Die Energieversorgung Deutschlands beherrscht den Diskurs: Von Energiewende bis zum Blackout, das Land beschäftigt sich mit seinem Strom. Auch in Regensburg kommt man um das Thema nicht umher. Prof. Dr. Brückl von der OTH klärt im Gespräch auf und gibt einen Einblick in die Systemstabilität der BRD.
Die Strompreise steigen, Atom- und Kohlekraftwerke in ganz Deutschland sollen abgeschaltet werden und Arbeitnehmer:innen sowie Studierende dürfen sich über eine Energiepauschale „freuen“, auf die Letztere noch eine Weile warten müssen. So sehr wie seit Langem nicht mehr hat der deutsche Energiemarkt die Bewohner:innen dieses Landes fest im Griff und so gut wie jede:r hat sich Gedanken gemacht, an welchen Schrauben man noch drehen kann, um die Rechnung so niedrig wie möglich zu halten. Deutschland befindet sich nach Jahren des Zögerns endlich in der ersehnten Energiewende – wenn auch durch den externen Druck aktueller Geschehnisse. Viele Bürger:innen sind nun verunsichert: Wie geht es der Energieversorgung im Land? Was tun, falls es zu einem Blackout kommen sollte? Kommen wir überhaupt durch den Winter?
Experte für Systemsicherheit: Prof. Dr. Oliver Brückl
Professor Dr. Oliver Brückl von der OTH Regensburg ist Experte für Stromnetze, Energiewirtschaft, Versorgungs- und Systemsicherheit und berät die Bundesregierung im Rahmen der Roadmap „Systemstabilität“ – kaum jemand weiß so gut über das deutsche Stromnetz Bescheid wie er. Als Ansprechpartner gibt er Aufschluss zu vielen Fragen, die sich deutsche Verbraucher:innen aktuell stellen und erklärt, woran es im Moment noch hapert. Zuvor sollte man sich jedoch mit den nackten Zahlen beschäftigen, die einem klar machen, wie sehr Deutschland sein Stromnetz wirklich in Anspruch nimmt.
Wie viel (ver)brauchen wir eigentlich?
Wie viel Strom durch Deutschlands Haushalte verbraucht wird, ist relativ einfach herauszufinden: Ein Durchschnittshaushalt hat laut Statistischem Bundesamt im Jahr 2020 etwa 3.190 Kilowattstunden verbraucht. Sobald man jedoch betrachtet, wie viele Menschen in einem Haushalt wohnen, geht die Spanne sehr weit auseinander. Während der durchschnittliche Ein-Personen-Haushalt 2020 auf 1.978 Kilowattstunden pro Jahr kam, erreichte der Wert bei drei oder mehr Personen 5.047 Kilowattstunden.
In Regensburg existieren keine öffentlichen Zahlen zum Verbrauch der Privathaushalte, jedoch kann man zumindest bei der REWAG nachfragen, wie es um den Bedarf ihrer Kundschaft steht. Die Regensburger Energie- und Wasserversorgung AG & Co. KG ist der größte Energieversorger für Regensburg und die Region. Martin Gottschalk, Pressesprecher der REWAG, gibt auf Anfrage preis, wie sich der Stromabsatz 2020 und 2021 zusammengesetzt hat:
2020 | ||
Stromabsatz REWAG gesamt | Kleinkunden | Großkunden |
1.107 Millionen Kilowattstunden | 364,7 Millionen Kilowattstunden | 742,3 Millionen Kilowattstunden |
2021 | ||
Stromabsatz REWAG gesamt | Kleinkunden | Großkunden |
1.223,2 Millionen Kilowattstunden | 365,8 Millionen Kilowattstunden | 857,4 Millionen Kilowattstunden |
Eindeutig wird hier, dass Großkundschaft, die zumeist aus der Industrie und dem produzierenden Gewerbe stammt, über das Jahr verteilt einen wesentlich höheren Stromverbrauch hat als die Kleinkundschaft.
Zur Kleinkundschaft der REWAG zählen nicht nur Privathaushalte, sondern auch das Gewerbe. Dennoch kann man sich aus den genannten Zahlen einen ungefähren Vergleichswert errechnen, der sich dem bundesweiten Durchschnitt gegenüberstellen lässt. So hatte die REWAG laut Gottschalk 132.425 Kleinkund:innen im Jahr 2020 – wodurch sich ein mittlerer Verbrauch von rund 2.754 Kilowattstunden ergibt. Damit liegt die Kundschaft der REWAG ein gutes Stück unter dem deutschen Durchschnitt. Dennoch sollte man beachten, dass sowohl Privathaushalte als auch Gewerbe unter die Gruppe der Kleinkundschaft fallen.
