Die steigenden Energiekosten sind erst der Anfang. Experten erwarten vor allem im kommenden Winter eine Preisexplosion. Die beiden niederbayerischen Wirtschaftskammern fordern schnelle energiepolitische Weichenstellungen und eine Informations-Offensive zur Ausbildung im Kampf gegen den Fachkräftemangel.
Niederbayerns Wirtschaft treiben immer größere Sorgen um die Energieversorgung in den kommenden Monaten und die Bezahlbarkeit der Energie um. Das wurde bei einer gemeinsamen Präsidiumssitzung der Industrie- und Handelskammer Niederbayern und der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz in Passau deutlich.
Aktuelle Krisen – Riesige Unsicherheit
„Die Energiekrise mit explodierenden Preisen trifft die gesamte niederbayerische Wirtschaft mit voller Härte. Dazu kommt eine riesige Unsicherheit, weil aktuell nicht abschätzbar ist, wie sich die Krise weiterentwickelt“, sagte IHK-Präsident Thomas Leebmann. Er schlug Alarm: „Aktuell ist unser Land jedenfalls nicht für den Winter gerüstet, das muss man ganz klar sagen.“
Die Betriebe müssen sich nach Auffassung der beiden Wirtschaftskammern deshalb wohl oder übel auf eine Gasmangellage vorbereiten. IHK-Präsident Leebmann fordert deshalb „deutlich mehr Tempo von der Politik und ein Ende der ideologischen Grabenkämpfe“. Sonst drohe ein Horrorszenarium: kein Gas und damit stillstehende Betriebe im Winter.
Die Politik müsse jetzt alles daransetzen, die Energieversorgung zu stabilisieren und das Energieangebot zu erhöhen. Die beiden Kammern fordern „pragmatische Kompromisse, aber auch Notfallmaßnahmen sowie ein breit angelegtes Energiesparprogramm“.
Bayern könne ins Hintertreffen geraten
Niederbayerns Wirtschaft fürchtet: Bayern könne dabei ins Hintertreffen geraten, gerade auch mit Blick auf die Füllstände der Gasspeicher. Die Unternehmer-Vertreter fordern einen raschen Ausbau von Wind- und Solarenergie, die Stärkung der für Bayern wichtigen Wasserkraft sowie den Ausbau der Stromnetze als unabdingbare Grundvoraussetzung.
Die Verlängerung der Laufzeiten der noch aktiven Kernkraftwerke müsse jetzt auf den Tisch. „Wir haben keine Zeit mehr zu verlieren, sonst laufen wir sehenden Auges in eine beispiellose Energiekrise“, sagte Thomas Leebmann.
Personalmangel bleibt bestimmend
Ein weiteres großes Problem, das die Betriebe von Handwerkskammer und Industrie- und Handelskammer eint: der Personalmangel. Die Organisationen fürchten eine weitere Verschärfung der ohnehin angespannten Situation. Dabei sind bei den Unternehmen in erster Linie beruflich Qualifizierte gesucht, weniger dagegen Personen mit akademischem Hintergrund.
„Wir brauchen in unserem Land deshalb eine Stärkung der Beruflichen Bildung, ansonsten droht uns ein massiver Wohlstandsverlust“, sagte Dr. Georg Haber, Präsident der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz. Er fordert eine gesetzlich verankerte, verpflichtende Berufsorientierung an allen Schulen – inklusive der Gymnasien. „Die Jugendlichen müssen das Gesamtpaket der Berufswelt kennen“, so Dr. Haber.
Nur so könnten sie die richtige Berufs- oder Studienentscheidungen treffen. Man muss ihnen auch erklären, dass nach einer Ausbildung alle Wege in Sachen Weiterqualifizierung offenstehen und dass man hervorragende Verdienstmöglichkeiten hat, wenn man sich für den Beruflichen Bildungsweg entscheidet. Die Gleichstellung von beruflicher und akademischer Bildung sei dabei eine Selbstverständlichkeit, so die beiden Kammer-Präsidenten.
obx-news / RNRed