284.700 Hektoliter beträgt laut Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) die „Bierquote“ des vergangenen Jahres. Gleichzeitig erhalten Beschäftigte in der Brauerei noch immer zu wenig Lohn für ihre Arbeit. Daher startet morgen die zweite Verhandlung, in der die NGG eine deutliche Lohnerhöhung fordert. Gibt es ansonsten bald nur noch Alkoholfreies?
So groß ist der Bierdurst in Regensburg: 284.700 Hektoliter Bier – das ist die „Gerstensaft-Quote“ im vergangenen Jahr. Rein rechnerisch jedenfalls, sagt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten.
213 Liter Bier pro Kopf
Nach Angaben der NGG Oberpfalz ließen sich die Über-16-Jährigen bayernweit im Schnitt 213 Liter Bier pro Kopf schmecken. „Bei der extremen Inflation brauchen auch die Beschäftigten der Brauereien in Bayern einen kräftigen ‚Schluck aus der Pulle‘ – und zwar beim Lohn“, sagt der Geschäftsführer der NGG Oberpfalz, Rainer Reißfelder.
Mehr Lohn und Verbesserungen für Azubis
Als Brauerei-Gewerkschaft fordert die NGG für zwölf Monate zwölf Prozent mehr Lohn für alle Beschäftigten. Zusätzlich soll es deutliche Verbesserungen für Azubis geben. Neben der Erhöhung der Ausbildungsvergütungen um 150 Euro pro Monat sollen das Urlaubsgeld auf 660 Euro und die Urlaubstage auf 30 Tage angehoben werden. Darüber hinaus sollen alle, die ihre Ausbildung erfolgreich in einer bayerischen Brauerei abschließen, dafür eine Prämie bekommen – und zwar in Höhe eines Monatsgehalts. „Wir wollen attraktive Ausbildungs- und Arbeitsplätze in der Brauwirtschaft gestalten, damit wir auch in Zukunft gute Mitarbeiter:innen gewinnen können“, so Reißfelder.
Warnstreik: Gibt es bald nur noch alkoholfreies Bier?
Der Bayerische Brauerbund drückte nach Angaben der NGG Oberpfalz bei der ersten Tarifrunde allerdings „gewaltig auf die Bremse“: „Mit gerade einmal drei Prozent mehr Lohn jährlich in zwei Stufen für die kommenden zwei Jahre plus einer Einmalzahlung von 1.000 Euro starten die Arbeitgeber den Versuch, die bayerischen Brauerei-Beschäftigten weit unterhalb der Inflationsmarke abzuspeisen. Das schmeckt keinem. Die Arbeitgeber müssen am morgigen Mittwoch, den 26. April, ein neues, deutlich verbessertes Angebot auf den Tisch legen. Ansonsten hat Bayern bald einen ‚Knoten in der Bierleitung‘ und die Biergärten und Volksfeste müssen vermehrt alkoholfreie Getränke ausschenken. Am 24. April haben 650 Brauerei-Beschäftigte aus ganz Bayern in München mit einem Warnstreiktag ein deutliches Zeichen gesetzt und ihre Forderungen bekräftigt“, so Rainer Reißfelder.
Nach Angaben der NGG zieht der Bierkonsum nach „mauen Corona-Jahren“ wieder an – und mit ihm auch die Gewinne der Brauherren. „Einen nachvollziehbaren Grund für Lohnzurückhaltung gibt es also nicht. Schon gar nicht bei einer Inflation, die nach wie vor extrem hoch ist und es wohl auch bleiben wird“, so Rainer Reißfelder. Der Bierabsatz in Bayern sei mit 23.939.000 Hektolitern im vergangenen Jahr deutlich gestiegen – immerhin um 2,6 Prozent gegenüber 2021. Die Gewerkschaft beruft sich dabei auf aktuelle Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis).
Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) / RNRed