Vom Kleinen ins Große: die Ebenen der Energieversorgung
Zahlen können den Verbraucher:innen jedoch lediglich als Orientierung dienen. Liegt man unter oder über dem Durchschnitt? Verbraucht man überraschend wenig oder erschreckend viel? Diese Fragen sind von Bedeutung, wenn man sich um seinen eigenen Energieverbrauch sorgt und diesen vielleicht etwas senken möchte. Überlegungen dieser Art helfen allerdings wenig, wenn die Energieversorgung ganzer Landstriche nicht gesichert ist. Professor Dr. Oliver Brückl befasst sich mit der Stabilität des deutschen Stromnetzes und hat Ahnung davon, wie es um die Energieversorgung steht. Der Experte, der als Professor für die OTH Regensburg an der Fakultät für Elektro- und Informationstechnik arbeitet, steht der aktuellen Ampel-Regierung als Berater für die Roadmap Systemstabilität zur Seite – und kennt die Probleme der deutschen Energieversorgung.
Denken auf mehreren Ebenen
Beschäftigt man sich mit den gravierendsten Problemen, die die Stabilität der Energieversorgung in Regensburg oder gar ganz Deutschland betreffen, müsse man die verschiedenen Ebenen betrachten, so Brückl. „Man muss da auch zwischen dem Europäischen Verbundsystem und dem lokalen Verteilungsnetz unterscheiden. Oftmals gibt es lokal begrenzte Stromausfälle, die durch fehlerhafte Transformatoren, Leitungen und anderweitige Probleme ausgelöst werden. Das sind dann immer abgegrenzte Phänomene, die sich relativ schnell wieder beheben lassen.“ Auf der Höchstspannungsebene – also dem Europäischen Verbundnetz, das sich über die EU spannt – sehe dies schon wieder anders aus. Hier geht es um übergeordnete Aspekte der Stabilität, beispielsweise bei der Spannung, der Frequenz und weiteren Faktoren wie dem Netzwiederaufbau.
Zusammenarbeit in Europa – hinkt Deutschland hinterher?
Hinter dem Begriff „Netzwiederaufbau“ versteckt sich der Prozess, das zuvor aus unterschiedlichen Gründen runtergefahrene Stromnetz wieder hochzufahren und leistungsfähig zu machen. „Dort haben wir erheblichen Handlungsbedarf: Denn wir verlieren technische Fähigkeiten durch das Verdrängen der Großkraftwerke. Letzendes bilden diese großen Synchrongeneratoren, egal mit was diese angetrieben werden, bislang das essenzielle Rückgrat der Stabilität in Europa“, erklärt Prof. Brückl. Mit dem Umstieg auf regenerative Energien und dem Wegfall großer, zentraler Kraftwerke müsse man neue Konzepte der Netzstabilität erarbeiten. Denn die bislang genutzten Synchrongeneratoren haben netzstützende und netzbildende Eigenschaften – werden jedoch nicht bei Windkraft- oder Photovoltaikanlagen genutzt. Diese speisen Energie über Wechselstrom-Umrichter in das Netz ein und stellen Deutschlands Ingenieur:innen vor die Frage, wie die Netzbildung weiterhin funktionieren soll. „Das ist nicht nur eine rein technische Frage, auch die Ökonomie spielt hier eine große Rolle – nicht nur volkswirtschaftlich, denn auch hier gibt es natürlich wirtschaftliche Interessen in dem Bereich. Aber auch politische Regularien und Gesetze spielen hier rein“, zählt Prof. Brückl die Menge an Faktoren auf, die bei der Umstellung unserer Versorgung auf regenerative Energien berücksichtigt werden müssen.
