Die Bundesregierung hat sich im Koalitionsvertrag vorgenommen, den Zuzug von Fachkräften aus Drittstaaten nach Deutschland zu vereinfachen. Die deutsche Bevölkerung steht einer Lockerung des Einwanderungsrechts jedoch zurückhaltend gegenüber, wie eine aktuelle Umfrage eines großen Markt- und Meinungsforschungsinstituts zeigt.
Weniger als ein Drittel der Befragten (30%) spricht sich für eine Lockerung des Einwanderungsgesetzes aus. Das geht aus einer aktuellen Umfrage des Markt- und Meinungsforschungsinstituts Ipsos hervor. Trotz grassierendem Fachkräftemangel, der viele Teile der deutschen Wirtschaft bedroht, sind damit fast ein Drittel der Befragten klar gegen eine vereinfachte Integration ausländischer Arbeiter. Die weiteren Ergebnisse in der Übersicht.
Minderheit fordert zusätzliche Lockerungen
Laut eines ersten Gesetzentwurfs soll der Zuzug von Fachkräften zukünftig auch dann möglich sein, wenn noch kein Arbeitsvertrag in Deutschland vorliegt oder der Berufsabschluss noch nicht von deutschen Behörden anerkannt wurde. Lediglich jeder fünfte Bundesbürger (20%) befürwortet eine erleichtere Einwanderung von Fachkräften, eine zusätzliche Lockerung auch für Nicht-Fachkräfte unterstützt sogar nur jeder Zehnte (10%). Demgegenüber steht eine deutliche Mehrheit der Deutschen (70%), die eine vereinfachte Zuwanderung aus Drittstaaten kritisch sieht. 37 Prozent der Befragten möchten den Status Quo im Einwanderungsrecht beibehalten, ein weiteres Drittel (33%) spricht sich sogar für eine Verschärfung aus.
Selbst Anhänger der Ampelkoalition mehrheitlich gegen Lockerung
Die mit Abstand größte Zustimmung für eine erleichterte Einwanderung von Fachkräften findet sich unter den Anhängern der Grünen (37%), gefolgt von Unterstützern der SPD (24%) und FDP (20%). Weitere 15 Prozent der Grünen-Sympathisanten sprechen sich zudem für eine generelle Vereinfachung des Zuzugs nach Deutschland auch für Nicht-Fachkräfte aus, bei den Unterstützern der SPD (13%) und FDP (10%) kommt das für knapp jeden Zehnten in Frage. Damit findet das Vorhaben einer Lockerung der Einwanderungsregeln unter allen Parteien lediglich bei der Anhängerschaft der Grünen eine relative Mehrheit (52%), während große Teile der SPD-Wählerschaft (33%) und FDP-Anhänger (46%) die Beibehaltung des Status Quo beim Fachkräfteeinwanderungsgesetz präferieren (Grüne 35%). Bei SPD- (30%) und FDP-Wählern (24%) gibt es außerdem einen relevanten Anteil, der eine Einschränkung der Einwanderung aus Drittstaaten befürwortet, bei den Grünen fordern dies nur 13 Prozent.
Vier von fünf Unions-Anhängern gegen erleichtere Zuwanderung
Noch deutlich migrationskritischer zeigen sich die Sympathisanten der Union. Knapp die Hälfte (47%) ist dafür, den Status Quo bei der Einwanderungspolitik für Fachkräfte beizubehalten. Ein weiteres Drittel (33%) spricht sich sogar für eine stärkere Einschränkung der Zuwanderung aus. Lediglich 15 Prozent der Unions-Anhänger begrüßen den Plan der Bundesregierung, den Zuzug von Fachkräften zu erleichtern. Dass die Einreise von Nicht-Fachkräften vereinfacht werden sollte, halten sogar nur 5 Prozent der Christdemokraten für richtig.
Unterstützer der Linken gespalten, AfD-Anhänger klar gegen Migration
Unter der Anhängerschaft der Linkspartei ergibt sich ein äußerst polarisiertes Bild. Nur 17 Prozent der Linken-Wähler unterstützen die Regierungspläne für eine Reform des Einwanderungsrechts für Fachkräfte. Jeder Fünfte (21%) fordert wiederum zusätzliche Einschränkungen bei den Einwanderungsregeln für Nicht-EU-Bürger (21%), die über den Status Quo hinausgehen. Gleichzeitig gibt es bei keiner anderen Partei einen höheren Anteil an Befragten, die für eine erleichterte Zuwanderung auch für Nicht-Fachkräfte votieren (31%).
AfD mit erwartbarem Ergebnis
Die geringste Polarisierung findet sich bei der Anhängerschaft der AfD. Neun von zehn AfD-Wählern (91%) möchten entweder die Einwanderung aus Nicht-EU-Staaten generell einschränken (69%) oder zumindest keine zusätzlichen Erleichterungen beim Zuzug von Fachkräften (22%). Lediglich 8 Prozent befürworten die von der Regierung geplante Reform des Einwanderungsrechts.
Methode der Umfrage
Quotierte Online-Befragung von 1.000 Wahlberechtigten im Alter zwischen 18 und 75 Jahren in Deutschland, repräsentativ gewichtet nach Alter, Geschlecht, Bildung, Region und Wahlverhalten bei der letzten Bundestagswahl. Die Befragung wurde zwischen dem 07. und 09. Oktober 2022 durchgeführt.
Ipsos / RNRed