Die deutsche Hopfenernte 2022 ist sehr schlecht ausgefallen, meldet der Verband der deutschen Hopfenpflanzer. Obwohl das Jahr nicht schlecht begonnen habe, hätten diverse Probleme den Ertrag der Hopfenpflanzer gesenkt, so Adolf Schapfl, der Präsident des Verbandes.
Am heutigen Montag, dem 28. November, gab der Präsident des Verbands Deutscher Hopfenpflanzer Adolf Schapfl auf einer Pressekonferenz bekannt, dass die Hopfenernte dieses Jahr besonders schlecht ausgefallen ist. Mit Abschluss der Hopfenzertifizierung am 15. November stehen nun die offiziellen Zahlen fest: Im Bundesgebiet konnten nur 34.406 to Hopfen geerntet werden, ein Minus von 28 % im Vergleich zum Vorjahr.
Guter Start – viele Schwierigkeiten
Dabei habe das Jahr 2022 gar nicht schlecht begonnen, so Schapfl. „Nach zwei Jahren mit zum Teil erheblichen Beschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie schienen die meisten Probleme daraus für den Hopfen- und Biermarkt überwindbar und zum Teil gelöst: Die dringend benötigten Saisonarbeiter konnten im Frühjahr wieder ohne größere Beeinträchtigungen auf unsere Höfe kommen und der Bierabsatz und damit der Hopfenbedarf gingen bereits wieder nach oben“, schildert der Präsident die Lage zu Beginn des Jahres. Mit Beginn des Ukraine-Krieges und mit der trockenen und heißen Witterung im Sommer sollten aber Belastungen auf die Hopfenpflanzer zukommen, die weit über die der zurückliegenden Jahre hinausgehen.
Schlechte Ernte führt zu wirtschaftlichen Notlagen
Die sommerliche Witterung führte zu geringen Hopfenerträgen. Hinter den Angaben in Tonnen und in Prozent stecken fehlende Einnahmen für die Hopfenpflanzer: „Es fehlt ein beträchtlicher Teil der erwarteten und oftmals fest eingeplanten Einnahmen auf den Hopfenbetrieben. Deutschlandweit fehlen etwa 88 Millionen Euro bei den Hopfenpflanzern. Das stellt viele bereits vor große wirtschaftliche Probleme und bedeutet eine Belastung selbst für den Start ins nächste Hopfenjahr 2023“, so der Ausblick in die Zukunft des Hopfenmarkts.
Ukraine-Krieg mit Auswirkungen auf Hopfenerzeugung
Die schlechten Verkaufserlöse waren aber nur der traurige Abschluss des Hopfenjahres 2022. In Folge des Ukraine-Krieges waren die Kosten für wichtige Produktionsmittel für die Hopfenerzeugung enorm gestiegen. „Die Hopfenpflanzer mussten das ganze Jahr über bereits erhebliche Mehrausgaben schultern, weil die Preise für Kraftstoffe, Aufleitdraht, Dünger, Heizöl und andere Produktionsmittel in nie dagewesene Höhen kletterten. Letztendlich waren die variablen Kosten für die Hopfenproduktion in 2022 um ca. 2.300 Euro je Hektar höher als im Vorjahr“, erläutert Schapfl die Ausgaben der Hopfenpflanzer. Diese hätten insgesamt Mehrausgaben von etwa 46 Millionen Euro gehabt, die nicht vorhersehbar gewesen seien und jetzt die Wirtschaftlichkeit der Hopfenerzeugung belasten würden.
Was sind die Lehren aus 2022?
„Zum einen hat uns alle das Jahr 2022 eindringlich gezeigt, dass der Klimawandel auch im deutschen Hopfen massive Auswirkungen hat. Die notwendigen Maßnahmen sind sicherlich vielfältig und deren Umsetzung wird nicht in kurzer Zeit möglich sein. Die zwei wesentlichen Schritte für die Zukunft sind aber bereits klar erkennbar: Es müssen neue Hopfensorten mit einer höheren Klimatoleranz gezüchtet werden“, fordert der Präsident mit Blick auf die wachsende Herausforderung durch die Klimakrise. In diesem Bereich sind sei man in Deutschland mit dem Hüller Zuchtprogramm bereits seit mehreren Jahren auf einem guten Weg. „Die neuen Hopfensorten aus Hüll kommen besser mit trockenen und heißen Sommermonaten zu Recht als frühere Sorten. Jetzt muss aber die Brauwirtschaft diese Sorten noch stärker in ihre Bierrezepte einbauen, damit der Umbau der deutschen Hopfenflächen gelingen kann“, erklärt Schapfl.
Auch bei Neuzüchtungen erhebliche Ertragsrückgänge
Der zweite notwendige Schritt sei der Ausbau der Bewässerung, denn auch bei den Neuzüchtungen seien die Ertragsrückgänge in schlechten Jahren immer noch erheblich, wenn auch nicht so katastrophal wie bei manchen älteren Sorten. „Selbst in wichtigen anderen Hopfenbauländern werden die dort gezüchteten und an das dortige Klima angepassten Sorten fast alle bewässert. Für den Ausbau der Bewässerung in deutschen Hopfengärten brauchen wir die Unterstützung von Politik und Behörden, weil bislang die wasserrechtlichen Genehmigungen eine oftmals sehr große Hürde sind“, so Schapfl.
Forderungen an die Politik
Der andere große Problembereich sei der enorme Kostenanstieg. Hier könnten die Hopfenpflanzer nach und nach versuchen die Energiekosten dadurch zu senken, dass etwa Heizöl ersetzt wird. Der Gestaltungsraum für die Hopfenpflanzer ist hier aber begrenzt. „Letztendlich ist es die Aufgabe der Politik die Rahmenbedingungen – auch für die Hopfenproduktion – vernünftig zu gestalten. Und dazu gehören neben Maßnahmen gegen enorme Kostensteigerungen vor allem auch faire und realistische Rahmenbedingungen beim Pflanzenschutz“, fordert der Präsident der Deutschen Hopfenpflanzer.
Schwierigkeiten weltweit zu erkennen
Der deutsche Hopfenbau steht im Wettbewerb zu anderen Hopfenbauländer innerhalb Europas und weltweit. Trotzdem gebe es eine intensive und gute Zusammenarbeit auf internationaler Ebene, so Schapfl. Viele Herausforderungen würden alle oder fast alle Hopfenpflanzer auf der ganzen Welt treffen. „Die Ernten in 2022 waren auch bei den meisten europäischen Kollegen schlecht und Kostensteigerungen gab es in diesem Jahr in nahezu allen Bereichen weltweit, selbst wenn die deutschen Hopfenpflanzer vermutlich mehr unter den genannten Entwicklungen zu leiden haben als manch andere“, spekuliert Adolf Schapfl.
Der Präsident des Verbands Deutscher Hopfenpflanzer folgert daher: „Für einige deutsche Hopfenpflanzer stellt sich mittlerweile grundsätzlich die Frage, ob für Sie die Hopfenproduktion überhaupt noch eine Zukunft hat. Die Politik muss bei ihren Entscheidungen diese Zusammenhänge im Blick haben, um den Hopfenbau in Deutschland für die Zukunft zu stärken und nicht zu schwächen!“
Verband Deutscher Hopfenpflanzer e.V./RNRed