„Wir haben viel Zeit verloren“
Müssen Deutschlands Bürger:innen also um die Stabilität ihrer Stromversorgung bangen, sobald „alte“ Großkraftwerke vom Netz gehen? „Die Sorge ist nicht ganz unberechtigt, weil wir in der Vergangenheit viel Zeit verloren oder nicht genutzt haben. […] Das hängt gar nicht direkt mit Photovoltaik oder Windkraft zusammen, sondern vielmehr mit der Technik, mit der die Energie eingespeist wird“, so die Einschätzung des Experten. Mit dem Wegfall der Großkraftwerke würden dem deutschen Stromnetz wichtige Anker verlorengehen, die den Netzwiederaufbau vereinfacht haben. „[Dieser] ist bislang relativ einfach gegangen: Ich habe wenige große Anlagen, wenige Stellschrauben und konnte das Netz einfach wieder hochfahren. Zukünftig habe ich keine großen Kraftwerke, keine Kohle- oder Gaskraftwerke. Die großen Wasserkraftwerke bilden weiterhin einen essenziellen Anker im Netzwiederaufbau, aber wir werden die vielen Wind- oder PV-Anlagen auch beim Netzwiederaufbau berücksichtigen und miteinbinden müssen“, erklärt Brückl die Aussicht auf mögliche Probleme bei der Energiewende.
Europas Arbeit ist Deutschlands Glück
Das bedeutet aber nicht, dass die Bundesrepublik bald im Dunklen sitzen muss. Der Dank gebühre hier dem Europäischen Verbundsystem: „Gerade im letzten Jahr gab es mehrere Ereignisse, die wir [ohne unsere europäischen Partner] nicht so schadlos überstanden hätten. […] Dafür sind wir in unserer Koordination, Abstimmung und unseren Hilfsmöglichkeiten besser gewappnet.“ Das habe bereits vor dem russischen Angriffskrieg geholfen, Deutschland aus der Bredouille zu holen: „Ein gutes Beispiel war 2019: Wir hatten ein mehrmals Leistungsdefizit von bis zu neun Gigawatt in der Spitze – also enorm! Einige Stromhändler haben Dinge gemacht, die sie nicht hätten machen dürfen und die aber schwer nachweisbar sind. Ein solches Ereignis, glaube ich, hätte man vor 15 oder 20 Jahren nicht so beherrschen können, wie wir es heute können.“
Koalition hofft auf Roadmap "Systemstabilität"
Die verbesserte Kommunikation zwischen den Ländern würde einiges besser machen, auch wenn die Technik noch nicht den Soll-Zustand erreicht hat. Professor Brückl gibt aber auch hier Entwarnung: „Daran arbeiten wir jetzt mit Hochdruck. Die Ampel-Koalition hat in Auftrag gegeben, dass die Systemstabilität umfassend bearbeitet werden soll. Was muss kurzfristig geschehen? Was muss – auch mit Blick auf die Kosten – langfristig geschehen?“ – nur einige der Fragen, mit denen sich die Regierung und ihre Berater:innen beschäftigen müssen, um die Stabilität der deutschen Energieversorgung zu gewährleisten.
Freilandleitungen versus Kabeltrassen
Die Debatte rund um die Stromversorgung wird auf verschiedenen Ebenen geführt: Nicht nur die Strukturen, die Deutschland umspannen, werden heiß diskutiert, sondern auch wie genau diese errichtet werden sollen – und aus was. Freilandleitungen versus unterirdische Kabel, das ist die grundlegende Entscheidung. Gerade erstere scheinen in Ungnade gefallen zu sein und werden durch Teile der Bevölkerung vehement bekämpft, auch in Regensburg. Dabei haben sowohl Überlandleitungen als auch unterirdische Kabel ihre Vor- und Nachteile, wie Professor Dr. Brückl im Gespräch erklärt: „Die kann man auf der technischen, der wirtschaftlichen, der ökologischen und der sozialen Ebene beurteilen.“ Der Professor hat eine breite Übersicht über die Vor- und Nachteile der verschiedenen Optionen geboten:
Pro | Kontra | |
Freilandleitungen |
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Unterirdische Kabel |
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Mit der Natur oder gegen die Natur?
Auf einige Punkte ging Prof. Brückl dabei tiefer ein – beispielsweise die ökologischen Aspekte: „Freileitungen sind für Vögel beliebte Objekte, hier können sie sich ansammeln. Für sie sind Freileitungen Bäume ohne Nadeln, an denen sie sich ansiedeln können. Was in der freien Natur ein kahler oder abgestorbener Baum ist, existiert so in der menschlichen Kulturlandschaft nicht mehr ausreichend, weil wir sie abholzen. Das ersetzen Freileitungsmasten.“ Auch die Bepflanzbarkeit von Schneisen, die entstehen, sobald eine Leitung oder ein Kabel durch den Wald läuft, spielt eine Rolle: So erläutert der Experte, dass Schneisen, die unterhalb einer Freilandleitung durch den Wald verlaufen, bepflanzt werden können und somit ein wichtiges Biotop für Flora und Fauna bieten könnten. Denn hier dürfe man keinen Wirtschaftswald mehr anpflanzen, sodass die Biodiversität gepflegt werden könne. Anders als bei unterirdischen Kabeln: Zwar müsse man auch hier Schneisen durch den Wald bilden, jedoch dürften diese nicht bepflanzt werden, damit man noch an die Kabel rankomme, so Brückl.
