Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine dauert mittlerweile fast ein Jahr und die deutsche Bevölkerung zeigt sich nach wie vor bereit, die Ukraine zu unterstützen. Eine Studie zeigt nun allerdings, dass die Unterstützungsbereitschaft zu bröckeln droht. Besonders die Waffenlieferungen spielen dabei eine Rolle.
Die deutsche Bevölkerung zeigt sich im Hinblick auf den Krieg in der Ukraine weiterhin bereit, die Ukraine zu unterstützen. So stimmt etwas mehr als eine Zweidrittelmehrheit (68 Prozent) der Aussage zu, dass Deutschland ukrainische Flüchtlinge aus dem aktuellen Konflikt aufnehmen solle. Das zeigt eine in 28 Ländern durchgeführte Studie des Markt- und Meinungsforschungsinstituts Ipsos. Verglichen mit den Ergebnissen der Umfrage, die kurz nach Beginn des Krieges durchgeführt wurde, nimmt die Unterstützungsbereitschaft allerdings ab. Im April des Jahres 2022 waren noch 82 Prozent der Deutschen dafür, ukrainische Flüchtlinge aufzunehmen – ein Rückgang um 14 Prozentpunkte.
Sinkende Zustimmung für militärische Unterstützung und Waffenlieferungen
Die deutschen Befragten sind mehrheitlich (75 Prozent) der Meinung, dass Deutschland es vermeiden solle, sich militärisch in den Konflikt einzumischen. Nur knapp die Hälfte der Bundesbürger (48 Prozent) befürwortet die Bereitstellung von Waffen und Luftabwehrsystemen für das ukrainische Militär, im April 2022 waren es noch 55 Prozent.
Angst vor weiterer Eskalation
Dr. Robert Grimm, Leiter der Politik- und Sozialforschung bei Ipsos, stellt dazu fest: „Dass weitere Waffenlieferungen, einschließlich Leopard-2-Panzer, keine schnelle Lösung herbeibringen, sondern den Krieg in der Ukraine immer mehr eskalieren lassen, ist eine berechtige Sorge der deutschen Bevölkerung. Leider gibt es momentan keine bessere Alternative, um Putins Imperialismus zu stoppen, als die Ukraine weiterhin zu unterstützen.“ Deutschland und die Deutschen würden dabei eine wichtige Rolle spielen.
Sanktionen, Solidarität und Sorge vor steigenden Kosten
Weiterhin unterstützen viele Bundesbürger die verhängten Wirtschaftssanktionen gegen Russland. Vier von zehn Deutschen (43 Prozent) sind der Meinung, dass Sanktionen gegen Russland notwendig sind, um die Ukraine zu unterstützen und Russland dazu zu drängen, den Krieg zu beenden – auch wenn dies bedeutet, dass die Energie- und Nahrungsmittelpreise für einen längeren Zeitraum ansteigen. Demgegenüber stehen diejenigen, die sich um die wirtschaftlichen Folgen für Deutschland sorgen. So finden 30 Prozent der Befragten, dass die Sanktionen gegen Russland die wirtschaftlichen Auswirkungen auf die Energie- und Lebensmittelpreise nicht wert seien.
Wirtschaftliche Situation hemmt Unterstützungsbereitschaft
Darüber hinaus scheint die aktuell angespannte Wirtschaftslage negative Auswirkungen auf die Unterstützungsbereitschaft der Deutschen zu haben. Aktuell sind mehr als die Hälfte (56 Prozent) der Bundesbürger der Meinung, dass Deutschland es sich angesichts der aktuellen Wirtschaftskrise nicht leisten könne, die Ukraine finanziell zu unterstützen. Im vergangenen April stimmten nur 47 Prozent der Befragten dieser Aussage zu.
Von einer Krise zur nächsten: Kriegsmüdigkeit in Deutschland
Inzwischen sagen sogar 43 Prozent der Bundesbürger, dass die Probleme der Ukraine Deutschland nichts anginge und sich nicht einmischen solle. Verglichen mit der April-Umfrage ist das ein Zuwachs um 11 Prozentpunkte.
Dr. Robert Grimm dazu: „Nach Jahren der Krisen – Flüchtlingskrise, Corona, Krieg, Energiekrise, Inflation und Klimawandel, in denen der Bevölkerung immer wieder Unterstützung abverlangt wurde, wollen viele Bürgerinnen und Bürger nicht mehr aktiv hinschauen, sondern sich passiv von Krisen und Konflikten abwenden.“
Ipsos / RNRed