Einfach und komfortabel mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs sein, ohne sich Gedanken um das richtige Ticket zu machen: Das Pilotprojekt „SWIPE + RIDE“ des Münchner VerkehrsVerbunds kann nun auch im Regensburger Verkehrsverbund sowie bei Fahrten von einem in den anderen Verbund erprobt werden.
Auf einer Pressekonferenz am heutigen Montag, dem 12. Dezember, luden Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer, Landrätin Tanja Schweiger, Vertreter:innen des Regensburger und des Münchner Verkehrsverbundes (RVV, MVV) sowie der Firmen agilis und Fairtiq zur Vorstellung des neuen „SWIPE + RIDE“ Systems. Per SWIPE + RIDE sollen der RVV und der MVV miteinander verbunden werden, sodass für Pendler:innen und Nutzende der öffentlichen Verkehrsmittel der Ticketkauf vereinfacht werden soll. Die Testphase dauert ein Jahr lang und startet heute.
Was ist SWIPE + RIDE?
Hinter dem neuen SWIPE + RIDE-System steckt die Möglichkeit, per App in die öffentlichen Verkehrsmittel „einchecken“ zu können, sodass die zurückgelegte Strecke digital festgehalten wird und Nutzende sich keine Gedanken darüber machen müssen, zu welchem Tarif oder in welcher Zone sie unterwegs sind. Die anfallenden Kosten können danach direkt abgebucht werden.
Eine Alternative zum Bayern-Ticket
Statt eines festen Ticketpreises zahlt man eine Grundgebühr und je nach Verkehrsverbund einen Betrag zwischen 0,24 und 0,29 Euro pro zurückgelegtem Luftkilometer. Der Preis würde sich jedoch bei 27 Euro deckeln – und liege damit gleichauf mit dem Preis eines Bayern-Tickets, erklärt Kai Müller-Eberstein vom RVV. Im Gegensatz zum Bayern-Ticket könne man SWIPE + RIDE schon vor 09.00 Uhr morgens in Anspruch nehmen.
Zukunft eines „modernen und kundenfreundlichen ÖPNV“?
„Für die Pilotkundinnen und -kunden beginnt heute eine neue Zeitrechnung“, erklärt Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter in einer separaten Pressemitteilung. „Am Fahrkartenautomaten zu stehen und nicht zu wissen, welches Ticket am besten ist, ist für sie ab sofort passé. Denn der Fahrpreis wird automatisch nach der Fahrt im Hintergrund berechnet und abgebucht.“
Genau so müsse ein moderner und kundenfreundlicher ÖPNV funktionieren, argumentiert der Verkehrsminister. Der Freistaat fördert das Pilotprojekt, das ab heute ein Jahr laufen soll, mit mehr als 500.000 Euro. Es ist Teil der ÖPNV-Strategie 2030, mit der der Freistaat den ÖPNV in Bayern für die Zukunft aufstellt.
Politik scheint überzeugt
Für die Vorsitzende des Aufsichtsrates des RVV, Landrätin Tanja Schweiger, ist der eTarif ein innovativer Ansatz zur Weiterentwicklung des Verbundtarifs: „Das ist ein neuer, weiter Schritt“, lobt die Landrätin das Projekt und erklärt, dass SWIPE + RIDE zeige, dass der RVV zeitgemäß unterwegs sein wolle. "Das Pilotprojekt bietet einen unkomplizierten und flexiblen Zugang zum ÖPNV und damit vor allem für Gelegenheitsnutzer einen besonderen Anreiz, auch einmal spontan das Auto stehen zu lassen und mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren.“
Bürgermeisterin Maltz-Schwarzfischer, stellvertretende Vorsitzende des Aufsichtsrates, betont weiter, dass SWIPE + RIDE viele Prozesse „einfach einfacher“ machen würde und ergänzt: „Das 9-Euro-Ticket hat auch gezeigt, dass sich die ÖPNV- Kunden nach einfachen und fairen Lösungen sehnen. Mit dem eTarif spielen Tarifzonengrenzen und Preisstufen bei der Preisbildung keine Rolle mehr. Der Kunde zahlt genau für die Strecke, welche er zurückgelegt hat. Das schafft Vertrauen und trägt dazu bei, den Zugang zum klimafreundlichen ÖPNV zu erleichtern.“. Insbesondere als Gelegenheitsfahrer:in würde man mit Sicherheit günstiger unterwegs sein, als aktuell der Fall sei.