Muss das Landschaftsbild leiden?
Der Punkt, der jedoch am kontroversesten diskutiert wird, ist wohl die Wirkung auf das Landschaftsbild. Gerade in Bayern, dem Bundesland dessen Landschaft durch Regelungen wie der „5H-Regel“ zum Aufstellen von Windrädern geschützt werden soll, liegt die schöne Aussicht vielen Bürger:innen am Herzen. Hier hätten unterirdische Kabel die Nase klar vorne, so Prof. Brückl. „Das Landschaftsbild ist durchaus etwas wert, das sollte man an dieser Stelle auch sagen. […] Wenn die Gesellschaft also sagt, dass das Landschaftsbild überwiegt, dann muss man sich als Politiker oder als Politikerin auch darauf einstellen und vorher Überzeugungsarbeit leisten“, erklärt Prof. Brückl, wie die Politik Einfluss auf die Akzeptanz von Freilandleitungen nehmen könnte.
Aus der Vergangenheit gelernt: Marode Masten und „kostengünstige“ Kabel
Unabhängig davon, ob man Freilandleitungen oder Kabeltrassen bevorzugt, müssen beide Optionen gewartet und regelmäßig in Stand gehalten werden. Was passiert, wenn diese Aufgabe vernachlässigt wird, hat der Nordwesten Deutschlands zuletzt 2005 erfahren müssen: Im November vor zwölf Jahren kam es zum „Münsterländer Schneechaos“, bei dem überraschend große Mengen an Schnee über die Landschaft im Münsterland hinwegfegten – und prompt die Stromversorgung lahmlegten. Die Ursache: Marode Strommasten, die unter dem Gewicht des Schneefalls zusammenbrachen und die betroffenen Haushalte von der Stromversorgung abschnitten. Hängt Deutschland in der Wartung seiner Strommasten derart hinterher? Im Nachgang des Münsterländer Schneechaos' wurde festgestellt, dass viele der Strommasten noch aus Vorkriegszeiten stammten und der Thomasstahl, aus dem die Masten bestanden, spröde wurde.
"Nicht nur günstig, sondern billig"
Professor Brückl weist jedoch auf einen wichtigen Umstand hin: „Bei dem Blackout 2005 hätte derartiges gar nicht mehr passieren sollen, denn diese Masten hätten längst ausgetauscht werden müssen und wurden einfach übersehen oder vernachlässigt.“ Dass Strommasten aus der Vorkriegszeit überhaupt noch in Benutzung waren, wäre Anfang der 2000er wohl auch keine Ausnahmeerscheinung gewesen: Immerhin hätten Freileitungen eine „Lebenserwartung“ von 80 Jahren, erklärt der OTH-Professor.
Auch bei Kabelleitungen könne es zu solchen Defekten kommen, weist Brückl hin: „In den 90ern haben wir viele Kabel verbaut, von denen wir jetzt wissen, dass wir sie nicht hätten kaufen sollen. Die waren nicht günstig, sondern nur billig. Bereits nach ein paar Jahren zeigten die ersten Kabel Ausfallerscheinungen – aber das ist eben nicht flächendeckend der Fall, das muss man dazu sagen.“ Demnach scheint das deutsche Stromnetz zumindest nicht mehr mit baulichen Defiziten zu kämpfen, als es anderorts auch der Fall sein wird. Aber trotz aller Vorsichtsmaßnahmen kann es dennoch zu Notfällen kommen – denn diese kann man eben nicht vorhersehen.
Sieht Regensburg bald Schwarz?
