Während eines öffentlichen Gesprächs des Kulturausschusses im Bundestag forderten Vertreter der Kunst- und Kulturbranche eine bessere Absicherung für Kunstschaffende: Die Lage sei noch vor der Corona-Pandemie höchst prekär gewesen und die Probleme seien seit Jahrzehnten bekannt.
Vertreter der Kulturbranche und der Gewerkschaften fordern höhere Honorare und Gehälter für Künstler, ein übersichtlicheres Sozialsystem und Reformen beim Urheberrecht. Dies zeigte sich am gestrigen Mittwoch, dem 14. Dezember, während eines öffentlichen Fachgesprächs des Kulturausschusses im Bundestag zur sozialen Lage von Künstlerinnen und Künstlern. Das Brot des Künstlers sei nicht der Applaus, sondern das Brot, lautete das Votum der geladenen Sachverständigen.
„Gehälter zu niedrig und Absicherung unzureichend“
Lisa Basten von der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di und Olaf Zimmermann vom Deutschen Kulturrat wiesen darauf hin, dass die soziale Lage von Künstlern in Deutschland nicht erst seit der Corona-Pandemie höchst prekär sei. Die Kultur sei auch außerhalb der Krise in der Krise, sagte Zimmermann. „Die Probleme sind seit Jahrzehnten bekannt“, sagte Basten. Die gezahlten Gehälter und Honorare seien deutlich zu niedrig und die soziale Absicherung unzureichend.
Freischaffende „arbeiten in der Selbstausbeutung“
Zimmermann bezifferte das aktuelle jährliche Durchschnittseinkommen von in der Künstlersozialkasse versicherten freischaffenden Künstler im Musikbereich auf 14.000 Euro und im Wortbereich auf 23.000 Euro. Dieser Einschätzung schloss sich auch Cilgia Gadola vom Bundesverband Freie Darstellende Künste an. Vor allem freischaffende Künstler würden Bereich der „Selbstausbeutung“ arbeiten.
Forderung nach Mindesthonoraren
Basten, Zimmermann und Gadola sprachen sich vehement für angemessene Mindesthonorare aus, wenn Künstler von der öffentlichen Hand beauftragt werden. Bei Honoraren müssten alle Phasen des künstlerischen Schaffens berücksichtigt werden und nicht nur das, was der Zuschauer sieht. Solche Mindesthonorare müssten für alle Ebenen der öffentlichen Hand gelten, für Bund, Länder und Kommunen, forderte Basten.
Kulturetat müsse erhöht werden
Um dies zu finanzieren, müssten allerdings auch die Kulturetats der öffentlichen Hand erhöht werden, führte Zimmermann aus. Wenn höhere Honorare und Gehälter dazu führten, dass Projekte nicht mehr finanzierbar seien, sei dies zwar „zutiefst bedauerlich“, aber es müsse zu einem Umschwung bei der Bezahlung kommen.
„Sozialversicherungsdschungel“ für Schauspieler
Der Schauspieler Heinrich Schafmeister vom Bundesverband Schauspiel mahnte Vereinfachung beim Sozialsystem an. Die Schauspieler in Deutschland bewegten sich aufgrund höchst unterschiedlicher Beschäftigungsverhältnisse in einem undurchsichtigen „Sozialversicherungsdschungel“. Von den etwa 16.000 Schauspielern in Deutschland sei allenfalls „eine Hand voll“ fest und unbefristet angestellt, etwa 2.000 in Ensembles befristet über ein Jahr angestellt, der Großteil hingegen jedoch befinde sich in befristeten Engagements von deutlich unter einem Jahr. Hinzu kämen berufsmäßig unständig Beschäftigte, nicht berufsmäßig unständig Beschäftigte, Mini- und Midi-Jobber sowie Scheinselbstständige. Für all diese Beschäftigungsverhältnisse würden höchst unterschiedliche Regelungen gelten.
Initiative Urheberrecht: Digitaler Bereich mit Nachbesserungsbedarf
Katharina Uppenbrink von der Initiative Urheberrecht forderte deutliche Verbesserungen beim Urheberrecht und beim Urhebervertragsrecht. Das Urheberrecht sei die Existenzgrundlage für die Künstler, dort müsse für eine angemessene Vergütung ihrer Arbeit gesorgt werden. Nachbesserungsbedarf sieht Uppenbrink vor allem im digitalen Bereich. Dieser nehme eine immer größere Bedeutung für die künstlerische Arbeit ein, gleichzeitig sei aber gerade dort die Vergütung deutlich schlechter.
Deutscher Bundestag/RNRed