Bundestagsabgeordnete Dr. Carolin Wagner holte Vertreter der Kommunen und Energie-Experten an einen Tisch, um mit ihnen über das Thema Erneuerbare Energien zu sprechen. Welche Hürden es gibt und wie man den dringend notwendigen Ausbau beschleunigen könnte, konnten diese dann auch mit Wagners Bundestagskollegen Markus Hümpfer besprechen.
Die dezentrale Versorgung vor Ort spielt eine ganz bedeutende Rolle in der dringend gebotenen Energiewende. Dieser Überzeugung ist die Bundestagsabgeordnete Dr. Carolin Wagner, die dazu Bürgermeister, Klimamanager und weitere Gemeindevertreter gemeinsam mit Projektpartnern in Regensburg an einen Tisch holte. Gut ein Duzend Kommunalvertreter diskutierten mit den Referenten von Bayernwerk, BERR und der Windpower GmbH beim „Energiewendefrühstück“ am Mittwoch, den 05. Oktober, im „Leeren Beutel“ in Regensburg, an welchen Stellschrauben gedreht werden muss, um den Ausbau Erneuerbarer Energien im Landkreis Regensburg zu beschleunigen. Für Einblicke in die zahlreichen Gesetzgebungsverfahren auf Bundesebene zum Thema Energiewende hatte Dr. Carolin Wagner ihren Bundestagskollegen Markus Hümpfer aus dem Landkreis Schweinfurt, Mitglied im Ausschuss Klimaschutz und Energie, zugeladen.
Kommunen sollen mutig vorangehen
„Aufgrund der aktuellen Situation sind wir gezwungen, alles zu nutzen, was zur Verfügung steht“,
erklärte der SPD-Energieexperte Markus Hümpfer. Dazu gehören für ihn die zahlreichen Gesetzesnovellierungen der Ampel-Regierung zum Ausbau von Wind an Land und auf See, Solar auf dem Dach und auf Freiflächen, Biomasse, Wasserkraft und Geothermie sowie – zeitlich begrenzt – der Streckbetrieb der verbleibenden Kernkraftwerke Isar 2 und Neckarwestheim 2.
„Auf einem guten Weg, die Krise zu meistern“
Mit dem Gaspreisdeckel mit einem Volumen von 200 Milliarden Euro und relativ gut gefüllten Speichern „sind wir aktuell auf einem guten Weg, die Krise zu meistern und gut durch den Winter zu kommen“, so Hümpfer. Er appellierte jedoch, weiter den Energieverbrauch zu reduzieren und riet den Kommunen, Flächen für Windkraft auszuweisen, den Ausbau von Fotovoltaik-Anlagen voranzutreiben – vor allem auf gemeindeeigenen Immobilien – und mutig voranzugehen bei Nahwärmeprojekten. Er bestärkte sie außerdem darin, auch mal neue Wege zu gehen.
Wie kommt die EEG-Anlage ans Netz?
„Wir werden überrannt von Einspeiseanfragen“, brachte Dr. André Zorger das Dilemma der Bayernwerk Netz GmbH auf den Punkt. „Was wir in rund 20 Jahren EEG an erneuerbarer Leistung im Landkreis Regensburg ans Netz gebracht haben, haben wir aktuell an Einspeisezusagen erteilt“, so der Leiter Kommunalmanagement Ostbayern. Das sind seinen Worten zufolge 213 Megawatt Einspeisezusagen für EE Anlagen im Landkreis Regensburg und zusätzlich rund 685 Megawatt Einspeisezusagen im Umland, die auf die Netze im Landkreis Regensburg wirken. Gleichzeitig ist die Netzsituation im Mittel und Hochspannungsnetz angespannt. In der Region sind laut Dr. Zorger Netzausbaumaßnahmen für rund 30 Millionen Euro vorgesehen beziehungsweise in Planung (Planungshorizont bis 2027). Das Bayernwerk muss nach den gesetzlichen Vorgaben den Verknüpfungspunkt nach der gesamtwirtschaftlichen Betrachtung ermitteln. Dies kann abhängig von der jeweiligen Netzsituation und -kapazität auch zu weit entfernteren Verknüpfungspunkten führen. Der Netzbetreiber befinde sich nun in der undankbaren Rolle des Flaschenhalses, denn jede Anfrage muss auf Umsetzbarkeit geprüft werden und bindet Kapazitäten. Dr. André Zorger appellierte an die Kommunen, frühzeitig in Abstimmung zu gehen, ob ihre geplanten Projekte realistisch sind.
Tauschbörse für Netzanschluss-Anfragen?
Eine Tauschbörse für Netzanschluss-Anfragen wäre gesamtwirtschaftlich ein Gewinn, so der Vorschlag von Johannes Ehbauer, Kaufmännischer Leiter der Windpower GmbH, die auch mit der OTH in Regensburg eng zusammenarbeitet. So könnten Investoren den ihnen zugewiesenen Einspeisepunkt gegen einen nähergelegenen tauschen. Ehbauer plädierte dafür, Windkraft- und Solaranlagen zu kombinieren, das ergänze sich hervorragend. Er betonte in diesem Zusammenhang auch, dass Windkraft besonders die Wintermonate gut abdecken könnte, da rund zwei Drittel der Windstromproduktion im Winter sattfinde. Er bezeichnete außerdem das Argument, dass sich Windkraft in Bayern nicht wirklich lohnt, als überholt: „Wir sehen Wind als wichtiges Glied in der Energiewende in Bayern und Bürgerenergie ist der Schlüssel, um die Akzeptanz zu bekommen und die Bürgerinnen und Bürger mitzunehmen.“
Verteilernetze ausbauen
Deutliche Worte richtete Joachim Scherrer, Vorstandsvorsitzender der Bürger Energie Region Regensburg eG (kurz: BERR eG) an das Bayernwerk: „Wir würden gerne mehr Solarparks bauen, aber das Bayernwerk lässt uns nicht. Es ist notwendig, die Verteilernetze auszubauen, sonst kommen wir nicht voran mit der Energiewende!“ Scherrer warb bei den teilnehmenden Bürgermeistern dafür, bei Projekten die BERR mit ins Boot zu holen – sie übernehme von der Planung und Projektierung bis zur Bauaufsicht alles und könne der Kommune viel abnehmen.
Lange Genehmigungsverfahren von Solar- und Windkraftanlagen kritisiert
In der anschließenden Diskussionsrunde wurden „Fallstricke im Erneuerbare-Energien-Gesetz“ bemängelt, etwa die langen Genehmigungsverfahren von Solar- und Windkraft-Anlagen beziehungsweise Umspannwerken von vier bis acht Jahren und die Art der Regulierung des Strommarktes mit fehlenden Speicher- und Rückeinspeisemöglichkeiten. Der Energie-Experte Markus Hümpfer erklärte, der Ausschuss diskutiere bereits die Frage, „wie man den Strommarkt in der Zukunft designt, aber wir können uns da keinen Schnellschuss leisten, weil da zu viel mit dran hängt“.
„Es könnte mehr gehen und es müsste mehr gehen. Wir müssen da Synergien nutzen und alle mit anschieben, damit der Gordische Knoten platzt“, so das Fazit von Dr. Carolin Wagner. Die
Abgeordnete hat seit ihrer Wahl vor einem Jahr bereits einige Veranstaltungen zur Energiewende, zum Ukraine-Krieg und anderen Themen organisiert und will auch weiterhin Experten-Runden
anbieten, um Kommunen und Bürgerinnen und Bürger mit Informationen zu versorgen und Stimmen vor Ort abzuholen.
Dr. Carolin Wagner / RNRed