder unbesetzt geblieben, Fachkräfte fehlen. Das Handwerk, auch in Ostbayern, ist somit auf die Zuwanderung von Menschen mit Berufsqualifikation aus dem Ausland angewiesen, um die personelle Lücke zu schließen“, sagte Haber damals.
Gerade auch bei der Integration von Flüchtlingen im Arbeitsmarkt ging und geht die ostbayerische Kammer mit gutem Beispiel voran: So erhielt die Praxiswerkstatt der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz kürzlich den Integrationspreis der Regierung von Niederbayern. In dem Projekt erhielten junge Asylbewerber realitätsnahe Einblicke in Handwerksberufe. Das Ziel: die jungen Menschen so schnell wie möglich in Arbeit oder Ausbildung zu bringen.
Geflüchtete und Migranten für das Handwerk gewinnen
Dieses Engagement will die Handwerkskammer weiter ausbauen. In Kooperation mit der Regierung von Niederbayern veranstaltete die Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz jetzt im Bildungszentrum in Straubing eine Netzwerkveranstaltung für die Verantwortlichen der Berufsintegrationsklassen an den Beruflichen Schulen und deren Kooperationspartner. Die Veranstaltung fand im Rahmen des vom bayerischen Innenministerium geförderten Projektes „Ausbildungsakquisiteure für junge Flüchtlinge“ statt und informierte die Netzwerkpartner über ein neues Programm, mit dem junge Menschen mit Flucht- und Migrationshintergrund für das Handwerk gewonnen werden sollen.
Drei Module auf dem Weg zum Azubi
Um jungen Menschen mit Flucht- und Migrationshintergrund die Ausbildungsmöglichkeiten und Karrierechancen im Handwerk zu vermitteln, entwickelten die Ausbildungsakquisiteure ein spezielles Angebot mit drei Modulen für die Berufsintegrationsklassen. Im ersten Modul erhalten die Schüler eine Führung durch die Werkstätten der Bildungszentren und lernen somit verschiedene Berufsfelder kennen.
Darauf aufbauend folgt die Aufklärung über diverse Ausbildungsmöglichkeiten und Karrierechancen im Handwerk. Im dritten und letzten Modul werden die Schüler schließlich beim Anlegen eines Bewerberprofils in der Lehrstellenbörse der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz unterstützt. „Mit diesem abgerundeten Programm möchten wir junge Flüchtlinge fürs Handwerk begeistern und gleichzeitig Betriebe und Bewerber auf einfache Art und Weise zusammenführen“, sagt Christian Kaiser, stellvertretender Bereichsleiter der Berufsbildung.
Junge Flüchtlinge unterstützen
Da die Pandemie in den letzten zwei Jahren keine Präsenzveranstaltungen zwischen den Netzwerkpartnern zuließ, war das Bedürfnis nach einem vertieften Austausch nach Angaben der Handwerkskammer auf beiden Seiten groß. Vor allem die aktuelle Situation in den Berufsintegrationsklassen war im anschließenden Diskurs Thema. „Mit diesen vielen wichtigen Informationen können wir unser praxisorientiertes Angebot nach zwei Jahren erneut an die Bedürfnisse der Berufsintegrationsklassen anpassen“, sagte Stefanie Sommer, Ausbildungsakquisiteurin für junge Flüchtlinge bei der ostbayerischen Handwerkskammer. „Damit kommen wir unserem gemeinsamen Ziel, junge Flüchtlinge bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz zu unterstützen, wieder ein stückweit näher“, betonte Frank Schlegel, Mitorganisator von der Regierung von Niederbayern.
obx News / RNRed