Eine deutsche Tierschutzorganisation schlägt Alarm: Neues Bewegtbildmaterial von finnischen Pelzfarmen zeigt verletzte, kranke und kannibalische Füchse. Die Organisation fordert Gesetzgeber erneut dazu auf, schnellstmöglich ein Eu-weites Verbot für die Zucht und den Verkauf von Pelzen durchzusetzen.
Neues Filmmaterial auf Youtube zeigt laut der Tierschutzorganisation VIER PFOTEN Bilder der Haltungsbedingungen von Füchsen auf finnischen Pelzfarmen. Die Tiere im Video haben tränende, geschwollene und infizierte Augen und Ohren, verletzte und blutige Schwänze und deformierte Spreizfüße. Das Filmmaterial zeigt auch fettleibige, sogenannte Monsterfüchse aus selektiver Zucht und Babyfüchse, die ihre toten Geschwister kannibalisieren. Das zum Teil verstörende Material wurde von der Tierschutzorganisation VIER PFOTEN veröffentlicht. Diese fordert in Zusammenarbeit mit finnischen Organisationen ein sofortiges Eingreifen der Politik.
Mehrere große Modemarken involviert
Das Filmmaterial enthüllt laut VIER PFOTEN das Leiden der Tiere für die Pelzmode, obwohl sich der Pelzhandel in Finnland damit brüste, dass beinahe 100 Prozent der Fuchspelzfarmen nach dem SAGA-Pelzsicherungssystem zertifiziert sei. Das System verspricht „ein Höchstmaß an Tierschutz“, aber die dokumentierten grausamen Bedingungen würden eine andere Geschichte zeigen, so VIER PFOTEN. Fuchspelze, die aus Finnland stammen, würden laut der Organisation unter anderem von Marken wie Fendi, Yves Salomon, Woolrich, Ermanno Scervino und Max Mara verwendet werden.
Pelzhandel trifft auf weitläufige Ablehnung
Die Enthüllung der grausamen Haltungsbedingungen kommt nach Angaben von VIER PFOTEN zu einem Zeitpunkt, an dem bisher mehr als 1,3 Millionen EU-Bürger die EU-weite Petition der Europäischen Bürgerinitiative (EBI) „Pelzfreies Europa“ unterzeichnet haben. Mit dieser wird die Europäische Kommission aufgefordert wird, die Zucht und den Verkauf von Pelzen in der EU zu verbieten. „Das Filmmaterial ist absolut schockierend. Das ist der Grund, warum 92 Prozent der EU-Bürgerinnen und Bürger eine strengere Tierschutzgesetzgebung wollen und warum europäische Verbraucher Marken bevorzugen, die sich nicht an solchem Tierleid beteiligen", erklärt Thomas Pietsch, Leiter des Bereichs für Wildtiere in der Unterhaltungsindustrie und im Textilbereich bei VIER PFOTEN.
„Die Europäische Bürgerinitiative hat Rekordzahlen erreicht. Rund 1,3 Millionen Bürgerinnen und Bürger haben bereits für ein Verbot der Pelzindustrie gestimmt und das zeigt das Stimmungsbild der Öffentlichkeit: Pelzfarmen sind sozial und wirtschaftlich nicht länger akzeptabel. Der letzte Schritt ist nun, dass das auch in der Gesetzgebung auf EU-Ebene im Jahr 2023 mit einem vollständigen Verbot in allen Mitgliedstaaten verankert wird“, erklärt Thomas Pietsch weiter.
Woher stammen die Aufnahmen?
Die finnische Tierschutzorganisation Oikeutta eläimille (OE) filmte zwischen Juni und November 2022 in sechs zufällig ausgewählten Pelzfarmen in der Region Österbotten in Westfinnland. Kristo Muurimaa von OE sagt: „Die Mehrheit der Finnen möchte die Haltung der Tiere in kahlen Käfigen nur wegen ihres Fells verbieten, aber unsere Politiker haben es versäumt, der Grausamkeit ein Ende zu setzen. Ein EU-weites Verbot würde den Tieren auch in anderen Mitgliedsländern helfen, in denen die Geldgier über den Tierschutz gestellt wird.“ Das Filmmaterial wurde von den Tierschutzorganisationen Oikeutta eläimille und Humane Society International/Europe veröffentlicht.
Pelz-Fakten nach Angaben von VIER PFOTEN:
- Jedes Jahr werden weltweit mehr als 100 Millionen Tiere für ihren Pelz getötet - das entspricht drei Tieren, die jede Sekunde sterben.
- Die Pelztierzucht wurde in 19 europäischen Ländern (14 davon sind EU-Mitgliedstaaten) verboten, darunter die Niederlande, Österreich, Belgien, die Tschechische Republik, die Slowakei, Kroatien, Slowenien, Luxemburg, Malta, Irland, Estland, Frankreich, Italien und zuletzt am 22. September 2022 Lettland. Politische Diskussionen über ein Verbot sind auch in Rumänien, Litauen, Spanien und Polen im Gange. Zwei weitere Länder (die Schweiz und Deutschland) haben strenge Vorschriften erlassen, sodass die Pelztierzucht faktisch eingestellt wurde, und drei weitere Länder (Dänemark, Schweden und Ungarn) haben Maßnahmen eingeführt, die die Zucht bestimmter Arten beenden.
- Eine wachsende Zahl von Modedesignern und Einzelhändlern verzichtet auf Echtpelz in ihren Kollektionen. Allein in den letzten Jahren haben Canada Goose, Oscar de la Renta, Valentino, Gucci, Burberry, Versace, Chanel, Prada und andere bekannte Marken angekündigt, pelzfrei zu arbeiten.
- Der Pelzhandel in Finnland befindet sich im finanziellen Niedergang. Viele Pelzfarmen müssen schließen, einige Pelztierzüchter in Europa haben ihre Tätigkeit diversifiziert oder sind auf andere Einkommensquellen wie Solarzellen umgestiegen, um ihre Zukunft zu sichern.
VIER PFOTEN / RNRed