In einer Umfrage zur Zufriedenheit mit der aktuellen Bundesregierung kam bereits vor dem angekündigten Rücktritt heraus, dass die Mehrheit der Deutschen mit der Arbeit von Verteidigungsministerin Lambrecht unzufrieden ist. Lauterbach und Lindner gelten auch als große Verlierer im Ranking, während Baerbock als einzige ein Plus verzeichnet.
Kurz vor dem angekündigten Rücktritt von Verteidigungsministerin Christine Lambrecht äußert sich eine überwiegende Mehrheit der Deutschen klar unzufrieden mit der Arbeit der SPD-Politikerin. Das zeigt eine repräsentative Umfrage des Markt- und Meinungsforschungsinstituts Ipsos, die in der letzten Woche durchgeführt wurde. Nur noch 8 Prozent der Deutschen geben Lambrecht auf einer Zufriedenheitsskala von 1 bis 10 die höchsten Werte 8 bis 10, während sechs von zehn Befragten (60 Prozent) angeben, mit ihrer Arbeit vollständig unzufrieden zu sein (Werte 1 bis 3 auf der Skala). Ihre Netto-Zufriedenheit, also die Differenz zwischen denjenigen, die sehr zufrieden und sehr unzufrieden sind, ist mit -52 die schlechteste unter allen Ressortchefs und im Vergleich zu Januar 2022 um ganze 37 Prozentpunkte gesunken.
Verluste für Kanzler und Regierung im Jahresverlauf
Neben Lambrecht verlieren im Jahresverlauf auch die meisten anderen Minister deutlich an Zustimmung in der Bevölkerung. Obwohl sowohl Bundeskanzler Olaf Scholz als auch die Bundesregierung als Ganzes den starken Abwärtstrend der vergangenen Monate stoppen können, bleibt die Zufriedenheit mit ihrer Arbeit auch zu Beginn des neuen Jahres auf eher niedrigem Niveau. Nur noch knapp jeder siebte Befragte (15 Prozent) bewertet Scholz mit den höchsten Werten 8 bis 10, während ganze 40 Prozent angeben, mit seiner Arbeit gänzlich unzufrieden zu sein (1 bis 3). Seine Netto-Zufriedenheit sinkt somit auf -25, womit der Kanzler im Jahresverlauf ganze 32 Punkte verliert.
Auch die Bundesregierung als Ganzes kann nur noch 13 Prozent der Deutschen von sich überzeugen, 42 Prozent bewerten ihre Arbeit indessen negativ. Mit einer Netto-Zufriedenheit von -29 verliert auch sie seit Januar 2022 26 Punkte auf der Zufriedenheitsskala.
Quelle: Ipsos
Baerbock als einzige mit Plus gegenüber Januar 2022
Unter den Ministern des Bundeskabinetts führt weiterhin Außenministerin Annalena Baerbock das Zufriedenheits-Ranking an. Die Grünen-Ministerin kann 23 Prozent der Deutschen von sich überzeugen, 40 Prozent geben allerdings auch bei ihr an, mit ihrer Arbeit unzufrieden zu sein. Mit einer Netto-Zufriedenheit von -17 verzeichnet sie trotzdem als einzige Ministerin der Ampel-Regierung ein Plus von 6 Punkten im Vergleich zum Januar 2022. Damals waren nur 16 Prozent der Deutschen mit ihrer Arbeit zufrieden und ihre Netto-Zufriedenheit lag bei -23. Wirtschaftsminister Robert Habeck ist hinter Baerbock der zweitbeliebteste Minister im Kabinett. Während 18 Prozent seine Arbeit sehr positiv bewerten, sind jedoch auch 42 Prozent sehr unzufrieden mit ihm. Gemessen an der Netto-Zufriedenheit verliert er im Jahresverlauf 9 Punkte und liegt nun bei einem Wert von -24.
Massive Verluste im Jahresverlauf bei Lauterbach und Lindner
Gesundheitsminister Karl Lauterbach, der im Januar 2022 noch 34 Prozent der Deutschen von seiner Arbeit überzeugen konnte und zu diesem Zeitpunkt der beliebteste Minister des Bundeskabinetts war, verzeichnete neben Lambrecht im Verlauf des letzten Jahres die größten Ansehensverluste und verliert auch zu Beginn dieses Jahres weiter an Zustimmung. Nur noch 15 Prozent aller Bundesbürger geben an, vollständig zufrieden mit Lauterbachs Arbeit zu sein, 44 Prozent sind derweil sehr unzufrieden. Seine Nettozufriedenheit sank in den letzten zwölf Monaten um 38 Prozentpunkte und liegt nun nur noch bei -29.
Drittgrößter Verlierer unter allen Ministern ist Finanzminister Christian Lindner, wenn auch mit weitem Abstand hinter Lambrecht und Lauterbach. Lindners Netto-Zufriedenheit fällt im Jahresverlauf um 24 Prozentpunkte und liegt nun bei einem Wert von -30.
Nancy Faeser mit größtem Bekanntheitszugewinn
Während alle Minister des Bundeskabinetts ihre Bekanntheit im Jahresverlauf steigern konnten, sticht Innenministerin Nancy Faeser mit einem Bekanntheitszuwachs von 13 Prozentpunkten deutlich hervor. Gaben im Januar 2022 noch 19 Prozent der Deutschen an, sie nicht zu kennen, tun dies nun ein Jahr später nur noch 6 Prozent. Abgehängt bleiben trotz leichter Gewinne weiterhin Bildungsministerin Bettina Stark-Watzinger und Bauministerin Klara Geywitz, die auch zu Beginn des neuen Jahres jeweils 18 beziehungsweise 20 Prozent der Deutschen nicht kennen.
Methode
Es erfolgte eine Quotierte Online-Befragung von 1.000 Wahlberechtigten zwischen 18 und 75 Jahren in Deutschland, repräsentativ gewichtet nach Alter, Geschlecht, Bildung, Region und Wahlverhalten bei der letzten Bundestagswahl. Die Befragung wurde zwischen dem 09. und 10. Januar 2023 durchgeführt.
Ipsos Politik- und Sozialforschung / RNRed