Die Regensburger Seenotretter:innen von Sea-Eye schlagen Alarm: Die Organisation kämpft mit einem Spendeneinbruch von 23 Prozent. Die fehlende Finanzierung könnte dazu führen, dass Sea-Eye weniger Rettungsmissionen durchführen kann. UPDATE.
Nach Angaben der Organisation stellt das zentrale Mittelmeer auch im Jahr 2022 für schutzsuchende Menschen die tödlichste und gefährlichste Außengrenze der Welt dar. Die Zivile Seenotrettungsorganisationen wie Sea-Eye sehen die Verantwortung hierfür bei den EU-Staaten. Die Rettungsorganisationen sind nach eigenen Angaben für viele der Menschen in Seenot die einzige Aussicht auf Rettung. Doch das Jahr 2022 mit seinen zahlreichen Krisen hat bei Sea-Eye zu einem dramatischen Spendeneinbruch geführt: 23 Prozent weniger als im Vorjahr. Die Rechnung ist laut Sea-Eye einfach: Ohne Spenden gibt es keine Rettungsmissionen.
Vorsitzender sieht den Ernst der Lage
„Die Situation ist sehr ernst. Schon dieses Jahr mussten wir eine Mission aus finanziellen Gründen absagen. Für das kommende Jahr sieht es noch schlechter aus”, sagt Gorden Isler, Vorsitzender des Sea-Eye e.V. Das Rettungsschiff SEA-EYE 4 soll eigentlich bereits in wenigen Wochen zur Januar-Mission aufbrechen. Doch drei Wochen vor Missionsstart ist der nächste Einsatz der SEA-EYE 4 noch immer nicht finanziert. Insgesamt hat der Verein für 2023 sechs Missionen geplant. Sie alle hängen am seidenen Faden. „Wenn sich die Situation nicht absehbar verbessert, müssen wir Missionen absagen. Zwar sind unsere hohen Fixkosten zum Schiffsunterhalt und zur Aufrechterhaltung des Vereins gesichert. Aber das zusätzliche Geld für tatsächliche Rettungseinsätze fehlt uns aktuell. Es ist aber nicht unsere Aufgabe ein Schiff zu besitzen und im Hafen auf Besserung zu warten, sondern Seenotrettungseinsätze durchzuführen. Deshalb schlagen wir jetzt Alarm und formulieren das auch ganz klar. Denn die letzten Wochen haben gezeigt, dass unser Schiff dringend benötigt wird”, so Isler.
Spendenschwache Monate erwartet
Die Energiekrise und deutlich gestiegene Treibstoffpreise verschärfen das Problem laut Sea-Eye zusätzlich. Schon vor Inflation und Preisspirale kostete ein Rettungsmonat die Organisation nach eigenen Angaben rund 250.000 Euro. Große Sorgen bereitet Isler vor allem, dass nach der traditionell stärkeren Spendenzeit um die Vorweihnachtszeit und die Feiertage spendenschwache Monate zu befürchten seien: „Anfang des Jahres ist typischerweise eine eher spendenschwache Zeit. Doch gerade jetzt brauchen wir wirklich jede Unterstützung. Solange staatliche Akteur:innen ihre Verantwortung nicht wahrnehmen, muss unser Schiff fahren. Doch ohne die ungebrochene Solidarität und finanzielle Unterstützung aus der Gesellschaft heraus, ist das nicht mehr möglich.” Im vergangenen Jahr starben nach Angaben der Organisation über 2000 Menschen bei dem Versuch das Mittelmeer zu überwinden, um in Europa Schutz zu finden.
Sea-Eye e.V. / RNRed