Im Beisein des bayerischen Kultusministers Michael Piazolo und der Vorsitzenden der jüdischen Gemeinde Regensburgs, Ilse Danziger, wurde eine neue Informationstafel zur Schmähdarstellung am Dom der Öffentlichkeit präsentiert. Der Weg zur neuen Tafel wurde auch überregional diskutiert.
Mit Kultusminister Prof. Dr. Michael Piazolo, Bayerns Antisemitismusbeauftragten Dr. Ludwig Spaenle, Ilse Danziger, der Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde Regensburg, Domprobst Dr. Franz Frühmorgen und Bauamtsdirektor Karl Stock waren wichtige und verantwortliche Personen in Sachen Bildung, Antisemitismus-Bekämpfung und Zeitgeschichte versammelt, um die neue Informationstafel zur Schmähdarstellung am Regensburger Dom zu präsentieren. Der Umgang mit der „Judensau“ ist dabei jedoch nicht unumstritten.
Spaenle: Zeichen für das nachbarschaftliche Verhältnis
Bereits vor der Anbringung der neuen Informationstafel ordnete eine Plakette die „Judensau“-Darstellung am Dom geschichtlich ein und wies auf die antisemitische Botschaft hin. In den letzten Jahren kam vermehrt der Wunsch auf, den Umgang mit der Plastik abzuändern. Auch eine Entfernung der „Judensau“, wie bei einem ähnlich gelagerten Fall in Wittenberg stand im Raum. Der Freistaat Bayern entschied sich zusammen mit lokalen Stimmen und Experten aus Regensburg dazu, die Plastik zu erhalten, aber durch eine modernisierte Informationstafel zeitgemäßer einzuordnen. Bayerns Antisemitismusbeauftragten und ehemaliger Kultusminister Dr. Ludwig Spaenle begrüßte die anwesenden Journalisten und Gäste. Für Spaenle sei die neue Tafel ein Zeichen für das nachbarschaftliche Verhältnis der katholischen und der jüdischen Gemeinde, die in Regensburg nicht nur wegen ihrer räumlichen Nähe seit Jahren ein freundschaftliches pflegen würden. Spaenle berief sich auch auf die Überschneidungen im Glauben der beiden Religionen und das gemeinsame Alte Testament.
Oben links: Die Schmädarstellung "Judensau" am Regensburger Dom.
Vertreter der gemeinden zeigen sich zufrieden
Ilse Danziger, die Vorsitzende der jüdischen Gemeinde in Regensburg, benannte die Darstellung als klar antisemitisch. Umso wichtiger sei es, die Plastik als mahnendes Beispiel anführen zu können. Dabei helfe in einem ersten Schritt, die Informationstafel in die heutige Zeit zu holen und so einen Beitrag gegen Antisemitismus zu leisten, so Danziger. Die Tafel symbolisiere so den Grundsatz unseres zukünftigen Zusammenlebens. Auch der Domprobst Dr. Franz Frühmorgen bestätigt diesen Gedanken. Geschichte könne man nicht ausradieren, so Frühmorgen. Mit ihrem Erhalt und der neuen Informationstafel bleibe die Darstellung eine andauernde Mahnung, gegen jede Form von Antisemitismus einzutreten und die Würde eines jeden Menschen zu achten.
Piazolo: Vorbildfunktion für Bayern
Die Anwesenheit des Staatsministers Piazolo unterstrich für die Vertreter der Gemeinden die Bedeutung des laut Antisemitismusbeauftragten Spaenle denkwürdigen Tages. Piazolo freute sich, den nach eigenen Angaben nicht immer einfachen Weg zur neuen Informationstafel zu Ende gegangen zu sein, da diese Entscheidungsfindung demokratisch und nötig gewesen sei. Als „Einordnung über Abschaffung“ bezeichnete der Kultusminister die Anbringung der neuen Tafel, die aus seiner Sicht eine Vorbildfunktion für Bayern und Deutschland einnehmen könne. Minister Piazolo mahnte auch, das Thema Antisemitismus auch heute besonders ernst zu nehmen, da der Freistaat zunehmend Antisemitismus auch in Form von Straftaten sehe. Es sei Kernaufgabe und DNA des Freistaates Bayern jüdisches Leben zu schützen, schloss der Minister, bevor er mithilfe der anderen Anwesenden die neue Tafel enthüllte.
Kultusminister Piazolo betrachtet nach Studium der Informationstafel die Schmähdarstellung.
Hintergrund „Judensau“
Die neue Tafel ist in deutscher und englischer Sprache verfasst und soll auch alleine durch ihre größere und auffälligere Gestaltung in Zukunft mehr zur Aufklärung und Einordnung beitragen. Künftig werden also die Informationstafel und ein Internetauftritt genutzt, um die sogenannte „Judensau“ historisch einzuordnen. So soll nach Angaben der Verantwortlichen deutlich gemacht werden: Der Freistaat als Eigentümer des Doms und die Diözese Regensburg als Nutzer distanzieren sich von der judenfeindlichen Darstellung aus dem späten Mittelalter. Der Text der Infotafel wurde von der Münchner Professorin Dr. Eva Haverkamp-Rott in Abstimmung mit dem Antisemitismusbeauftragten des Freistaats erstellt und mit allen beteiligten Einrichtungen abgestimmt. Auf der Tafel selbst ist ein QR-Code mit angebracht, der auf weiterführende Informationen verweist und dort auch die besondere Bedeutung und Herkunft der Judensau erklärt. Den verlinkten Internetauftritt finden Sie hier.
RNRed