Test läuft bereits in München
Mit dem Projekt SWIPE + RIDE testet der Münchner Verkehrsverbund schon seit Oktober 2020 einen elektronischen Tarif, bei dem der Fahrpreis auf Basis der Entfernung mittels innovativem Check-In/Check-Out-Verfahren über das Smartphone nach der Fahrt automatisch ermittelt wird. Damit sind weder Tarifkenntnisse rund um den eigenen Wohnort, noch am Zielort notwendig. „Wir freuen uns, dass mit der Förderung des Freistaats die Fahrgäste das Projekt SWIPE + RIDE zum eTarif nun auch für Fahrten zwischen MVV und RVV nutzen können“, so MVV-Geschäftsführer Dr. Bernd Rosenbusch. „Das Projekt Donau-Isar ist ein erster Schritt hin zu einem landesweiten elektronischen Tarif – und eine tolle Vereinfachung für die Fahrgäste. Einfach wischen, einsteigen und öffentlich fahren!“
Pilotprojekt nun auch in Regensburg
Nun wird das Pilotprojekt auf den Regensburger Verkehrsverbund (RVV) ausgeweitet: 2.000 Testfahrer:innen sind für die einjährige Testphase geplant, aktuell kann man sich noch melden. Zudem sind erstmals auch verbundübergreifende Fahrten möglich, das heißt die Pilotkundinnen und -kunden können SWIPE + RIDE auch bei Fahrten von einem in den anderen Verbund nutzen. Dafür arbeiten MVV und RVV mit den Eisenbahnverkehrsunternehmen DB Regio, agilis, Bayerische Regiobahn und Länderbahn zusammen.
Für niedrigschwelligen ÖPNV
Gerhard Knöbel, kaufmännischer Geschäftsführer von agilis, erklärt, dass SWIPE + RIDE den ÖPNV barrierefrei und niedrigschwellig gestalten würde: „Es kann ein psychisches Hindernis sein, wenn man am Automaten steht und nicht weiß, was man machen soll.“ Der Schritt sei sehr wichtig, um die Verkehrswende zu schaffen, argumentiert Knöbel.
RVV: „Nutzung von Bus und Bahn vereinfachen“
RVV-Geschäftsführer Kai Müller-Eberstein ergänzt: „Während des rund einjährigen Projektzeitraums im RVV können wir Erkenntnisse gewinnen, wie von unseren Fahrgästen ein rein digitales Angebot angenommen wird.“ Die Möglichkeit, mit diesem Tarif erstmals auch vollständig verbundraumübergreifend zu fahren, unterstreiche die enge Zusammenarbeit zwischen Verbunden und Eisenbahnverkehrsunternehmen mit dem Ziel, die Nutzung von Bus und Bahn für Kund:innen weiter zu vereinfachen.
Modell für Gelegenheitsfahrer:innen
Das Angebot richtet sich insbesondere an Gelegenheitsfahrer:innen, für die sich ein dauerhaftes Abo-Modell nicht lohnt. „Aktuell ist mit dem Deutschlandticket viel in Bewegung“, soVerkehrsminister Bernreiter. „Aber wir brauchen auch ein Angebot für diejenigen, die nicht so häufig mit Bus und Bahn fahren. Gerade dann kennen sich die Menschen oft nicht so gut mit der Tarifstruktur aus und wünschen sich einen einfachen Kaufprozess.“
Mehr Infos zu SWIPE + RIDE
Weitere Informationen zum Pilotprojekt finden sich unter www.swipe-ride.de. Dort können sich Pilotkundinnen und -kunden ab heute registrieren und dann SWIPE + RIDE im MVV, RVV und auch für Fahrten im ÖPNV zwischen den beiden Verbünden nutzen, sofern Start und Ziel in einem der Verbünde liegen.
Bayerisches Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr/RNRed