Die Stadt Hemau hat sich dafür entschieden, an einem bundesweiten Forschungs- und Entwicklungsprojekt teilzunehmen. Dadurch soll die digitale Teilhabe Gehörloser erleichtert werden, indem Onlineinhalte zugänglicher gemacht werden und in Gebärdensprache zur Verfügung stehen.
Zusammen mit 40 weiteren Kommunen aus ganz Deutschland nimmt die Stadt Hemau seit Kurzem an einem zweijährigen Forschungs- und Entwicklungsprojekt zum Thema digitale Barrierefreiheit teil. Um eine umfassende digitale Teilhabe für gehörlose Menschen zu ermöglichen, werden 2023 Inhalte der städtischen Website auch in Gebärdensprache zur Verfügung stehen.
Mitarbeit der Gehörlosen-Community
An der Seite von 40 weiteren deutschen Kommunen – Städte, Kreise, Gemeinden und Bezirke – arbeitet die Stadt Hemau an der Entwicklung der ersten Lösung für eine barrierefreie Ausgestaltung von Internetseiten für gehörlöse Menschen mit. Es werden Videos mit einem fotorealistischen Gebärdensprach-Avatar produziert, der wichtige Inhalte der kommunalen Website in Gebärdensprache übersetzt.
Das Beteiligungsprojekt setzt auf Forschungsergebnisse aus dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Verbundprojekt AVASAG (Avatar-basierter Sprachassistent zur automatisierten Gebärdenübersetzung). Kommunen sollen von den aktuellen Erkenntnissen und dem neuesten Wissensstand profitieren. Auch ausgewiesene Gebärdensprach-Expertinnen und -Experten aus der Gehörlosen-Community sind in das Projekt involviert.
Baukastensystem für Individualität
Im Verlauf verschiedener Projektphasen soll eine Art Baukasten entstehen, mit dem die Kommunen individuell für ihre digitalen Plattformen Informationen für gehörlose Menschen automatisierbar und barrierefrei übersetzbar machen.
„Auch gehörlose Mitbürgerinnen und Mitbürger sollen Zugang zu unseren Online-Services bekommen. Wir beteiligen uns gerne an diesem Pilotprojekt und nutzen die Chance, selbst gestaltend auf den Entwicklungsprozess dieses Avatars Einfluss nehmen zu können“, so Hemaus Erster Bürgermeister Herbert Tischhöfer.
Hintergrund der Anpassung
Laut Deutschem Gehörlosen-Bund (DGB) e. V. sind 70 Prozent der gehörlosen Menschen in Deutschland auf Gebärdensprach-Dolmetschende angewiesen. Die deutsche Textsprache ist nämlich wie eine Fremdsprache für die Mehrheit der Gehörlosen. Eine echte digitale Teilhabe ist also unter aktuellen Rahmenbedingungen nicht möglich. Nun sollen Services der Kommunen mithilfe eines Gebärdensprach-Avatars erstmalig automatisiert übersetzbar werden. Die Kölner Charamel GmbH hat hierzu das Beteiligungsprojekt „Kommunaler Gebärdensprach-Avatar“ (KGA) gestartet, an dem auch die Stadt Hemau teilnimmt.
Stadt Hemau/RNRed