Kleine und mittelständische Betriebe fühlen sich schon jetzt von der Regierung im Stich gelassen. Ostbayerns Handwerkskammer fordert nun eine Energiepreisbremse und direkte Hilfen im Härtefall. Bei den aktuellen Prognosen könnte es laut Experten sonst zu einer Insolvenz-Welle kommen.
Das Handwerk schlägt angesichts der sich immer weiter zuspitzenden Energiekrise Alarm: „Tagtäglich erreichen uns Anrufe, verzweifelte Betriebsinhaber schildern ihre Situation als dramatisch“, sagt Georg Haber, der Präsident der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz. Diese ist Sprachrohr für rund 38.000 Betriebe mit mehr als 200.000 Beschäftigten. Der Kammerpräsident appelliert an die Politik: „Vergesst unsere regionalen Handwerksbetriebe nicht!“
„Doch das reicht bei Weitem nicht aus“
Die Handwerksbetriebe fühlen sich von der Politik im Stich gelassen: „Wir warnen und mahnen, doch wie wenig die Not unserer Betriebe die Regierung kümmert, zeigt sich aktuell deutlicher denn je: In keinem der inzwischen drei Entlastungspakete kommt auch nur das Wort ‚Handwerk‘ vor“, sagt Haber. Zwar würden im dritten Entlastungspaket nun zumindest einmal „kleine und mittelständische Unternehmen“ erwähnt, für die nun wie bei privaten Haushalten die „Strompreisbremse mit Entlastungswirkung“ greift. „Doch das reicht bei Weitem nicht aus“, so der ostbayerische Handwerkspräsident.
Für die aktuelle Situation fordern die Betriebe eine Energiepreisbremse auf Ebene des Großhandels und direkte Hilfen im Härtefall. Diese Maßnahmen sollten nach Worten Habers ohne Umwege bei den Unternehmen ankommen. „Außerdem muss bei einer möglichen Rationierung der Energieversorgung dem Handwerk - als enorm wichtiges Mitglied der Wertschöpfungskette - ausreichend Rechnung getragen werden“, mahnt der Chef der ostbayerischen Handwerkskammer.
„Schlag ins Gesicht“ der kleineren Betriebe
Langfristig appellieren die Handwerksunternehmen an die Politik, die Energiepolitik grundsätzlich zu überdenken, die Abhängigkeit von anderen Staaten konsequent zu reduzieren, sowie die Liefer- und Wertschöpfungsketten zu diversifizieren und damit flexibler zu machen. Die Kammer fordert zudem schnellere und einfachere Planungs- und Genehmigungsverfahren für neue Solar-Anlagen. „Des Weiteren müssen regulatorische Rahmenbedingungen, beispielsweise mit Blick auf Fotovoltaik und Wärmepumpen, überprüft und angepasst werden“, so Haber.
Den Handwerkspräsidenten treibt eine große Angst um: „Sollten diese Maßnahmen nicht schnellstmöglich beschlossen und umgesetzt werden, hat das, was da auf uns zurollt, das Potenzial diese Gesellschaft noch weiter zu spalten“, sagt Georg Haber. Abgesehen davon sei die Tatsache, dass die Politik das Handwerk bei ihren Entlastungen nicht genügend berücksichtigt, „jetzt schon ein Schlag ins Gesicht all derjenigen, die mit viel Herzblut maßgeblich zum Wohlstand der Region mit beigetragen haben.“
obx-news / RNRed