Militärische Konflikte sind laut einer aktuellen Umfrage erstmals die größte Sorge der Deutschen. Die Angst vor dem Coronavirus nimmt dagegen auch global weiter ab. Inflation und der Klimawandel befinden sich ebenfalls unter den größten Sorgen der Befragten.
Die Sorge der Deutschen wegen militärischen Konflikten wächst. Angesichts des fortdauernden Angriffskrieges auf die Ukraine gaben zuletzt mehr als vier von zehn Bundesbürgern an, dass militärische Konflikte aus ihrer Sicht zu den drei größten Sorgenthemen in Deutschland gehören – sechs Prozentpunkte mehr als noch im Vormonat. Damit führen bewaffnete Auseinandersetzungen zwischen Staaten erstmals die Sorgenskala der Deutschen an, so das Ergebnis der Studie „What worries the world“, die vom Markt- und Meinungsforschungsinstitut Ipsos monatlich in 27 Ländern durchgeführt wird.
Die weiteren Platzierungen
Auf den Plätzen zwei bis fünf im Ranking der größten Sorgen in Deutschland folgen Inflation mit 36 Prozent, Armut und soziale Ungleichheit mit ebenfalls 36 Prozent, der Klimawandel mit 26 Prozent und das Coronavirus mit 23 Prozent. Global gesehen treibt die Menschen weiterhin das Thema Inflation am meisten um.
Kriegsangst bei Älteren deutlich größer als bei Jüngeren
Auffällig ist, dass die wahrgenommene Bedrohung durch einen kriegerischen Konflikt zwischen den verschiedenen Altersgruppen stark variiert. Während sich jeder dritte Deutsche unter 35 Jahren stark wegen militärischen Konflikten zwischen Nationen sorgt, zeigen sich Befragte im mittleren und gehobenen Alter im Schnitt deutlich besorgter. In der Altersgruppe zwischen 35 und 49 Jahren geben 43 Prozent an, dass sie dieses Thema momentan besonders umtreibt, bei den 50- bis 74-Jährigen äußert sogar fast die Hälfte diese Sorge.
Geographische Nähe zur Ukraine erhöht wahrgenommene Bedrohung
Deutschland ist nicht nur das Land, in dem die Sorge wegen militärischen Konflikten derzeit am größten ist, sondern auch das einzige Land, in dem dieses Thema die Sorgenskala der Menschen anführt. Im weltweiten Durchschnitt geben lediglich 14 Prozent der Befragten an, stark wegen bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen Staaten besorgt zu sein.
Neben Deutschland ist die Sorge wegen militärischen Konflikten auch noch in Polen, dem direkten Nachbarland der Ukraine, vergleichsweise groß. Hier sorgen sich rund 36 Prozent der Befragten vor einem Krieg. Mit Deutschland, Polen, Italien, Belgien, Schweden, der Niederlande, Großbritannien und Frankreich liegen zudem acht der Top10-Länder, in denen die Angst vor bewaffneten Auseinandersetzungen aktuell am größten ist, in Europa. Befragte in nicht-europäischen Ländern weisen, mit Ausnahme von Japan – 25 Prozent – und den USA – 16 Prozent – in diesem Bereich deutlich niedrigere Sorgenwerte auf.
Inflation weltweit größte Sorge, Corona-Angst sinkt weiter
Während die Angst vor Preissteigerungen in Deutschland zuletzt wieder leicht auf 36 Prozent gesunken ist, sind die Inflationssorgen global gesehen nun schon den zehnten Monat in Folge angestiegen. Weltweit gibt etwa ein Drittel der Befragten an, sich wegen steigender Preise zu sorgen. In Ländern mit hohen Inflationsraten wie Argentinien und der Türkei ist die Sorge mit 66 Prozent und 55 Prozent besonders groß.
COVID-19 besorgt die Menschen hingegen immer weniger. Im globalen Durchschnitt erreichte die Corona-Sorge der Menschen zuletzt sogar mit 16 Prozent den niedrigsten Wert seit Pandemiebeginn. Auch in Deutschland zeigt sich inzwischen nicht einmal mehr jeder Vierte wegen Corona besorgt – drei Prozentpunkte weniger als im Vormonat. Am größten ist die Angst vor dem Coronavirus aktuell mit 41 Prozent noch in Japan, in Schweden und Israel spielt die Sorge wegen COVID-19 dagegen mit rund fünf Prozent kaum noch eine Rolle.
Methode
Die Ergebnisse stammen aus der Ipsos Global Advisor-Studie „What Worries the World“. Bei der Online-Umfrage wurden zwischen dem 22. April und dem 06. Mai 2022 19.000 Personen aus 27 Ländern über das Ipsos Online Panel-System interviewt. In Israel, Kanada, Malaysia, Südafrika, der Türkei und den USA waren die Befragten zwischen 18 und 74 Jahren alt und in allen anderen Ländern zwischen 16 und 74 Jahren.
Auszug aus dem Fragebogen:
Welche der drei folgenden Themen machen Ihnen in Ihrem Land die größten Sorgen?
(Bitte nur bis zu drei Antworten)
- Arbeitslosigkeit
- Armut und soziale Ungleichheit
- Bildung
- Coronavirus/COVID-19
- Einwanderungskontrolle
- Erhaltung von Sozialprogrammen
- Finanzielle/politische Korruption und Skandale
- Gefährdung der Umwelt
- Gesundheitswesen
- Inflation
- Klimawandel
- Kriminalität und Gewalt
- Militärische Konflikte zwischen Nationen
- Moralischer Verfall
- Steuern
- Terrorismus
- Übergewicht bei Kindern
- Zugang zu Krediten
- Zunahme des Extremismus
Ipsos / RNRed