Deutschlands Reha- und Vorsorgekliniken sind aktuell in höchster Not – viele von ihnen fürchten das wirtschaftliche Aus. Bayerns Gesundheitsminister Holetschek und die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft richten deshalb gemeinsam einen dramatischen Appell an die Bundesregierung.
Deutschlands Reha- und Vorsorgekliniken fühlen sich von der Bundespolitik im Stich gelassen. Vertreter der Branche schlagen seit Monaten Alarm: Vielen der Einrichtungen, die Patienten nach einer Operation wieder fit für den Beruf und den Alltag machen, droht das wirtschaftliche Aus, wenn in Berlin nicht umgedacht wird. Jetzt hat auch Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek die Bundesregierung aufgefordert, die durch Pandemie, hohe Energiepreise und Inflation wirtschaftlich massiv belasteten Reha-Einrichtungen stärker zu unterstützen. Der Minister betonte bei einem Reha-Gipfel der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft in München: „Vorsorge- und Reha-Einrichtungen stehen weiterhin unter massivem wirtschaftlichem Druck.“ Dort sei jetzt der Bund am Zug.
Leiden noch unter Folgen der Pandemie
Es ist die Summe der Herausforderungen, die viele der rund 1.100 deutschen Reha- und Vorsorgeeinrichtungen aktuell zunehmend in eine dramatische Situation bringt: In der Pandemie mussten sie teils schließen und verzeichnen noch heute Minderbelegungen. Zudem haben sie Mehrkosten durch strikte Hygienemaßnahmen.
„Die Gesundheit von Millionen Menschen ist in Gefahr“
Gleichzeitig leiden sie an den massiv gestiegenen Energie- und Sachkosten. „Die Gesundheit von Millionen Menschen ist in Gefahr, wenn Reha- und Vorsorgeleistungen nicht mehr im jetzigen Umfang angeboten werden können“, hatte beispielsweise Markus Zwick, der Vorstandsvorsitzende der Johannesbad Gruppe, bereits im Sommer gewarnt. Das aus Bayern stammende Unternehmen betreibt bundesweit dreizehn Reha-Einrichtungen an elf Standorten.
Bisherige Reaktion aus Berlin hilft Reha-Kliniken nicht weiter
Die jetzt entstandene gemeinsame Erklärung des Bayerischen Gesundheitsministers und der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft forderte zum einen Anschlussregelungen für ausgelaufene Coronahilfen: „Die Schutzschirme sowie Hygienezuschläge müssen wieder eingeführt werden“, so Holetschek. Berlin müsse einen gesetzlich geregelten Inflationsausgleich schaffen, der vor allem die massiv gestiegenen Energiekosten kompensiert. Zusätzlich müssten Personalmangel und Personalkostensteigerungen kompensiert werden. Die bisherige Reaktion aus Berlin hilft den Einrichtungen in ihrer teils dramatischen Situation nicht weiter. Bayern habe im bundesweiten Vergleich die meisten Vorsorge- und Reha-Einrichtungen. „Wir spüren die Dramatik der Lage deutlich“, unterstrich Holetschek.
Bei Hilfen für Kliniken dürfen Reha-Kliniken nicht vergessen werden
Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der bayerischen Wirtschaft, forderte: „Dringend ist es, dass die von Bundesgesundheitsminister Lauterbach in Aussicht gestellten Hilfen zum Inflationsausgleich für die Kliniken auch den Reha-Bereich umfassen“, sagte er. Die Reha-Kliniken müssten auch Zugang zu den Energiekostenhilfen erhalten. Darüber hinaus dürfe die Reha bei den Anstrengungen zur Fachkräftesicherung im Gesundheitswesen nicht vergessen werden. Brossardt betonte: „Die Reha-Kliniken dürfen jetzt nicht selbst zu Patienten werden.“
Deutschland brauche Reha-Kliniken mehr denn je
Eine „zukunfts- und leistungsfähige Reha“ ist nach den Worten des Bayerischen Gesundheitsministers „eine der Lehren aus der Pandemie“. Angesichts einer alternden Bevölkerung und neuen Herausforderungen wie der Versorgung von Post-Covid-Patienten brauche Deutschland sie sogar mehr denn je.
Obx-news / RNRed