Einer dieser Notfälle kann ein sogenannter „Blackout“ sein – der totale Zusammenbruch der Stromversorgung in einer Region. Eine Wahrscheinlichkeit für Blackouts zu geben, sei nicht möglich, erläutert Prof. Brückl. Immerhin werden diese meistens durch Notsituationen ausgelöst und sind damit kaum berechenbar. Ein Blackout kann unterschiedliche Auslöser haben, so der Professor von der Fakultät für Elektro- und Informationstechnik: „Ein Blackout wie 2005 oder 2003 in Italien kommt nur dann zustande, wenn irgendwo ein technischer Fehler in Verbindung mit anschließendem menschlichen Versagen, ein Anschlag oder ein Cyberangriff vorkommen.“
Blackout in der Oberpfalz eher unwahrscheinlich
Seiner Meinung nach sei es relativ unwahrscheinlich, dass es heutzutage zu einem Blackout kommen könnte – denn das Personal sei wesentlich besser geschult als noch vor 20 Jahren und die Abstimmung zwischen den verschiedenen Partnern ebenso optimiert worden. Dennoch könnten sich gerade Cyberattacken in den kommenden Jahren häufen, da sie eine der aufstrebenden Formen der digitalen Kriegsführung darstellen und jüngst bereits auf diese Weise eingesetzt wurden: „2015 hatten wir in der Ukraine bereits den Fall und dort war Russland auch erfolgreich darin, einen Blackout mittels Cyberangriff herzustellen. Sobald drei Umspannwerke betroffen sind, könnte man Europa in der Theorie lahmlegen. Aber das wird der Geheimdienst dann hoffentlich bereits im Blick haben“, setzt Prof. Brückl die Gefahr in Relation.
„Dann kommen wir gut durch“ – die Hoffnung auf den milden Winter
Viel eher als zu einem Blackout könnte es noch zu einem sogenannten „Brownout“ kommen: Der gezielten Abschaltung von bestimmten Bereichen, indem man sie vom Stromnetz trennt. Meistens seien davon keine Haushalte betroffen, so Brückl, viel eher würde es die Industrie treffen. Ruft man sich die Zahlen, die die REWAG zur Verfügung gestellt hat, wieder ins Gedächtnis, ergibt diese Entscheidung durchaus Sinn – immerhin verbraucht auch hier in Regensburg Großkundschaft etwa 70 Prozent des Stromabsatzes der REWAG aus dem vergangenen Jahr. Dennoch sei nicht festgelegt, wo und wann abgeschaltet wird – denn ein Brownout ist eine Maßnahme, die als Reaktion auf die Gefährdung der Netzstabilität getroffen wird.
Entscheidend sei hier vor allem der Temperatureinfluss, so Prof. Brückl und führt aus: „Gezielte Stromabschaltungen werden dann wahrscheinlich, wenn es sehr kalt wird. Wenn wir im Januar eine Kältewelle von -20 Grad hätten, über mehrere Tage, dann sind solche Abschaltungen wahrscheinlich nicht mehr vermeidbar.“ Und auch wenn Regensburgs Straßen recht überraschend das Ziel von Schnee und Glatteis wurden, scheint es nicht so, als ob man sich demnächst auf einen derartigen Wintereinbruch vorbereiten müsse. Professor Brückl beruft sich an dieser Stelle auf den Deutschen Wetterdienst (DWD): „Laut der Langzeitprognose des DWD – die mit äußerster Vorsicht zu genießen ist – liegt die Tendenz heuer zu einem eher warmen Winter. Dann kommen wir gut durch.“
Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste
Fest steht wohl, dass Deutschland hoffentlich problemlos und mit Strom versorgt durch den Winter kommen wird. Nicht zuletzt auch dank der Fortschritte, die auf paneuropäischem Level gemacht wurden und die Zusammenarbeit erleichtert haben. Stünde Deutschland alleine dar, würde die Lage wohl eine andere sein, sodass die Arbeit an der Roadmap Systemstabilität dringend nötig ist. Trotz alledem weist auch die Bundesregierung darauf hin, dass Bürger:innen für den Ernstfall gewappnet sein sollten und empfiehlt, eine gewisse Menge an Notfallrationen im Haus zu halten. Wer sich hiermit noch nicht beschäftigt hat, kann einen Blick auf die Website des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe werfen – dort findet man hilfreiche Übersichten dazu, was im Notfall vorhanden sein sollte.
Fortsetzung im Februar-filter
Nicht nur Deutschland wird sich in der Zukunft noch weiter mit Fragen rund um die Energieversorgung beschäftigen – auch im nächsten filter geht die Berichterstattung weiter. Im kommenden Teil der Recherche dreht sich alles um die Verstromung von Gas, die Abhängigkeit von Russland und die gefühlte Unabhängigkeit durch Photovoltaikanlagen. Auch den nächsten Teil wird man außerdem online unter regensburger-nachrichten.de nachlesen können.
Nicole Michalak/RNRed