Die Initiative „mindzone“ macht seit 2015 in der Oberpfalz und in Niederbayern Drogenprävention und Gesundheitsfürsorge im Partysetting. Gerade neuartige und weitgehend unbekannte Drogen scheinen zuerst oft harmlos zu sein, daher spiele die Aufklärung eine besondere Rolle.
Deshalb klärt das Projekt mindzone, angesiedelt bei der Caritas Fachambulanz für Suchtprobleme, seit 2015 über neue Drogen und ihre Folgen auf. Finanziert wird mindzone durch das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege. Am Mittwoch, dem 5. Oktober, feierte mindzone Regensburg das Jubiläum, das pandemiebedingt im März 2020 abgesagt werden musste, nach. Nun hieß es: „5 + 2 Jahre sauberdrauf Regensburg“.
Neue Drogen „unberechenbar in ihrer Wirkung“
Die neuen Drogen kommen oft harmlos daher, beispielsweise in bunten Tütchen. Sie werden als Kräutermischungen oder Badesalze deklariert. „Es geht um synthetisches Gift, um die sogenannten neuen psychoaktiven Stoffe“, sagte Diözesan-Caritasdirektor Michael Weißmann. „Sie sind leicht zu beziehen, aber unberechenbar in ihrer Wirkung.“
mindzone als Regensburger Leuchtturmprojekt
Die Veranstaltung fand im Club Schimmerlos mit geladenen Gästen statt. Ehrengäste waren unter anderem Professor Hermann Fromme vom Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege, sowie Esther Neumeier, Leiterin der Deutschen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (DBDD). „Es gibt in Deutschland viele größere Städte als Regensburg, die sowas wie hier nicht haben!“, sagte Neumeier. mindzone in Regensburg ist ein Leuchtturmprojekt.
Wie arbeitet mindzone?
Mit Infoständen in Clubs oder bei Festivals tauchen sie in die Szene ein. 66 Vor-Ort-Einsätze gab es in den vergangenen sieben Jahren. „mindzone sucht das Gespräch, taucht ein in die Szene, informiert – über Herkunft, Inhalt und Wirkung neuer Drogen, die so harmlos daherkommen und dabei unfassbar fatale Folgen haben können“, sagte Weißmann.
Aufklärung im Kampf gegen „legal highs“
Laut der europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht sind in Europa mehr als 700 verschiedene „legal highs“ beziehungsweise „neue psychoaktive Stoffe“ (NPS) bekannt. „Legal highs“ heißt übersetzt „legaler Rausch“. Es handelt sich dabei um künstlich hergestellte Versionen von illegalen Drogen, die chemisch leicht verändert wurden und immer wieder verändert werden. Der Markt ist dynamisch.
„Was die Konsumenten glauben, was sie nehmen, hat oft nichts damit zu tun, was sie tatsächlich konsumieren“, sagte Esther Neumeier, Leiterin der der Deutschen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht. Auch darüber klärt mindzone auf und schafft Bewusstsein für die Unberechenbarkeit neuer Drogen. Neumeier: „Die Peer-Prävention ist das Beste, was man machen kann.“ Das Gespräch auf Augenhöhe sei entscheidend.
Dank für Präventions- und Sensibilisierungsarbeit
Auch Professor Hermann Fromme vom bayerischen Gesundheitsministerium hob die Bedeutung von mindzone im Bereich der Drogenprävention hervor. „Es ist wichtig, dass wir für die Risiken sensibilisieren und die Konsumenten mehr und richtige Informationen über neue Drogen erhalten“, sagte Fromme. Das Engagement der 21 Peers von mindzone Regensburg würdigte er im Namen des Staatsministeriums mit einer Ehrung und der Verleihung von Dankesurkunden.
Wer steckt hinter mindzone?
Die Projektverantwortliche ist Celine Schulz-Fähnrich, Sozialpädagogin und Suchttherapeutin bei der Caritas Fachambulanz für Suchtprobleme in Regensburg. „mindzone erreicht junge Menschen, die entweder noch keine Konsumerfahrung haben, gelegentlich konsumieren oder mit dem Gedanken spielen, Substanzen auszuprobieren“, sagte Schulz-Fähnrich. Unterstützt wird sie hauptamtlich vom Sozialpädagogen Markus Kerrinnes sowie von 21 Ehrenamtlichen − den sogenannten Peers.
Die Peers bilden den Kern des Projekts. Das sind junge Leute zwischen etwa 20 und 30 Jahren und mit unterschiedlichem beruflichem Hintergrund. „Wir sind ein multiprofessionelles Team. Der Peer-Ansatz und die Zieloffenheit ermöglichen einen Austausch auf Augenhöhe, ist authentisch und ohne erhobenen Zeigefinger“, sagte Schulz-Fähnrich. Die Peers werden in regelmäßigen Abständen fachlich geschult, erhalten Basiswissen zum Thema Substanzmittelkonsum, Infos zu aktuellen Konsumtrends aber auch zu Gesprächsführung.
Caritasverband für die Diözese Regensburg e.V./RNRed